Nachruf

Ein langes Leben als Arzt, Ehrenamtler und Weltenbummler

Ein langes Leben als Arzt, Ehrenamtler und Weltenbummler

Ein langes Leben als Arzt, Ehrenamtler und Weltenbummler

Hadersleben/Haderslev
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Hans-Oluf Meyer war ein vielseitig interessierter Mensch. Foto: Karin Riggelsen

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Er war ein leidenschaftlicher Segler und engagiertes Mitglied der deutschen Gemeinschaft in Hadersleben: Am 25. Juli ist der bekannte Arzt Hans-Oluf Meyer im Alter von fast 94 Jahren im Kreis seiner Familie verstorben.

Nicht nur als Arzt, auch als ein Mensch mit ausgeprägtem Geschichtsbewusstsein und vielseitigen Interessen machte sich Hans-Oluf Meyer einen Namen. Sein großes Interesse für Heimatkunde, Weltgeschehen, Politik, Wirtschaft sowie für die Kunst ließ bis zu seinem Tod nicht nach.

Hans-Oluf Meyer war und blieb ein „Haderslevdreng“. Er wurde als ältester Sohn von Marianne und Otto Meyer geboren. Sein Großvater war Sanitätsrat Peter Meyer, der am Städtischen Krankenhaus als Chefarzt und zunächst nebenbei in der Familienpraxis an der Großen Straße 9 arbeitete.

Abitur mit Hindernissen

In seinem Geburtshaus im Haus an der Großen Straße 9 lag bis zum Jahre 1940 die Arztpraxis seines Vaters Otto und dessen Bruder Paul Meyer. Später zog die Familie Otto Meyer an die Norderstraße 40, wo Otto Meyer seine Praxis weiterführte. Dort wuchsen Hans-Oluf und seine fünf Geschwister auf. Der junge Meyer wurde in die deutsche Volksschule eingeschult, die damals im Wilhelminenheim untergebracht war.

Nach dem Besuch der Luiseschule folgte die Friedrichschule, wo Hans-Oluf Meyer im Frühjahr 1945 sein Realexamen bestand.

Im Mai 1945 wurde er zusammen mit anderen Familienmitgliedern als jüngstes Mitglied der deutschen Volksgruppe im Faarhuslager kurzzeitig interniert. Anschließend besuchte er in der „Haderslev Katedralskole“ die sogenannte „Tyskerklasse”. Er wurde damals in die von der Friedrichschule in die „Katedralskole“ überführte Klasse aufgenommen und musste sein Realexamen nochmals ablegen, bevor er schließlich im Jahre 1949 sein Abitur machen durfte.

Medizinstudium in Kopenhagen

Ab 1949 studierte Hans-Oluf Meyer in Kopenhagen Medizin. Nebenbei arbeitete er unter anderem als Reiseführer mit vielen Busreisen nach Süddeutschland und in das Elsass. Das Reisen wurde zu einer seiner Passionen. Später wirkte Meyer als Assistenzarzt in Krankenhäusern in Kopenhagen und Schweden. Seinen Militärdienst absolvierte er als Arzt. Die dänische Armee verließ er mit dem Rang eines Leutnants.

1962 in die Heimatstadt zurückgekehrt, führte Hans-Oluf Meyer gemeinsam mit seinem Vater sowie Bruder Carsten die Arztpraxis an der Norderstraße. Diese wird heute noch unter anderem von seinem Sohn Rolf und Neffen Jesper weitergeführt. Nach seiner Pensionierung war Meyer noch viele Jahre als Arzt für die Region Süddänemark tätig.

Politisch aktiv für die deutsche Minderheit

Ehrenamtlich engagierte sich Hans-Oluf Meyer zeit seines Lebens für die und in der deutschen Gemeinschaft. So war er Anfang der 70er Jahre drei Legislaturperioden Stadtverordneter der Schleswigschen Partei (SP) in Hadersleben und vertrat die Partei der deutschen Minderheit im Finanzausschuss.

Über 20 Jahre hatte er zudem den Vorsitz des Haderslebener Bürgervereins inne. Auch war er viele Jahre im Vorstand des Haderslebener Turnerbundes von 1864 aktiv sowie Gründer und jahrzehntelang Vorsitzender von „Haderslev Maritim Forening".

Initiator und Ehrenamtler

Darüber hinaus ergriff der historisch interessierte Meyer zahllose Initiativen. Die Verlegung des Gedenksteins für das preußische Infanterie-Regiment 84 von Manstein an die Haderslebener Kaserne ist nur ein Beispiel.

1955 heiratete er Ellen Luise Ohlsen aus Hoyer (Højer). Aus der Ehe mit ihr gingen fünf Kinder hervor. 1967 betrauerte Hans-Oluf Meyer den Tod seiner Tochter Christina und 1981 den Tod seiner Frau.

In der inzwischen verstorbenen Mimi Bruhn fand Hans-Oluf Meyer im Jahre 2000 eine neue Lebensgefährtin, die ihn bis zu ihrem Tode 2016 auf seinen Lebenswegen begleitete und seine Passionen teilte.

Zweimal um die Welt

Seinen Wohnsitz hatte Hans-Oluf Meyer fast 60 Jahre lang am Simmerstedter Weg in Hadersleben. Das Sommerhalbjahr indes war seinem Ferienhaus am Heisagger Strand vorbehalten. Auch ging er seiner Leidenschaft, dem Segeln, nach. Mit seinem Schiff „Watergate III“ hat er die Ostsee bis auf den Bottnischen Meerbusen abgesegelt. Über die Jahre sind daraus 42.000 Seemeilen geworden, zweimal um den Globus.

Höhepunkte waren Tallinn, wo er 1980 die Olympischen Spiele besuchte, und Sankt Petersburg 1992. Über die Nordsee ging es zudem nach Brüssel, London und Calais – gar bis nach Bergen im hohen Norden.

Um den Verstorbenen trauern seine Geschwister mit Familien, seine vier Kinder, acht Enkelkinder und ein Urenkel.

 

 

 

 

 

 

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