Stadtentwicklung

Café-Betreiber nimmt die Verschönerung des Grabens in die eigene Hand

Café-Betreiber nimmt die Verschönerung des Grabens in die eigene Hand

Café-Betreiber nimmt Stadtverschönerung in eigene Hand

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Hadersleben/Haderslev
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Café-Betreiber Hans Skøtt am Graben Foto: Karin Riggelsen

Der amtierende Vorsitzender von Plan und Umwelt drückt vorerst ein Auge zu und verhängt „eine große Verwarnung“.

Die Verlegung von sechs großen Pflanzengefäßen vom Jungfernstieg an den Graben ist als eigenmächtige Bürgerinitiative durchgeführt worden.

Café-Betreiber Hans Skøtt wird offenbar keine Konsequenzen fürchten müssen. Die geringfügige Gesetzesverletzung wird von dem amtierenden Vorsitzenden von Plan und Umwelt, Thomas Vedsted (Liberale Allianz), mit „einer großen Verwarnung“ und „einem mahnenden Zeigefinger“ bemängelt, denn die Kommune,  so scheint es, drückt in diesem Fall ein Auge zu. Sollten Trittbrettfahrer auf die Idee kommen Kübel zu verlagern, werde die Kommune zur Anzeige schreiten müssen, unterstreicht Vedsted.

 

Der Stadtratspolitiker Thomas Vedsted (r.) hebt „einen mahnenden Zeigefinger". Foto: Karin Friedrichsen

Hauruckaktion mit sechs Pflanzenkübeln

Die sechs großen Cortenstahl-Kübel sind am Mittwochabend in einer Hauruckaktion vom Parkplatz hinter dem Kino „Kosmorama“ am Jungfernstieg in die Stadtmitte verfrachtet worden. Mithilfe eines Bekannten, der mit einem Gabelstapler anrückte,  löste Hans Skøtt die Standortverlegung im Laufe von 75 Minuten.

Hans Skøtt betreibt seit einem Jahr ein kleines Café am Graben. Es ist ihm ein Dorn im Auge, dass der zentrale Platz in Hadersleben mehr oder weniger ohne grünes Ambiente in Erscheinung tritt.

In einem Eintrag auf dem sozialen Medium Facebook wunderte er sich auch darüber, dass acht Pflanzenkübel auf dem Parkplatz am Jungfernstieg ein tristes Dasein fristeten. „Meine Café-Gäste fragen mich immer wieder, warum der Graben fast kein grünes Ambiente hat und warum der Brunnen trockengelegt ist“, erklärt Hans Skøtt. 

Hans Skøtt am Tag nach der Hauruckaktion. Foto: Karin Riggelsen

Zentraler Platz ohne blühendes Ambiente

Der Cafe-Betreiber ist ein engagierter Debattierer der Stadtsanierung. Bei den Stadterneuerungs-Versuchen, die in diesem Jahr durchgeführt wurden, richtete sich der Fokus unter anderem auf den Graben. Der Platz ist als Parkplatz und Oase für die ganze Familie getestet worden. Aber auch das blühende Kunstwerk von Rune Bosse, das den Brunnen in ein Kornfeld verwandelte, löste rege Diskussionen aus.

Grasgewächse und Bäume in transportablen Stahl-Gefäßen

Die großen Blumenkübel sind im Laufe der vergangenen Jahre peu à peu angeschafft worden. Die Gefäße sind mit Grasgewächsen und Bäumen bepflanzt und sorgen unter anderem in der Fußgängerzone und am Rathaus für ein grünes Flair. Acht Kübel wurden bei den Stadterneuerungsprojekten am Jungfernstieg aufgestellt.

„Es ist wichtig, dass die Touristen einen guten Eindruck von unserer Stadt bekommen. Bosses Kunstwerk wurde am Sonnabend entfernt. Deswegen habe ich die Initiative zur Verlegung der Gefäße ergriffen. Sie standen bereits im Frühjahr am Graben. Nach der Standortverlegung an den Jungfernstieg gerieten sie offenbar in Vergessenheit“,  erklärt Skøtt am Donnerstag. Er will gerne Verantwortung für die Verschönerung des stadtnahen Raums nehmen.

Der amtierende Ausschussvorsitzende bei der Ortsbesichtigung. Foto: Karin Friedrichsen

Zu teuer für die Kommune 

Der Aktion vorausgegangen war eine Anfrage bei der Technischen Verwaltung. „Ich bekam zu wissen, dass die Gefäß-Verlegung zu teuer ist und die Kübel zu viel füllen“, sagt  Skøtt. Mit seinem Bekannten als tatkräftigen Helfer nahm er die Sache selbst in die Hand. Nun grenzen die Kübel den Platz ab, und Thomas Vedsted  meint sogar, dass sie eine Art Terrorsicherung ausmachen.

„Benny Bonde (der krankgemeldete Vorsitzende von Plan und Umwelt, Anm. der Red.)  sagt, dass Hans Skøtt eine Medaille verdient“, sagt Thomas Vedsted und lacht.
 

Der Brunnen am Graben ist nicht länger mit Erde und Obst befüllt. Foto: Karin Riggelsen

Kübel bleiben bis auf Weiteres stehen

„Die Kübel bleiben vorläufig stehen. Es sei denn, sie stehen im Weg, wenn größere Veranstaltungen durchgeführt werden. Aber sie sind ja transportabel“, sagt Vedsted bei einer Ortsbesichtigung. Er bedauert, dass die Mitarbeiter der Verwaltung Skøtt nicht an einen Politiker verwiesen haben, statt nur abschlägige Antwort zu erteilen. Der Stadtratspolitiker freut sich darüber, dass ein Bürger Eigeninitiative ergreift zum Wohle seiner Stadt. 

„Der Ausschuss überlegt gerade, ob wir in den Erwerb weiterer Pflanzen investieren sollten. Es wäre eine Möglichkeit, mit den Kübeln den tristen Platz vor auf dem Bahnhofsgelände in Woyens  aufzuhübschen. Gleichzeit könnten sie als Verkehrsberuhigung auf dem Platz eingesetzt werden“, meint  Vedsted.

Eine permanente Verschönungslösung für den Graben müsse demnächst auf den Tisch. Der Platz wird bei den Festlichkeiten zum 100. Jahrestag der Wiedereingliederung des Landesteils zu Dänemark, eine zentrale Rolle spielen.  Und der Brunnen müsse dringend saniert werden.  Für die Renovierungsmaßnahmen liegt der Kommune ein Kostenvoranschlag in Höhe von 375.000 Kronen vor. Vor dem Hintergrund, dass große Sparmaßnahmen auf die Kommune zukommen, müsse man vielleicht neue Wege beschreiten, wie beispielsweise die Einbindung interessierter Bürger, überlegt Thomas Vedsted.

Thor Angelo Døssing ist öfters in Skøtts Café. Bei Døssing ist die Pflanzenkübel-Aktion gut angekommen. Foto: Karin Friedrichsen
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