Mensch & Umwelt
Dänemark hat beim Naturschutz das Große und Ganze im Blick – aber nicht den Baum um die Ecke
Beim Naturschutz das Große und Ganze im Blick – aber nicht den Baum
Beim Naturschutz das Große im Blick – aber nicht den Baum
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Lasse Baaner ist zum einen Jurist, zum anderen Wald- und Landschaftsingenieur. Er lehrt und forscht an der Universität Kopenhagen. Ein Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ über Naturschutz und das Verhältnis zum Baum in Dänemark.
Lasse Baaner kennt sich sowohl mit der Umwelt als auch mit dem Umweltrecht aus. Im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ über den Computerbildschirm geht es um den Baumschutz in Dänemark und um einige Unterschiede zu Deutschland.
Lasse, im „Nordschleswiger“ wies Ingo Ludwichowski vom Nabu Schleswig-Holstein kürzlich auf die lange Tradition des Naturschutzes in Deutschland hin, die seinen Worten nach zu einem besonderen Verhältnis zum Baum und zu dessen Schutz geführt hat. Wie ist das in Dänemark?
„Eine solche lange Tradition gibt es in Dänemark nicht. In der Diskussion um Naturschutz geht es hier meist um große Gebiete. Es geht darum, wie der Natur freien Lauf gelassen werden kann. Das ist der politische Fokus. Einzelne Komponenten wie Bäume bleiben eher unbeachtet. Es gab aber kürzlich einen Vorschlag von der Politik, sich mehr um einzelne Bäume zu kümmern.“
Es gibt drei Methoden in Dänemark, einen Baum zu schützen: Über das Naturschutzgesetz, mit einem Eintrag ins Grundbuch oder über einen Flächennutzungsplan. Letztere Möglichkeit wird aber meiner Meinung nach nicht sehr oft genutzt. Und es besteht keine Vorgabe, für Ersatz zu sorgen.
Wenn man die deutsche und die dänische Gesetzgebung vergleicht, dann sieht es so aus, als ob in Dänemark die Initiative mehr von den Bürgerinnen und Bürgern kommen muss, siehe den Eintrag ins Grundbuch.
„Ja, das ist richtig. Persönlich bin ich der Auffassung, dass hier die Gesetzgebung ein wenig löchrig ist. Ein alter Baum ist Lebensraum für viele Tiere. Ein neuer Baum braucht sehr lange Zeit, vielleicht Hunderte Jahre, um wieder Ersatz zu sein.“
Lasse, du verbindest Rechtswissenschaften und Umweltwissenschaften – recht ungewöhnlich, wie kam es dazu?
„Ich bin Jurist sowie Wald- und Landschaftsingenieur. An der Universität Kopenhagen forsche und lehre ich Umwelt- und Naturrecht. Es gibt natürlich Fragen, die einfach zu beantworten sind, etwa, wie du erwähnst, wenn in einer Baumschutzsatzung steht, dass ein Baum mit einem Umfang von soundsoviel Zentimetern nicht gefällt werden darf. Kompliziert wird es, wenn ein komplettes Ökosystem geschützt werden soll. Wie gießt man das in eine Gesetzesform? Wie wirken sich die Regeln aus für Mensch und Umwelt? Das ist sehr komplex – und spannend.“