DANSK-TYSK MED MATLOK

Gegen doppelte Staatsbürgerschaft für die Minderheiten

Gegen doppelte Staatsbürgerschaft für die Minderheiten

Gegen doppelte Staatsbürgerschaft für die Minderheiten

DN
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Jens Andresen, Vorsitzender des Grænseforening Foto: Niels Aage Skovbo/jv.dk

Im Interview mit Siegfried Matlok spricht der Vorsitzende von „Grænseforeningen“, Jens Andresen, über sein Leben im Grenzland und die Aufgaben des Grenzvereins. Für die umstrittenen Grenzäußerungen von DF-Mann Søren Espersen hat er kein Verständnis.

Der Vorsitzende von „Grænseforeningen“, Jens Andresen, ist persönlich gegen die neu geschaffene Möglichkeit der doppelten Staatsbürgerschaft für Angehörige der beiden Minderheiten im Grenzland. „Das macht das Bild nur unklar“, sagte Andresen in einem Interview in der Sendereihe „Dansk-tysk med Matlok“ im Fernsehsender DK4. 

Andresen, 1947 in der Nähe von Leck geboren, war selbst deutscher Staatsbürger, zog 1965 nach Dänemark und wurde dann später dänischer Staatsbürger, aber er will auch selbst keine doppelte Staatsbürgerschaft. 

Um Verständnis für deutsche Seite bemüht

Der in Nordschleswig bekannte Venstre-Politiker, der dem nordschleswigschen Amtsrat, dem Stadtrat von Tondern und zuletzt auch dem Regionsrat Süddänemark angehört hatte, ist seit der Gründung von „Grænseforeningen“ 1920 der erste Vorsitzende, der südlich der Grenze geboren ist.  Er übernahm als Stellvertreter den Posten nach der Ernennung von Mette Bock zur Kulturministerin im November 2016.

Seine Familie war stark dänisch-orientiert und gab nach seinen Worten erst in den 60er Jahren die Hoffnung auf eine Wiedervereinigung mit Dänemark auf. Da seine Familie aber auch deutsche Wurzeln hatte, war sie auch stets um Anerkennung  und Verständnis für die deutsche Seite bemüht.  

„In den 50er und 60er Jahren gab es viel Misstrauen  gegenüber Deutschland und den Deutschen, und es war damals schwer vorherzusagen, dass wir die so guten heutigen Verhältnisse so schnell erreichen würden“, erinnert sich Andresen. 

In den 50er und 60er Jahren änderte auch der dänische Grenzverein seine frühere Wiedervereinigungs-Strategie und definierte seine Rolle neu als „Front und Brücke“. 

Für offenes Dänentum

„In gewisser Weise gilt dies ja noch heute, auf jeden Fall Brücke. Unsere Aufgabe besteht darin, dänische Sprache und Kultur zu stärken, insofern gewissermaßen auch Front, aber Zusammenarbeit lautet heute die Überschrift in einer Realität, in der die Brückenfunktion im Vordergrund steht.“

Jens Andresen tritt nachdrücklich für die heutige Zielsetzung im „Grænseforening“ ein: für ein offenes Dänentum („for en åben danskhed“).  Er verweist darauf, dass der Begriff vom offenen Dänentum südlich der Grenze erfunden worden ist – also nichts mit der Radikalen Venstre oder DF zu tun hat.

„Die Dänen sind immer weltoffen gewesen – auch gegenüber auswärtigen Strömungen, z. B. durch die Seefahrt, aber auch durch deutsche, französische und nun vor allem englisch-amerikanische Einflüsse. Wenn sich die dänische Kultur gegenüber dieser Offenheit verschließt,  dann kann sie mit ihren fünf Millionen Menschen nicht überleben“, meint  Andresen.  

Äußerung wirkt provozierend

Wenn er von dänischer Offenheit spricht, fällt ihm auch das Wort Vaterlandsliebe ein. Ihm gehe es „ganz bewusst auch um die eigenen dänischen Werte“. „Das ist wohl im Kern Vaterlandsliebe. Diese Werte sind zwar nicht heilig, aber eben sehr hoch einzuschätzen und nicht zu vernachlässigen.“ 

Der DF-Politiker Søren Espersen hatte in einem früheren DK4-Interview mit Siegfried Matlok mit seinem Wunsch nach einer Grenzänderung nicht nur in Dänemark für großes Aufsehen gesorgt. Der Vorsitzende von Grænseforening stellt unmissverständlich fest: „Das war nicht seine klügste Äußerung. Sie wirkte provozierend. Wenn dies die Haltung von Søren Espersen  oder von DF ist, dann hat man die Realitäten im heutigen Grenzland nicht ganz verstanden. Ein klares Nein dazu von Grænseforeningen“, betont Andresen.

Grænseforening hat Berechtigung

Haben die Minderheiten angesichts des heute so vorbildlichen deutsch-dänischen Verhältnisses noch eine Berechtigung, braucht man überhaupt noch Grænseforeningen, so lautete eine Interviewfrage an Jens Andresen. 

„Solange es eine dänische Minderheit gibt, solange wird es auch Grænseforeningen geben, denn um die politische Mehrheit von einer halben Milliarde Kronen durch das Folketing für die dänische Minderheit zu sichern, braucht man eine volkliche Organisation, die dies stützt. Und das ist eben die Aufgabe von Grænseforeningen“, sagte Andresen.

Er hoffe, dass künftig noch mehr Menschen als die zurzeit rund 12.000 Mitglieder in Dänemark die Arbeit des Vereins unterstützen, um mit Informationen darüber beizutragen, wie Deutsche und Dänen sich heute in gegenseitigem Respekt begegnen können.

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