Lokalgeschichte

Förde & Damm im Zeichen der Volksabstimmung

Förde & Damm im Zeichen der Volksabstimmung

Förde & Damm im Zeichen der Volksabstimmung

Hadersleben/Haderslev
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Anker Thygesen vom Haderslebener Archiv- und Museumsverein stellte einige Kapitel des Jahrbuchs vor. Foto: Ute Levisen

Wie schnell doch ein Jahr vergeht: Das Historische Archiv der Kommune Hadersleben und das Museum Sønderjylland – Archäologie, präsentieren die 19. Ausgabe des lokalhistorischen Almanachs „Langs Fjord & Dam“, in dem sich alles um die Grenzziehung und die Befreiung dreht.

13 Beiträge enthält das jüngste Werk – und wenig überraschend steht es – im Vorfeld der Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Grenzziehung – ganz im Zeichen der Geschehnisse vor 100 Jahren, wie Bent Vedsted Rønne, Leiter des Archivs, bei der Buchvorstellung am Donnerstagnachmittag im Kulturhaus Bispen betonte.

Grenzziehung und Befreiung

Die Grenzziehung vor nunmehr fast einem Jahrhundert, aber auch die Befreiung sind die beiden Themen, derer sich die 19. Ausgabe annimmt.  Für lokalhistorisch Interessierte enthält „Langs Fjord & Dam“ erneut Wissenswertes, das die Autoren in den verschiedensten Archiven und – allerdings seltener – dank Augenzeugenberichten zutage fördern konnten.

Panzersperren bei Hadersleben

So berichtet Willy Frandsen, Apenrade, über den Gedenkstein in der Gemeinde Grarup, der an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs erinnert. Leif Petersen „gräbt“ ein heute kaum noch bekanntes Kapitel nordschleswigscher Geschichte aus und beschreibt die Entstehung der Panzersperren, die die deutschen Besatzer von 1944 bis 1945 besonders rund um Hadersleben errichten ließen. So entstand damals ein gewaltiger Graben, an den heute nichts mehr erinnert.

Willy Frandsen, Apenrade, gehört zu den Autoren der aktuellen Ausgabe des Jahrbuchs. Foto: Ute Levisen

Lizette Ravn, Assistentin im Historischen Archiv, beleuchtet in ihrem Beitrag die Geschichte einer Familie aus dem Landesteil, die ihr Glück in den USA suchte. Als Stimmberechtigte kehrte sie indes – rechtzeitig zur Volksabstimmung – zurück nach Nordschleswig. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Jahrbuch mit „Schlagseite“

Archivleiter Bent Vedsted Rønne nimmt sich in seinem Kapitel der Abstimmung vom 10. Februar 1920 an und lässt das Abstimmungsergebnis im Vergleich zu den Stimmberechtigten eine eigene Geschichte erzählen. So stimmten beispielsweise in der Gemeinde Süderwilstrup, der Gemeinde mit dem höchsten Anteil deutsch gesinnter Einwohner, 58,55 Prozent für die Eingliederung in Dänemark – 27,63 Prozent für die Zugehörigkeit zu Deutschland. In den Gemeinden Fredsted und Knud votierte indes niemand für den Verbleib auf deutscher Seite.

Rønne betont, dass es kaum gelungen sei, in Form von Berichten und Tagebuchaufzeichnungen beispielsweise, die Ereignisse von einst aus Sicht deutsch gesinnter Bürger zu beleuchten.
„Wir sind uns dieser Schlagseite unseres Buches bewusst“, sagte er bei der Buchvorstellung.

Erinnerungen eines deutsch gesinnten Haderslebeners

Ein deutsch gesinnter Haderslebener kommt jedoch in der Erinnerungsserie des Buches zu Wort: Christoph Carstensen, der später als Dozent in Flensburg Karriere machte, beschrieb später seine Erinnerungen an die denkwürdigen Ereignisse von 1920, deren Augenzeuge er im Alter von sechs Jahren wurde: „…Damals war mir bewusst, dass sich nach diesem Tag die Zukunft ändern würde…“

„Langs Fjord & Dam“

Das 103 Seiten umfassende Buch ist als Hardcover-Ausgabe im Forlaget Gammelting erschienen, reich an Bildern und Illustrationen und kostet 200 Kronen.
Es ist im Buchhandel sowie im Historischen Archiv und im Museum Sønderjylland – Archäologie erhältlich. Entstanden ist es in Zusammenarbeit mit dem Museum und dem Historischen Archiv der Kommune Hadersleben.
Für 50 Kronen zusätzlich können Interessierte Mitglied im „Haderslev Arkiv- og Museumsforening“ werden, dessen Mitglieder die Veröffentlichung kostenlos erhalten sowie in den Genuss von jährlich acht Vorträgen zu lokalhistorischen Themen kommen, die für Mitglieder ebenfalls kostenfrei sind.

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