Deutsche Minderheit
Kritische Blicke auf Situation deutscher Flüchtlinge in Dänemark 1945
Blick auf deutsches Flüchtlingselend in Dänemark 1945
Blick auf deutsches Flüchtlingselend in Dänemark 1945
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John V. Jensen und Kirsten Lylloff referierten bei der Jahrestagung der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig (HAG) in Sankelmark: Die Verhältnisse in Nordschleswig mit Einsatz der deutschen Minderheit erhöhten die Überlebenschancen der Menschen nach den Strapazen.
Hinweis: Dieser Artikel über die Situation deutscher Geflüchteter in der Zeit gegen und nach Ende des Zweiten Weltkriegs nimmt etwas mehr Lesezeit in Anspruch.
- Im ersten Teil finden sich Informationen über die Ausführungen des Historikers John V. Jensen, der überwiegend die „vergiftete Stimmung“ in Dänemark gegenüber den Geflüchteten darstellt.
- Im zweiten Teil (gekennzeichnet durch eine Trennlinie) geht es um die Ausführungen von Historikerin Kirsten Lylloff, die über die Situation der Geflüchteten in Nordschleswig gegen Kriegsende 1945 und danach berichtet.
Die Jahrestagung der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig (HAG) in der Akademie Sankelmark mit dem Thema „Deutsche Flüchtlinge in Dänemark nach dem Zweiten Weltkrieg“ ist auf großes Interesse gestoßen.
Großes Interesse an HAG-Jahrestagung
Mehr als 60 HAG-Mitglieder und weitere Interessierte begrüßte die HAG-Vorsitzende Gisela Jepsen am Sonnabend, 11. März, zur Ganztagesveranstaltung. John V. Jensen, Historiker am Museum Varde, das seit Juni 2022 das Museum „Flugt“ am Standort des einstigen Lagers für Zehntausende deutsche Geflüchtete in Oksbøl betreibt, stellte zunächst die Situation der seit Februar 1945 nach Dänemark gelangten Menschen vor. In den letzten Wochen der deutschen Besetzung Dänemarks habe eine vergiftete Stimmung im Lande geherrscht.
Unter der Leitung des „Reichsbevollmächtigten“ Werner Best wurde zunächst die Aufnahme verwundeter deutscher Soldaten, dann auch die Evakuierung vor allem auf dem Seeweg vor der Roten Armee aus Ostpreußen und Pommern fliehender Zivilisten nach Dänemark angeordnet.
Vor der Befreiung des Landes am 5. Mai 1945 hieß es von Seiten des dänischen Widerstands, die Besatzer sollten selbst für die Flüchtlinge, vor allem Frauen und Kinder, sorgen. „Mitleid mit den Deutschen ist Verrat“ lautete es in der illegalen Presse, so John V. Jensen. „Dänemark wollte nach der Befreiung ebenso wie die deutschen Soldaten auch die deutschen Flüchtlinge außer Landes schicken. Das verhinderte die britische Besatzungsmacht jedoch, in Deutschland waren bereits sehr viele Flüchtlinge angekommen“, so Jensen und nannte als Beispiel Flensburg, wo neben 60.000 Einheimischen 1945 80.000 Flüchtlinge lebten.
Dänemark wollte nach der Befreiung ebenso wie die deutschen Soldaten auch die deutschen Geflüchteten außer Landes schicken. Das verhinderte die britische Besatzungsmacht jedoch, in Deutschland waren bereits sehr viele Flüchtlinge angekommen.
John V. Jensen, Historiker
Er erläuterte, dass sich Dänemark um eine längerfristige Einquartierung der über 250.000 deutschen Flüchtlinge kümmern musste. Der frühere Minister Johannes Kjærbøl übernahm im September 1945 die Leitung der Flüchtlingsverwaltung. Es galt das Prinzip „kein Kontakt zur dänischen Bevölkerung, die Flüchtlinge nicht zu gut behandeln“, so Jensen.
Leiter der dänischen Flüchtlingsverwaltung bedroht
Die Anti-Flüchtlings-Stimmung in Dänemark bekam auch Kjærbøl zu spüren. „Er erhielt jede Menge Droh- und Hetzbriefe“, so der Historiker, der zahlreiche Artikel und Bücher mit dem Forschungsergebnis zum Thema deutsche Geflüchtete veröffentlicht hat.
So illustrierte Jensen seine Ausführungen mit Dokumenten zum Betrieb des größten Flüchtlingslagers in Oksbøl mit zeitweise 36.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.
Lager Oksbøl von Umgebung abgeschirmt
„Das 400 Hektar umfassende Gebiet wurde mit einem zehn Kilometer langen Zaun von der Umgebung abgetrennt“, berichtete er. Die Gebäude, überwiegend Baracken, hatte die deutsche Wehrmacht in dem Heidegebiet errichtet, weil sich dort ein großer militärischer Übungsplatz befand. „Eine wahnsinnig kleine dänische Verwaltung leitete den Betrieb in Oksbøl, das funktionierte nur über Zusammenarbeit mit den Flüchtlingen“, so der Historiker, der berichtete, dass in Dänemark Angst verbreitet war, die Flüchtlinge könnten aus dem Lager fliehen, das rund um die Uhr bewacht wurde.
„Einige flohen, aber sie kehrten zurück. Problem im Lager war die Überfüllung und die Psyche vieler Flüchtlinge“, so Jensen unter Hinweis auf traumatische Fluchterlebnisse, Verlust von Angehörigen und Trennung von Angehörigen in Deutschland, zu denen sie nicht ausreisen durften. Es lebten in den Lagern auch elternlose Kinder, die zum Teil die eigenen Namen nicht kannten.
Selbstverwaltung und Unterhaltung
Erst 1946 wurde der Suchdienst aktiv und endete die Briefsperre. John Jensen stellte die Selbstverwaltung des Lagers mit „Bürgermeistern“ der Flüchtlinge und demokratischen Strukturen vor. „Für die Dänen war das wichtig mit der Demokratie. Alle durften sich frei äußern“, betonte er. Die eigene Zeitung „Deutsche Nachrichten“ sollten Vertrauen schaffen. Dort schrieben vor allem Deutsche, die vor dem Krieg vor den Nazis nach Dänemark geflohen waren. „Sie konnten die oft von der NS-Zeit geprägten Flüchtlinge besser ausschimpfen als die Dänen“, so Jensen.
Er stellte auch das Schulsystem im Lager vor, das darauf abzielte, nach modernen Prinzipien zu arbeiten. „Es waren immerhin 60.000 Kinder unter den Flüchtlingen“, berichtete Jensen und sagte, das Schulwesen war in den Lagern moderner als im damaligen Dänemark.
Der Historiker, der in den vergangenen Jahren auch viele deutsche Zeitzeugen getroffen hat, verhehlte nicht, dass der Alltag in Oksbøl vor allem 1945 sehr hart war. „Der Krankenstand war groß. Es waren 900 Betten im Lazarett vorhanden, das die Besatzungsmacht errichtet hatte. Jensen berichtete, dass es im November 1945 dort 56 Fälle von Typhus, 102 von Diphterie, 76 mit Scharlach und 35 Tuberkuloseerkrankungen gab. Doch das besserte sich rasch, auch wurde sehr viel geimpft.
Spätes Interesse in Dänemark
Nachdem die dänischen Medien anfangs oft mit Häme das Thema deutsche Flüchtlinge behandelt hatten, interessierten sich ab 1946 Journalistinnen und Journalisten für die Verhältnisse in den Lagern. So hieß es in einem Artikel nach einem Besuch in einer überfüllten Unterkunft: „Wie können dort 19 Menschen schlafen. Es muss dort nachts ein Knistern und Kratzen wie in einem Wespennest geben.“ Jensen berichtete, dass für den Unterricht teilweise Bücher aus der Schweiz kamen, denn Nazi-Material war tabu.
Der Referent erwähnte, dass neben dem Einsatz für die Demokratie Beschäftigung und Unterhaltung in Oksbøl gefragt waren. Es gab dort ein Kino und es wurde Theater gespielt. Ein gutes Orchester trug zur psychischen Stabilisierung der Menschen bei. Jensen zeigte Bilder von Aufführungen. Viele wirkten mit, um aus Krepppapier die Kostüme anzufertigen. Er erwähnte auch Angaben früherer Bewohner des Lagers. Viele hatten es nach der Abreise aus Dänemark (die letzten deutschen Geflüchteten reisten im Februar 1949 nach Deutschland aus) anschließend schwerer in ihrer Heimat hatten.
Aus Dänemark gingen besonders viele nach Südwestdeutschland, weil dort im Vergleich zu Norddeutschland zunächst besonders wenige Ostflüchtlinge Aufnahme gefunden hatten. Der Historiker ließ nicht unerwähnt, dass mehr als 17.000 deutsche Geflüchtete vor allem im Jahr 1945 in Dänemark verstorben sind. Ergänzung fanden die Ausführungen John V. Jensens von Zeitzeugen, die an der HAG-Tagung teilnahmen.
So wies der 90-jährige Dietrich Oldenburg, der heute in Flensburg lebt, darauf hin, dass die Geflüchteten in Dänemark mehr zu Essen bekamen als die Menschen in Deutschland nach 1945. Er berichtete, dass er mit seiner Mutter und seiner Schwester zunächst auf der Insel Alsen bei einer Familie privat einquartiert war, später ging es nach Nørresundby bei Aalborg in ein Lager mit 1.000 Geflüchteten.
Kirsten Lylloff präsentierte kritische Flüchtlingsforschung
Im zweiten Vortrag während der HAG-Tagung hat die frühere Chefärztin in Kopenhagen, Kirsten Lylloff, über die Situation der Geflüchteten in Nordschleswig gegen Kriegsende 1945 und danach berichtet. Nach einem Geschichtsstudium hat sie in einer Doktorarbeit das Schicksal der deutschen Geflüchteten und vor allem der geflüchteten deutschen Kinder in Dänemark erforscht.
„Ich bin in Kopenhagen geboren und aufgewachsen“, berichtete Kirsten Lylloff, die ihre Erkenntnis darlegte, dass es 1945 in Dänemark meist keinerlei Mitgefühl mit den deutschen Flüchtlingen gegeben habe. „Mir geht es nicht darum, jemanden moralisch zu verurteilen, sondern zu erforschen, wie es dazu kommen konnte“, so die Historikerin, zu deren Vortrag in dänischer Sprache eine Zusammenfassung in deutscher Sprache verteilt wurde.
Sie habe selbst in Kopenhagen noch die Stimmung als Kind miterlebt und berichtete, dass ihr eigener Vater in Kopenhagen Protestbriefe geschrieben hatte, weil die Schule seiner Tochter am längsten in Kopenhagen als Flüchtlingsunterkunft habe dienen müssen. „Die dänische Bevölkerung wurde daran gehindert, den Flüchtlingen 1945 Hilfe zu leisten, weil diejenigen, die es wollten, als deutschfreundlich stigmatisiert und isoliert wurden“, so Kirsten Lylloff.
Die dänische Bevölkerung wurde daran gehindert, den Flüchtlingen 1945 Hilfe zu leisten, weil diejenigen, die es wollten, als deutschfreundlich stigmatisiert und isoliert wurden.
Kirsten Lylloff, Historikerin und Ärztin
Sie gab zunächst Informationen über die Menschen, die meist über die Ostsee aus den ostdeutschen Küstenregionen nach Dänemark mit deutschen Schiffen flohen, wo die Häfen nicht wie in Deutschland zerstört waren. „Nach Nordschleswig kamen die ersten deutschen Flüchtlinge im Februar 1945, nach Apenrade (Aabenraa)“, berichtete sie.
Reichsbevollmächtigter Best aktiv
Am 15. März 1945 sei der Reichsbevollmächtigte Best nach Berlin gereist, wo ihm mitgeteilt wurde, dass Dänemark bis zu 500.000 Flüchtlinge aufnehmen müsse. „Best warnte, die Dänen seien deutschfeindlich“, so Kirsten Lylloff. Er habe erklärt, dass Nordschleswig am besten zur Aufnahme geeignet sei, wegen der dortigen deutschen Minderheit. Sie erwähnte, dass Best mehrere Villen an der Flensburger Förde beschlagnahmen ließ, um die eigene Familie und Angehörige der deutschen Gesandtschaft unterzubringen. Man befürchtete in Kopenhagen dänische Übergriffe.
Nur in Nordschleswig private Unterbringung
Kirsten Lylloff zitierte anschließend zum Thema deutsche Geflüchtete in Nordschleswig aus dem Werk von Leif Hansen Nielsen über das Geschehen. „Nordschleswig war das einzige Gebiet Dänemarks, wo 1945 Geflüchtete privat einquartiert wurden“, erläuterte sie. Anfangs unter annehmbaren Bedingungen, zuletzt unter chaotischen. Es handelte sich um über 6.750 Menschen im Amt Apenrade und fast 5.000 im Amt Tondern (Tønder). Insgesamt waren die meisten Geflüchteten nach Kopenhagen gelangt, wo es im Sommer 1945 besonders chaotische Verhältnisse gab.
Deutsche Flüchtlinge von Bornholm deportiert
Schlimm erging es den „zwischen 3.000 und 30.000 Flüchtlingen, die nach Bornholm gekommen waren“, erwähnte sie. Diese wurden nach der Besetzung der Insel durch sowjetische Truppen nach der deutschen Kapitulation zusammen mit den dort verbliebenen deutschen Soldaten ins bereits von der Roten Armee eroberte Pommern gebracht.
Nach der Kapitulation der deutschen Besatzer am 5. Mai bemühten sich die dänischen Behörden, die deutschen Geflüchteten möglichst rasch aus Privatquartieren vor allem bei Mitgliedern der deutschen Minderheit in Lager zu verlegen. Im Frühjahr 1946 endete die letzte private Unterbringung. „Anschließend wurden die Lager in Nordschleswig und im Raum Kopenhagen vordringlich geräumt. Da war das Elend der Geflüchteten in kleinen Lagern sehr sichtbar“, erläuterte Kisten Lylloff die Absicht, vor allem große Lager in Jütland für jeweils Tausende, die mehrere Jahre im Land blieben, einzurichten.
Lager in Nordschleswig relativ schnell geräumt
Von 23.000 deutschen Flüchtlingen in Nordschleswig im Mai 1945 waren im November 1946 nur noch 9.000 in dem 1920 nach den Volksabstimmungen von Deutschland an Dänemark abgetretenen Landesteil. Die Historikerin beschrieb die Organisation der Flüchtlingsversorgung der deutschen Besatzungsmacht, an der neben dem Leiter der Außenstelle Apenrade, Dr. Haensch, der vor 1942 an Kriegsverbrechen nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion beteiligt gewesen war, das Flüchtlingshilfswerk der deutschen Volksgruppe sowie die Wehrmacht mitwirkte.
Auch das deutsche Rote Kreuz war beteiligt, aber nachdem das im Juni 1945 ausgeschaltet worden war, herrschte Chaos, bis Ex-Minister Johannes Kjærbøl die Flüchtlingsversorgung ab September 1945 als „Alleinherrscher“ leitete. „Es wurde auch festgestellt, dass sich im Sommer 1945 rund 30.000 nicht deutsche Geflüchtete in Dänemark aufhielten.
Schätzungsweise 20.000 davon waren Volksdeutsche, die vielfach in die Sowjetunion gebracht wurden“, so Lylloff. Diese Menschen deutscher Minderheiten stammten oft aus Gebieten außerhalb Deutschlands, die nach 1945 Teil der Sowjetunion waren. „Auch in Nordschleswig waren mehrere 100 Volksdeutsche“, so Lylloff. Sie berichtete, dass diesen als Ausländer ohne deutsche Staatsangehörigkeit größere Essensrationen als Personen mit deutschem Pass zustanden. Sie berichtete auch über Kinder, die mit der Kinderlandverschickung während des Krieges nach Dänemark gekommen waren.
Ärzte verweigerten deutschen Flüchtlingen Hilfe
Besonders starken Eindruck hinterließen die Ausführungen der Medizinerin und Historikerin über das Drama um die vielen Säuglinge und Kleinkinder unter den deutschen Flüchtlingen, denen dänische Ärzte im Frühjahr 1945 ärztliche Hilfe verweigert haben. Diese waren vielfach nach den Strapazen der Flucht in einem lebensbedrohlichen Zustand. Hintergrund waren Verhandlungen zwischen Ärzteverband und der Besatzungsmacht.
Rückführung von Dänen aus deutschen KZ als Ziel
Dabei ging es der dänischen Seite darum, die deutschen Stellen zur Freilassung und Rückführung von Dänen zu bewegen, die von diesen inhaftiert, teilweise in deutsche KZ verschleppt worden waren und sich in Todesgefahr befanden. Sie berichtete, dass der christlich geprägte Verbandschef Fenger versucht habe, die Kollegen zur Hilfe für schwer erkrankte Flüchtlingskinder zu bewegen. Fast alle Ärzte hätten das aber abgelehnt. Wer Geflüchtete behandelt hatte, musste Honorare abliefern. Sie verwies auf Dokumente, die die Vorgänge bestätigen.
Auch in Nordschleswig starben Säuglinge
Kirsten Lylloff löste Betroffenheit unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der HAG-Tagung mit ihren Ausführungen über die hohe Sterberate auch unter den in Nordschleswig untergebrachten oder geborenen Säuglingen und Kleinkindern aus. „Es gab eine hohe Sterberate, wenn keine private Unterbringung erfolgte oder nach einer Verlegung in Lager“, so Kirsten Lylloff. Die Todesrate erreichte das Niveau wie im übrigen Dänemark.
273 Sterbefälle gab es zwischen Februar und Juni 1945 in Nordschleswig unter den jüngsten Flüchtlingen. Kirsten Lylloff unterstrich, dass bei mehr als 30.000 Todesfällen unter den Flüchtlingskindern in Dänemark die geringe Zahl von Todesfällen in Nordschleswig belege, dass in diesem Landesteil mehr Hilfe geleistet wurde. Ab 1946 sei es überall besser geworden. „Das ähnelt alles einer Katastrophe“, so Kirsten Lylloff, die auch auf die unzureichende Dokumentation vieler Geschehnisse im Zusammenhang mit der Unterbringung von Flüchtlingen in Dänemark einging.
Berliner Schulklassen „verschwanden“ in Dänemark
Sie berichtete unter anderem über Berliner Schulklassen, die gegen Kriegsende aus der deutschen Hauptstadt nach Dänemark evakuiert wurden. Diese wurden teilweise sehr dürftig untergebracht – und teilweise wussten die Familien der Schulkinder bis zum Sommer 1946 nicht, wo diese abgeblieben waren oder gar, ob sie noch am Leben waren. Erst eine Journalistin von „Jydske Tidende“ hatte während eines Besuches in Berlin von den unglücklichen Familien gehört und die Rückkehr der Kinder initiiert.
Auch über Hohenwarte geforscht
Abschließend berichtete Kirsten Lylloff über das Kinder-Flüchtlingsheim Hohenwarte bei Hoyer, wo 82 Kinder aus Internaten in Brandenburg im April 1945 untergekommen waren.
Es vergingen teilweise Jahre bis die 82 Kinder, die unter anderem aus Übersee, überwiegend aber aus verschiedenen europäischen Ländern stammten, mit ihren Familien wiedervereinigt werden konnten. 22 der Kinder landeten in deutschen Heimen, bei 5 Kindern ist das Schicksal unbekannt geblieben, so Kirsten Lylloff. In ihrem Buch „Barn eller Fjende“ hat sie den Fall Hohenwarte untersucht und ist zum Schluss gekommen, die von der Außenwelt abgeschirmten Kinder wurden bei Hoyer belassen, um in der Umwelt keine unerwünschten Mitleidseffekte auszulösen. Und es wurde auch festgestellt, dass den Kindern als Nichtdeutsche höhere Essensrationen zugestanden hätten.
Am Freitag, 31. März, unternimmt die Heimatkundliche AG eine Tagesfahrt ins Museum „Flugt“ in Oksbøl. Einladungen sind verschickt worden, Anmeldungen unter giselajepsen@hotmail.dk