Kulturgeschichte

Zwischen Flut und Kunst: Das Alte Hafenamt wird 100

Zwischen Flut und Kunst: Das Alte Hafenamt wird 100

Zwischen Flut und Kunst: Das Alte Hafenamt wird 100

Hadersleben/Haderslev
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Nach der Flut kommt die Arbeit: Der Haderslebener Kunstverein muss das Haus räumen und sich vorübergehend eine neue Bleibe suchen. Foto: Haderslev Kunstforening

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An der Haderslebener Waterkant steht ein markantes Gebäude-Ensemble in Gelb und Hellgrau. Es sind das Alte Hafenamt und das Königliche Wiegehaus, in denen heute der Haderslebener Kunstverein residiert. In diesem Jahr werden diese historischen Bauten 100 Jahre alt. Die Feierlichkeiten aber stehen unter stürmischen Vorzeichen. Die Vorsitzende richtet daher einen Appell an die Geschäftswelt.

Das hatte sich „Haderslev Kunstforening“ anders vorgestellt: Eigentlich wollte sich der Kunstverein in Ruhe auf sein eigenes 100-jähriges Bestehen im Jahre 2025 vorbereiten. Das muss warten.

Alles nass im Kunsthaus

Denn der Auftakt zum 100-jährigen Bestehen des Häuser-Ensembles aus der Architektenstube von Peder Gram steht unter keinem guten Stern. Die jüngste Sturmflut hat unübersehbare Schäden an den historischen Gebäuden, Altes Hafenamt und Wiegehaus, hinterlassen, die heute den Kunstverein „Haderslev Kunstforening“ und die Kunstschule beherbergen.
 

Der Ausstellungsraum des Kunsthauses nach der Sturmflut Foto: Privatfoto

Während die Kunstschule im ersten Stock trocken geblieben ist und ihre Veranstaltungen wie geplant durchführt, haben die Mitglieder des Kunstvereins alle Hände voll zu tun.

„Im Laufe der Woche räumen wir die Häuser leer, um die Schäden beheben zu können, die durch die Sturmflut entstanden sind. Bodenbeläge und Wandputz müssen bis zu einer Höhe von 70 Zentimetern entfernt werden, damit die Wände trocknen können“, sagt die Vereinsvorsitzende Hanne Christiansen.

Suche nach einer Bleibe

Sie und ihr Vorstand sind gegenwärtig damit beschäftigt, eine vorübergehende Bleibe zu finden, sodass geplante Ausstellungen und Aktivitäten im kommenden Jahr trotz der Sanierungsarbeiten am und im Kunsthaus stattfinden können.

Drei Monate werden die Reparaturarbeiten dauern, zuvor muss das Kunsthaus Altes Hafenamt geräumt werden. Foto: Haderslebener Kunstverein

Hoffen auf Solidarität

„Wir wünschten, dass wir für drei Monate in die Stadtmitte ziehen könnten. Dort gibt es viele leer stehende Geschäftsräumlichkeiten. Für uns wäre es ein Traum, könnten wir dort eine Zeit lang Unterschlupf finden. Vielleicht findet sich jemand, der uns seine Räume vorübergehend zur Verfügung stellt“, hofft die Vorsitzende.

Christiansen betont, dass der Verein für die Kosten aufkommen würde. Auch die Kommune Hadersleben habe Bereitschaft signalisiert, dem Kunstverein in dieser schwierigen Zeit unter die Arme greifen zu wollen.

Das Wiegehaus während der Flut Foto: Dennis Mandrup Jørgensen

Erste Ausstellung im Januar

Aus den geplanten Ausstellungen im Kunsthaus „Altes Hafenamt“ wird bis Ende April nichts: So lange werden die Instandsetzungsarbeiten dauern.

„Die erste Kunstausstellung findet erst wieder im Januar statt, aber dann noch nicht im Kunsthaus Altes Hafenamt, sondern in unserem Zwischendomizil“, kündigt die Vorsitzende an.

Wiegehaus und das Kunsthaus Altes Hafenamt (Archivbild) Foto: Ute Levisen

Die Geschichte eines Häuserensembles

Die angestammte Residenz des Vereins, das Gebäudeensemble am Hafen, entstand als einstöckiger Bau, der als Hafenbüro sowie als Aufenthaltsraum diente. Im Wiegehaus wurde das Gewicht verschiedenster Güter ermittelt.

Peder Gram, der Architekt des Hafenamtes und des Wiegehauses, prägte mit seinen Bauwerken die dänische Architekturlandschaft. Neben seiner Arbeit war Gram im Stadtrat von Hadersleben aktiv. Seine Entwürfe spiegeln den klassischen Funktionalismus seiner Epoche wider.

Das Kunsthaus Altes Hafenamt befindet sich heute in Besitz der Kommune Hadersleben (Archivbild). Foto: Ute Levisen

Namenstafel für den Architekten

Anlässlich des 100-jährigen Bestehens seiner Bauwerke hat der Verein eine Gedenktafel mit folgenden Worten am Alten Hafenamt angebracht, die an den Architekten erinnert:

Hafenkontor und Königliches Wiegehaus

Errichtet 1923

Architekt Peder Gram, 1881–1956, geboren in Nustrup

Ausbildung in Eckernförde, Hannover, Kiel und Flensburg sowie Kopenhagen 1908-09
Eigene Zeichenstube in Hadersleben ab 1910

Mitglied des Stadtrats von Hadersleben 1919-1921

Angebracht von „Haderslev Kunstforening“ im Jahre 2023

 

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