Museumsfund

Die Chirurgin war eine reiche Frau, die wahrscheinlich von Seeland stammte

Die Chirurgin war eine reiche Frau, die wahrscheinlich von Seeland stammte

Die Chirurgin war eine reiche Frau, die wahrscheinlich von Seeland stammte

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Hadersleben/Haderslev
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Die Sonderausstellung im Museum an der Dalgade in Hadersleben. Das kleine Instrument im Vordergrund ist eine Rekonstruktion. Foto: Karin Riggelsen

Museum Sønderjylland eröffnete Donnerstag die Sonderausstellung, die mit dem sensationellen Fund von Enleben bestückt ist.

Im Museum Sønderjylland Archäologie in Hadersleben ist am Donnerstagabend eine Sonderausstellung mit dem Fund bei Enleben eröffnet worden. Dort haben die Archäologen im November 2018 den „Schatz“ ausgehoben. Ausgrabungsleiterin Katrine Moberg Riis und Museumsinspektor Per Ethelberg arbeiten beide am Museum in Hadersleben. Die Archäologen sind begeistert über den Fund, der in Verbindung mit den Ausgrabungen im Vorfeld des Baus von zwei Datenzentren auftauchte.
 

Trepanationssäge als Grabbeigabe

In einem Frauengrab aus den Jahren 225 bis 250 (späte Eisenzeit) orteten Moberg Riis und ihr Team nicht nur kostbaren Bernsteinschmuck und Perlenketten. Auch ein ungewöhnliches  Instrument, das in der Konservierungsabteilung des Museums in Gramm untersucht wurde, weckte das Interesse der Archäologen. Ein Scanning im Apenrader Krankenhaus und das Hinzuziehen weiterer Experten, darunter Magistra und Gynäkologin Annette Frölich, brachte dann im Laufe des Winters Gewissheit.

Bei dem Instrument handelt es sich um eine Trepanationssäge, die in der Vergangenheit genutzt wurde, um Schädel-Operationen an Menschen, die eine Kopfverletzung erlitten hatten, durchzuführen. Es ist das erste Mal, dass ein solches chirurgisches Instrument als Grabbeigabe in Dänemark gefunden wurde.

Aussteuer und Kleidung deuten auf Reichtum hin

Die Frau, die damals in einem Sarg bei Enleben bestattet wurde, war bei ihrem Tod 20 bis 50 Jahre, erzählt Museumsinspektor Per Ethelberg. Woher die Frau ihr Wissen über das chirurgische Instrument bekommen hat und wie sie damit arbeitete, können die Experten nicht sagen. Aufgrund ihrer Aussteuer und Bekleidung vermuten die Experten, dass sie von einem gewissen Reichtum umgeben war. Es sei nicht auszuschließen, dass sie auf Seeland aufwuchs und nach Nordschleswig kam, um einen reichen Mann zu heiraten.
 

Kein kulturhistorischer Fund

Das Operationswerkzeug ist zwar kein kulturhistorischer Fund (Danefæ), aber Ethelberg und sein Team sind trotzdem stolz. „Alle versuchen, einen Goldfund auszuheben. Dieser Fund erzählt aber sehr viel über den Alltag der Menschen und die Rolle der Frauen“, unterstreicht Ethelberg.

Die Sonderausstellung ist bis zum 5. Mai geöffnet.  
 

Expertenteam hielten Vortrag zur Ausgrabung: Annette Frölich, Ulla Lund Hansen, Per Ethelberg und Katrine Moberg Riis. Foto: Karin Riggelsen
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