Ungewöhnliche Hobbies

Vom Zimmermann zum Kunstsammler

Vom Zimmermann zum Kunstsammler

Vom Zimmermann zum Kunstsammler

Bettina P. Oesten
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Seit Eröffnung seines Kunstmuseums am 30. März 2018 haben an die 6000 Gäste die ungewöhnliche Kunstsammlung von Christian Panbo am Egelund besucht. Foto: Karin Riggelsen

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Christian Panbo hat der Stadt eine kleine Museumsperle mit hochkarätigen Werken von namhaften Künstlern beschert. Der Nordschleswiger sprach mit dem Apenrader Holzhaus-Unternehmer über seine Leidenschaft für die Kunst.

Mit dem Verkauf von Blockhäusern aus nachhaltigen nordischen Hölzern wurde er reich. So reich, dass er sich ein millionenschweres Hobby leisten kann – das Sammeln von exquisiter Kunst. Seine kleine, aber äußerst feine Auswahl an Werken, unter anderem von so hochgepriesenen dänischen Malern wie C. W. Eckersberg und Anne und Michael Ancher, befindet sich an einem Ort, an dem kaum jemand sie vermuten würde – mitten im Apenrader Industrieviertel. Sogar ein kleiner Picasso und ein Originalmanuskript von H. C. Andersen haben sich unter die Werke gemischt. Der Gesamtwert der Sammlung dürfte sich auf viele Millionen Kronen belaufen.

Um es aber gleich vorwegzunehmen: Über den materiellen Wert der einzelnen Exponate wird an diesem Nachmittag nicht gesprochen, nicht einmal ansatzweise. Viel wichtiger erscheint die Frage, wie es überhaupt zu diesem ungewöhnlichen Hobby kam, und wann bei ihm, der aus Vejle stammt und 1993 aus unternehmerischer Überlegung heraus nach Apenrade übersiedelte, das Kunstinteresse geweckt wurde.

Diese frühe Zeichnung von C. W. Eckersberg zeigt die Ansicht auf Apenrade von Galgebakken aus. Foto: Karin Riggelsen

Geschichtslehrer gab den Anstoß

Waren es die Eltern? Nein, mit Kunst hatten die nicht viel am Hut. Es war sein Geschichtslehrer, der dem jungen Schüler die Augen und das Herz öffnete für eine Welt, in die er nur zu gern eintauchte, wenn es um Könige und berühmte Maler ging. Schon damals keimte in ihm der Gedanke, wie schön es doch wäre, eines Tages eigene Kunstwerke zu besitzen.

Bis dahin war es aber noch ein weiter Weg.

Eigentlich war sein beruflicher Werdegang schon früh vorgezeichnet. Als gelernter Zimmermann sollte er den Betrieb seiner Eltern übernehmen, doch als Panbos Vater 1982 bei einem Betriebsunfall ums Leben kommt, werden die Weichen neu gestellt. Als Alleinerbin hat die Mutter jetzt das Sagen, die Zusammenarbeit mit ihr erweist sich als schwierig. Nach zehn Jahren spürt er, dass es nicht mehr geht. 1992 gründet er seine eigene Firma, zunächst in Vejle. Mit seinen hochwertigen Blockhäusern möchte er auch internationale Märkte erobern, eine Übersiedelung ins Grenzland erscheint ihm da sinnvoll.

Mit viel Geld in der Tasche zur ersten Auktion

Früh hat ihm sein Vater eingeschärft: „Christian, mache um Himmels Willen niemals Schulden.“ An diesen Grundsatz hat er sich bis heute gehalten. Von dem Erlös aus dem Verkauf seiner ersten neun Häuser kauft er 1993 das Grundstück am Egelund, auf dem er 1994, nach dem Verkauf weiterer Häuser, die Werkshalle errichtet und dann 1995 die Produktion aufnimmt. Im darauffolgenden Jahr ist es endlich soweit: Die Geschäfte laufen gut, sogar sehr gut, das Geld für sein erstes eigenes Kunstwerk hat er sich zusammengespart. In einer Pressemitteilung des Kopenhagener Auktionshauses Bruun Rasmussen liest er, dass in Vejle ein Gemälde des Skagenmalers Michael Ancher versteigert werden soll. Die Zeit ist reif, er hat es sich verdient, im wahrsten Sinne. Er steckt sich ein paar Bündel mit großen Scheinen in die Tasche, fährt nach Vejle, betritt mit Herzrasen den Auktionsraum.

Da stand ich, ein einfacher Zimmermann, nun unter vielen illustren Kunstkennern, und spürte, wie jeder jeden genau beäugte. Ich habe versucht, so ruhig und gelassen wie möglich zu bleiben, und ich glaube, es gelang mir ziemlich gut. Es gab viele Gebote, aber ich hatte ja schließlich nicht umsonst viel Geld in die Tasche gesteckt. Jedenfalls fuhr ich mit dem Gemälde von Michael Ancher wieder nach Hause.

Christian Panbo

„Da stand ich, ein einfacher Zimmermann, nun unter vielen illustren Kunstkennern, und spürte, wie jeder jeden genau beäugte. Ich habe versucht, so ruhig und gelassen wie möglich zu bleiben, und ich glaube, es gelang mir ziemlich gut. Es gab viele Gebote, aber ich hatte ja schließlich nicht umsonst viel Geld in die Tasche gesteckt. Jedenfalls fuhr ich mit dem Gemälde von Michael Ancher wieder nach Hause.“

Bürowände zugepflastert

Er hatte Blut geleckt. Nach seinem ersten Auktionserfolg hieß es aber jetzt erst einmal: Wieder Geld ansparen für die Kunst. Auch das ist ihm über die Jahre ziemlich gut gelungen. An die sechzig Kunstwerke hängen heute in den zwei Museumsräumen, vor einem warmen, rot-tonigen Hintergrund perfekt in Szene gesetzt.

Vor dem 30. März 2018, dem Tag der Museumseröffnung, hingen sie in seinem Büro. Zuletzt waren die Wände damit zugepflastert, und was nicht mehr an die Wand passte, stand in Kartons herum, denn kurioserweise wollte er die Bilder nicht bei sich zu Hause haben. Irgendwann stand er vor der Entscheidung: Sammlung verkaufen oder für nachfolgende Generationen erhalten? Man darf froh sein, dass er sich für das Zweite entschied.

Christian Panbo vor seinem „Erstling“: Dieses Gemälde des Skagenmalers Michael Ancher erwarb der Unternehmer auf seiner allerersten Auktion in den neunziger Jahren. Foto: Karin Riggelsen

 

Wie lädt man eine Königin ein?

Neben den Werken der Skagenmaler sind vor allem die Bilder des Christiansfelder Künstlers Jeppe Madsen Ohlsen (1891-1948) und, allen voran, die an Akkuratesse kaum zu überbietenden Werke von C. W. Eckersberg (1783-1853), einer der bedeutendsten dänischen Maler des Goldenen Zeitalters, der in Blaukrug bei Blans geboren wurde, in der Ausstellung vertreten. Auch einige Kinder- und Jugendzeichnungen von Königin Margrethe II sind auf Egelund zu bewundern.

Eine Kinder- und eine Jugendzeichnung von Königin Margrethe II schmücken ebenfalls die Wände des Museums. Das obere Bild schenkte die Königin ihrer Tanzlehrerin Margot Lander nach ihrer letzten Tanzstunde Foto: Karin Riggelsen

Weiß die Königin das? Nein, sagt der heute 78-Jährige, der ein elf Jahre altes Auto fährt und gar nicht daran denkt, in Rente zu gehen. Er würde sie ja gern einladen, aber wie um alles in der Welt macht man das? Und selbst wenn er ihr eine Einladung schicken würde, fragt er sich, wäre es da nicht ein wenig vermessen, zu glauben, dass Ihre Königliche Hoheit sie tatsächlich annehmen könnte?

Sie sollte es ruhig tun. Was Christian Panbo mit unternehmerischem Geschick und unverfälschter Liebe zur Kunst geschaffen hat, ist eine kleine Sensation, die eigentlich gar keine sein will – und gerade das macht die von bisher etwa 6.000 Gästen besuchte Ausstellung so einzigartig und höchst sehenswert. Meist empfängt er die Besucher selbst und geht – auf Wunsch – auch gern mit ihnen durch die Ausstellung. Die Geschichten, die er zu den einzelnen Werken erzählen kann, sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen.

Viele der Kunstwerke am Egelund hingen bereits als Leihgabe in verschiedenen internationalen Museen, u. a. in der Kunsthalle in Hamburg. Foto: Karin Riggelsen
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