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Deutsche Staatsbürgerschaft in Dänemark: Kopenhagen und Apenrade an der Spitze

Deutsche Staatsbürgerschaft in Dänemark: Die wichtigsten Zahlen im Überblick

Auf einen Blick: Deutsche Staatsbürgerschaft in Dänemark

Apenrade/Aabenraa
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Reisepass
Die Zahl der deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger in Dänemark und Nordschleswig nimmt deutlich zu (Symbolfoto). Foto: Cornelius von Tiedemann

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Datenanalyse: Nicht nur in Nordschleswig bilden Deutsche die größte Gruppe an Ausländerinnen und Ausländern. Hier sind sie im Schnitt älter als in Kopenhagen. Und: Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft wandern deutlich seltener aus Nordschleswig (wieder) aus, als aus dem Rest Dänemarks. Ein Überblick in Info-Grafiken.

Wie viele Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft leben in Dänemark und Nordschleswig? Wie viele kommen neu hinzu – und ist das mehr oder weniger als früher?

Viele solcher Fragen können die Daten der dänischen Statistikbehörde beantworten, wenn wir sie entsprechend zuordnen.

Weshalb die Daten jedoch nur sehr begrenzte Aussagekraft in Bezug auf die autochthone deutsche Minderheit in Dänemark und Nordschleswig haben, wird am Ende des Artikels erläutert.

Die Datenbank der Statistikbehörde bietet jede Menge Zahlen über Deutsche in Dänemark. Wir haben einige davon anschaulich gemacht. Foto: Vijay Verma/Blush

Deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger: Nicht nur in Grenznähe

Die ersten beiden Grafiken zeigen erstens, wie viele Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft in den 98 Kommunen Dänemark absolut wohnhaft sind. Die Statistik berücksichtigt nur Personen, die nicht zusätzlich auch die dänische Staatsbürgerschaft besitzen. Zweitens wird der Anteil deutscher Staatsbürgerinnen und Staatsbürger an der Gesamtbevölkerung dargestellt.

Auffällig:

  • Besonders in beliebten Urlaubsregionen leben anteilig viele Deutsche.
  • In der Kommune Apenrade (Aabenraa) gibt es den höchsten Anteil an Bürgerinnen und Bürgern mit deutscher Staatsbürgerschaft: 5,52 Prozent.
  • In der Kommune Kopenhagen leben mit 6.482 Personen die meisten deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger.
  • In der Kommune Aarhus leben mit 2.100 Personen fast so viele Deutsche wie in der Kommune Sonderburg (Sønderborg) mit 2.159.
  • In den kleinen Inselkommunen Fanø, Læsø und Ærø ist der Bevölkerungsanteil mit deutscher Staatsbürgerschaft höher als in der nordschleswigschen Kommune Hadersleben (Haderslev).
  • In Nordschleswig leben insgesamt 7.518 Personen mit deutscher (und ohne dänische) Staatsbürgerschaft.
  • In der Hauptstadtregion leben 11.012 Personen mit deutscher (und ohne dänische) Staatsbürgerschaft.

 



Deutsche sind mancherorts die größte Ausländerinnen- und Ausländergruppe

In Nordschleswigs vier Kommunen Apenrade, Hadersleben, Sonderburg und Tondern (Tønder) leben neben den ungezählten Angehörigen der deutschen Minderheit, die die dänische Staatsbürgerschaft haben, auch viele mit deutschem Pass. Einige seit Generationen – andere sind in jüngerer Zeit zugewandert. Wer keine dänische Staatsbürgerschaft besitzt, wird ungeachtet der persönlichen Geschichte als Ausländerin oder Ausländer in der Statistik geführt.

Die folgende Grafik zeigt: Nicht nur in Grenznähe stellen Deutsche die größte Gruppe an Ausländerinnen und Ausländern. Übrigens: In Hadersleben liegen sie nur auf Platz zwei – hinter rumänischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern.



Auswander-Traum Dänemark: Jedes Jahr kommen Tausende aus Deutschland nach Dänemark. Nicht alle bleiben. Foto: Pau Barbaro/Blush

Fast 40.000 Deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger in Dänemark

Die Zahl der Menschen mit deutschem Pass in Dänemark nimmt in den vergangenen Jahren stark zu. Mitbürgerinnen aus der Ukraine und aus Syrien haben den Deutschen zuletzt den Rang als eine der größten Ausländergruppen abgelaufen.



Viele Deutsche bekommen einen dänischen Pass ausgehändigt. Seit 2015 ist die doppelte Staatsbürgerschaft möglich – was die Zahl steigen ließ. Foto: Ivan Mesaroš/Blush

Mehr Deutsche werden Däninnen oder Dänen

Die Zahl der deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger nimmt zu. Zugleich wächst die Zahl der Menschen, die statt oder neben der deutschen die dänische Staatsangehörigkeit annehmen.



Sonderburg könnte Apenrade als beliebtester Wohnort ablösen

In Nordschleswig lassen sich traditionell die meisten deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger in der Grenzkommune Apenrade nieder. Der massive Anstieg an Zugezogenen im Jahr 2022 brachte jedoch auch mit sich, dass sich die Deutschen weiter über ganz Nordschleswig verteilten.



Deutlicher Anstieg seit der Coronakrise

Die Europäische Union macht es möglich: Menschen können relativ frei zwischen den Mitgliedsstaaten umziehen. Nach der Finanzkrise 2008 nutzten jährlich nur noch um die 3.000 Deutsche diese Möglichkeit, um nach Dänemark zu ziehen. Im Zuge der Coronakrise zog die Zahl wieder deutlich an. Zugleich kehrten weniger Deutsche in ihr Heimatland zurück.

Im Folgenden die Zahlen für Nordschleswig und für ganz Dänemark.





Reisepass
In Dänemark leben Tausende deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger. Die meisten von ihnen in Kopenhagen und in Nordschleswig. Foto: Pau Barbaro/Blush

Nordschleswig hält deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger fest

Ob es die geografische Nähe zu Deutschland (und möglichen Arbeitsplätzen) ist, ob es die deutschsprachigen Angebote der deutschen Minderheit sind oder ob es am Bemühen der vier Kommunen liegt, die zu Nordschleswig (dän. Sønderjylland) zählen: Wer einen deutschen Personalausweis hat und in Nordschleswig lebt, kehrt – statistisch betrachtet – wesentlich unwahrscheinlicher wieder nach Deutschland zurück.

Im Jahr 2022 kam auf gut jede zehnte Person mit deutscher Staatsangehörigkeit in Dänemark eine deutsche Person, die (wieder) nach Deutschland auswanderte. In Nordschleswig war der Wert deutlich niedriger: Die Quote betrug statt 9 Prozent nur 0,7 Prozent.

Über die Gründe sagt die Statistik nichts. Neben oben genannten Gründen, in Nordschleswig zu bleiben, sind, neben vielen anderen, folgende Gründe denkbar, weshalb viele Deutsche wieder auswandern:

  • Ausbildung beendet
  • Auslandssemester beendet
  • Auslandseinsatz für den Arbeitgeber beendet / Versetzung
  • Keinen Anschluss an den Arbeitsmarkt gefunden
  • Keinen sozialen Anschluss gefunden
  • Familiäre Gründe
  • Sprachliche Schwierigkeiten


In Kopenhagen und der Hauptstadtregion werden die meisten Babys von Müttern mit deutschem Pass geboren. Foto: Deivid Saenz/Blush

In und um Kopenhagen die meisten „deutschen“ Babys

Ob sie als dänische Staatsbürgerinnen oder Staatsbürger geboren werden, geht aus dieser Statistik nicht hervor – doch die Statistikbehörde veröffentlicht Zahlen dazu, wie viele Kinder von Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit in Dänemark jedes Jahr geboren werden.

In den vergangenen Jahren steigt die Zahl langsam an. Diese Grafik zeigt: In und um Kopenhagen werden die meisten Kinder von deutschen Frauen geboren – deutlich mehr als zum Beispiel in Süddänemark insgesamt oder in Nordschleswig.

Zum Vergleich: In Nordschleswig leben 3.816 Frauen mit deutscher Staatsbürgerschaft, in der Region Süddänemark 6.061 und in der Hauptstadtregion 5.647.

Doch: In der Hauptstadtregion sind die Frauen mit deutscher Staatsbürgerschaft im Schnitt deutlich jünger. Während 58 Prozent der deutschen Frauen in der Hauptstadtregion zwischen 20 und 39 Jahren alt sind, liegt dieser Wert in der Region Süddänemark bei nur 28 Prozent.

 



Deutliche Unterschiede in der Altersstruktur zwischen Nordschleswig und Kopenhagen

In Nordschleswig leben verhältnismäßig viele Kinder und Jugendliche mit deutscher Staatsbürgerschaft. Doch auch der Anteil der Deutschen über 60 Jahre ist besonders groß. Schwach vertreten ist die Altersgruppe zwischen 20 und 39 Jahren.



Das deutsch-dänische Grenzland mit seinen Minderheiten stellt eine historische Besonderheit dar (Symbolfoto). Foto: Carsten Rehder, shz.de

Wichtiger Unterschied zwischen „Deutschen“ und „Deutscher Minderheit“

Eine Frage allerdings können all die Statistiken nicht beantworten: Wie viele Menschen in Dänemark sind Teil der deutschen Minderheit?

Dass Personen in Dänemark (oder Deutschland) nicht den Behörden gegenüber darüber Rechenschaft ablegen müssen, ob sie sich der deutschen (oder dänischen) Minderheit zugehörig fühlen, gilt als eine der Errungenschaften der Bonn-Kopenhagener Erklärungen.

Der Begriff „deutsche Minderheit“ bezeichnet in Dänemark dabei nicht die Gesamtheit der in Dänemark lebenden Deutschen, sondern die Bevölkerungsgruppe, die historisch mitsamt ihrer deutschen Sprache und Kultur in Dänemark verankert ist.

Diese Personengruppe, für und über die „Der Nordschleswiger“ berichtet, bezeichnet sich seit der friedlichen Grenzziehung von 1920 abwechselnd als deutsche „Volksgruppe“, „Minderheit“ oder „Gemeinschaft“. Entsprechend gibt es im Norden Schleswig-Holsteins seit 1920 eine dänische Minderheit.

Viele, die der deutschen Minderheit angehören, sind dänische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger. Sie gehören zu Familien, die seit Generationen deutschsprachig im Landesteil Nordschleswig leben – unabhängig davon, wo die Grenze verlief.

Manche der Menschen, die zur Minderheit zählen, haben jedoch auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Entweder, weil sie eines Tages eingewandert sind – oder weil sie aus einer Familie stammen, die zwar traditionell hier beheimatet ist, die jedoch auch nach 1920 nicht die deutsche gegen die dänische Staatsbürgerschaft eingetauscht hat.

 

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