Thema der Woche: Familie

Großelterndienst: „Wie eine Ersatzfamilie“

Großelterndienst: „Wie eine Ersatzfamilie“

Großelterndienst: „Wie eine Ersatzfamilie“

Apenrade/Aabenraa
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Jedes Mal, wenn Familie Butterbrodt auf ihre Ersatzgroßeltern Monika und Henning Brodersen trifft, ist die Freude groß. Foto: Karin Riggelsen

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Vor einigen Jahren haben sich Monika und Henning Brodersen und Familie Butterbrodt über einen Aushang des Sozialdienstes gefunden. Seitdem sind die Senioren aus Kelstrupskov Ersatzgroßeltern für die Familie aus Apenrade.

Wenn die Kinder einmal krank sind und zu Hause bleiben müssen, ist es für viele Eltern naheliegend, Oma und Opa anzurufen und zu fragen, ob sie auf das Mädchen oder den Jungen aufpassen, damit die Eltern zur Arbeit gehen können. Doch was ist, wenn die Großeltern mehrere Hundert Kilometer weit weg wohnen?

Der Sozialdienst Fördekreis hat aus diesem Grund vor einigen Jahren eine Initiative ins Leben gerufen, die sich „Großelterndienst“ nannte. Familien mit Kindern und Seniorinnen und Senioren konnten sich an den Sozialdienst wenden und wurden dann vermittelt.

Uns war es wichtig, dass wir nicht nur auf ein krankes Kind aufpassen, sondern auch die Familie kennenlernen.

Monika Brodersen

Hannah Dobiaschwoski und Frank Butterbrodt, die zu diesem Zeitpunkt aus Deutschland nach Nordschleswig gezogen waren, sind durch einen Aushang im deutschen Kindergarten in Sonderburg (Sønderborg) auf die Initiative aufmerksam geworden und haben sich beim Sozialdienst gemeldet.

Mehr als nur Kinderbetreuung

Dort wurden sie an Monika und Henning Brodersen vermittelt. „Uns war es wichtig, dass wir nicht nur auf ein krankes Kind aufpassen, sondern auch die Familie kennenlernen. Bei Hannah und Frank hat es auf Anhieb gepasst“, schwärmt die 72-Jährige, die schon bei verschiedenen Gelegenheiten für den siebenjährigen Linus und die vierjährige Ida da war.

Wenn Linus und Ida ihre Ersatzgroßeltern treffen, ist das ganz normal und alltäglich, freut sich Hannah Dobiaschowski über die gute Beziehung zu Monika und Henning Brodersen. Foto: Karin Riggelsen

Das Ehepaar aus Kelstrupskov hat selbst vier Kinder, doch die wohnen weit weg, wie Monika Brodersen berichtet. „Es ist schön, jemanden in der Nähe zu haben. Wir sind mehr als nur Reservegroßeltern, für uns bedeutet das ganz viel. Es ist sehr bereichernd“, erklärt Monika Brodersen, die bereits seit sieben Jahren Teil der Familie Butterbrodt ist.

Wir treffen uns auch, ohne dass die Kinder Bedarf haben.

Monika Brodersen

„Hannah, Frank, Linus und Ida sind wie eine Ersatzfamilie. Es geht dabei nicht nur um Kinderbetreuung. Wir treffen uns auch, ohne dass die Kinder Bedarf haben, zum Beispiel zum Frühstück oder zum Adventsbrunch“, erzählt sie.

Anspruch, den Kindern gerecht zu werden

Monika und Henning Brodersen sind für noch eine weitere Familie aus Harrislee Ersatzgroßeltern. „Das reicht dann aber auch, wir möchten den Kindern ja auch gerecht werden“, findet das Ehepaar.

Sind ein eingeschworenes Team: Ehepaar Brodersen und Familie Butterbrodt. Foto: Karin Riggelsen

Zu Monikas 70. Geburtstag waren neben der eigenen Familie auch die Ersatzfamilien eingeladen. „Unsere Kinder finden das gut, dass wir vor Ort jemanden haben“, verrät sie.

Es ist wie eine Familienerweiterung.

Hannah Dobiaschowski

Auch Hannah Dobiaschowski freut sich über die gute Beziehung zu den Ersatzgroßeltern: „Es ist wie eine Familienerweiterung.“ So stehen Monika und Henning Brodersen in allen Lebenslagen mit Rat und Tat zur Verfügung. „Die beiden haben uns auch beim Hauskauf beraten und uns beim Renovieren geholfen“, berichtet die Mitarbeiterin des „Nordschleswigers“.

Besuchsfreunde statt Großelterndienst

Mittlerweile ist der „Großelterndienst“ beim Sozialdienst eingestellt worden. „Der Bedarf war einfach nicht mehr da“, erklärt Monika Brodersen, die zu den Initiatoren des Projektes gehört hat. Allerdings gibt es jetzt die Besuchsfreunde. Wer Interesse und Zeit hat, jemanden aus der Minderheit zu besuchen und neue Freundschaften zu knüpfen, kann sich an die lokalen Familienberaterinnen des Sozialdienstes wenden.

Es lohnt sich, denn – da ist sich Monika Brodersen sicher, „wir werden noch lange Kontakt halten, auch wenn die Kinder uns nicht mehr brauchen.“

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