Kulturkommentar

„Alles neu macht?… Die Schusterin, der Schneider…“

Alles neu macht?… Die Schusterin, der Schneider…

Alles neu macht?… Die Schusterin, der Schneider…

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Apenrade/Aabenraa
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In einem Kulturkommentar plädiert Büchereidirektoion Claudia Knauer dafür, Kleidung, Schuhe und Technik zu reparieren anstatt sie neu zu kaufen.

Wegwerfen, nur weil die Absätze schiefgelaufen sind? Das Kleid im „Genbrug“, also dem dänischen Secondhandladen nicht kaufen, nur weil es in der Taille zu weit ist? Das ist sowas von gestern. Heute geht man damit zur Schusterin und lässt die Absätze richten. Für viel weniger Geld als neue Schuhe kosten und mit viel weniger Umweltkosten. Wer einen so richtig guten Handwerker kennt, wie zum Beispiel Michael Wiesegart in Flensburg, der kann sogar Sandalen enger machen lassen oder teure Birkenstocks mit neuem Kork aufpolstern lassen. Das spart ganz enorm, und man muss nicht mühsam Schuhe wieder einlaufen. Der Schneider sorgt für den richtigen Sitz des Kleides, das im Genbrug einen Bruchteil dessen kostet, was man im Einkaufscenter dafür hingelegt hätte.

Claudia Knauer ist Jahrgang 1961, lebt mit ihrem Mann in Apenrade (Aabenraa) und ist Direktorin der Büchereien der deutschen Minderheit in Nordschleswig. Sie war unter anderem stellvertretende Chefredakteurin beim „Nordschleswiger“ und schreibt seit Jahren weiterhin Gastbeiträge.

Bekleidung kann gestopft werden, wenn sich Löcher zeigen (im Idealfall vom Besitzer selbst), Nähte kann man auflassen (wenn der Sommerurlaub sich zu deutlich auf die Hüften geschlagen hat) und den Reißverschluss in der Winterjacke ersetzen. Alles billiger als ein Neukauf.

Wir können es uns nicht länger leisten, Dinge, die mit teuren Ressourcen hergestellt, eingepackt, transportiert wurden, einfach auf den Müll zu werfen. Wir müssen eine Kultur der Wieder-, Weiter-, Neuverwertung entwickeln. Elektrogeräte müssen reparierfähig sein – zum Glück ist die EU an diesem Thema dran. Dafür brauchen wir dann aber auch die Techniker, die die Reparaturen ausführen können. Wir brauchen Handwerkerinnen, Schuster, Schneiderinnen, IT-Reparierexperten und Verbraucherinnen und Verbraucher, die einen Schritt weiterdenken. Dann haben wir alle etwas davon.

Eine der tüchtigen Mitarbeiterinnen in der deutschen Bücherei Apenrade kann übrigens sogar alte Bücher in neue Handtaschen verwandeln. Upcycling heißt das auf Neudeutsch. Da geht ganz viel.

Die in diesem Kulturkommentar vorgebrachten Inhalte sind nicht von der Redaktion auf ihre Richtigkeit überprüft. Sie spiegeln die Meinung der Autorin oder des Autors wider und repräsentieren nicht die Haltung des „Nordschleswigers“.

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