Gedenkstätte
„Fröslevlager als Erlebniscenter? Lieber Marketing statt Schlamm und Schotter“
Fröslevlager als Erlebniscenter? Lieber Marketing statt Schlamm und Schotter
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Um mehr Besucherinnen und Besucher zu gewinnen, soll die Gedenkstätte umgestaltet werden. Doch der Ort hat alles, was es braucht, findet SHZ-Journalistin Antje Walther. Sie sieht andere Gründe für ausbleibende Besucherströme.
Rote Baracken sind im Halbkreis angeordnet; die weitläufigen Wege, Wiesen und Hecken sind sehr gepflegt. Im Zentrum ragt der Hauptwachturm empor. Das Fröslevlager ist eingebettet in die idyllische Fröslev-Plantage. Die Anlage in Pattburg (Padborg) mag durchaus über die Geschichte hinwegtäuschen.
Das Museum, das zum Nationalmuseum gehört, wirbt damit, eines der am besten erhaltenen Gefangenenlager Europas zu präsentieren. Es wurde 1944 während der deutschen Besatzung für die Internierung dänischer Widerstandskämpfer gebaut.
Tatsächlich nimmt es noch aus einem anderen Grund eine Sonderrolle ein. Denn die deutschen Besatzer akzeptierten, dass die dänischen Behörden sich um ihre gefangenen Landsleute kümmerten. Geschichten von Hunger und Gewalt wurden deshalb kaum überliefert. 1600 Deportationen gab es indes schon.
Umbenennung in „Erlebniscenter“ wäre makaber
Eine Umbenennung in „Erlebniscenter“, um neue Zielgruppen zu erschließen, wäre schon vor diesem Hintergrund makaber und führte ganz gewiss nicht zum Ziel – baulich destruktiv vorzugehen, indem man die Natur auf der Anlage mit Schotter zuschüttet, ebenso wenig. Gedenkhain und Besucherempfangszentrum, wie angedacht, würden den Ort hingegen tatsächlich aufwerten.
Die – wohlgemerkt – Gedenkstätte hat alles, was es braucht, um Geschichte anschaulich zu vermitteln, aufzurütteln und zu beeindrucken. So erzählt das Museum vom Alltag der Internierten. Besucherinnen und Besucher können Gefangenenstube und Waschraum betreten, geheim gemachte Fotos sehen. Überdacht zu bestaunen ist sogar einer der Weißen Busse des schwedischen Roten Kreuzes, mit dem Gefangene ins neutrale Schweden gebracht und gerettet wurden.
Grenzüberschreitendes Tourismus-Marketing
Es liegt bestimmt nicht am Ort, wenn nicht wie gewünscht Massen ins Museum des Fröslevlagers strömen. Wurden schon besucherrelevante Rahmenbedingungen wie grenzüberschreitende ÖPNV-Verbindungen, Veranstaltungskalender und Öffnungszeiten hinterfragt? Und der Bekanntheitsgrad der Gedenkstätte bei der Zielgruppe erforscht? Gutes Tourismus-Marketing, am besten gemeinsam und grenzüberschreitend, könnte Erfolg haben.