Wirtschaft
Wie Business Aabenraa deutschen Zugezogenen unter die Arme greift
Wie Business Aabenraa deutschen Zugezogenen unter die Arme greift
Wie Business Aabenraa Deutschen unter die Arme greift

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Seit knapp zwei Jahren kommen vermehrt Deutsche nach Dänemark. Einige haben den Wunsch, sich im Land selbstständig zu machen oder bringen ein Unternehmen mit. Doch wie macht man das? Hilfe bekommen sie unter anderem bei Michael Dinesen. Er hilft als Berater beim kommunalen Wirtschaftsförderer.
„Anfang des Jahres hatten wir zwei bis drei Anfragen in der Woche. Jetzt sind es etwa vier bis fünf im Monat“, sagt Michael Dinesen. Er arbeitet beim kommunalen Wirtschaftsberatungscenter „Business Aabenraa“ (BA) und berichtet von deutschen Zugezogenen oder solchen, die den Plan haben, nach Dänemark zu ziehen und eine Firma gründen zu wollen.
Selbstständig in der neuen Heimat
Und die Zahl dieser Leute ist in den vergangenen Jahren ständig gestiegen. Besonders die Corona-Krise habe viele Deutsche dazu bewogen, den Schritt in ein anderes Land zu wagen, so der Berater. „Und einige bringen eine Geschäftsidee mit und möchten sich selbstständig machen oder haben in Deutschland sogar schon ein Unternehmen, das sie hier weiterbetreiben wollen“, sagt der Berater.

Alexandra Herzog-Schmitt und Ehemann Paul Schmitt haben den Schritt über die Grenze bereits gewagt. Sie hatten in der früheren Heimat im niedersächsischen Cuxhaven ein gemeinnütziges Unternehmen. Beratung und Pflegeunterstützung hätten sie dort angeboten, erzählen die beiden. Die Idee war, solch ein Angebot auch in der neuen Heimatkommune Apenrade zur Verfügung zu stellen.
Zusammenhängende Beratung
Doch gemeinnützige Firmen, wie sie eine in Deutschland hatten, gibt es in Dänemark nicht. Das haben sie bei einem Gespräch mit Steuerberater Lars Duisberg herausgefunden. Auf den ist Alexandra bei Recherchen im Internet gestoßen. Der Steuerberater spricht nämlich Deutsch, was für die beiden Zuzügler noch eine große Hilfe ist.
Duisberg verwies das Paar an Business Aabenraa. „Wir sind so gut aufgenommen worden und haben hier so viel Hilfe und Unterstützung bekommen. Das sind wir aus Deutschland nicht gewohnt“, sagt Alexandra Herzog-Schmitt.
Sie und Gatte Paul Schmitt haben die pflegebedürftigen Eltern von Alexandra mitgenommen nach Dänemark. Auch mit der Betreuung der beiden – die Mutter ist inzwischen verstorben – sind sie überaus zufrieden. „Das konnten wir anfänglich gar nicht fassen, wie gut und reibungslos das hier alles läuft“, so die 54-Jährige.
Anfang ist gemacht
Nach den ersten Gesprächen mit Michael Dinesen war dann klar: Der Weg führt in die Selbstständigkeit. „Michael hat uns dabei sehr unterstützt“, berichtet Alexandra. Das Sparring mit dem Wirtschaftsprofi, der ebenfalls früher selbstständig war, zeigt Erfolge.
Der Name des Unternehmens steht schon fest: Heart United. Die passende Internetseite ist inzwischen ebenfalls kurz davor, veröffentlicht zu werden. Das Angebot wird etwas breiter gefächert. So ist beispielsweise geplant, Kreativ-Workshops anzubieten. Doch auch das Erfinden von Spielen möchten die beiden Unternehmensgründer mit aufnehmen. Damit hat das Paar schon Erfahrungen in Deutschland sammeln können.
Aus Fehlern gelernt
Für Dinesen sind solche Fälle Alltag. Er hat sich und Business Aabenraa inzwischen gut auf die Neu-Däninen und -Dänen vorbereitet. „Wir folgen einem Fahrplan“, sagt er. Den hat er aus den bisher gemachten Erfahrungen zusammengebastelt.
„Viele der Gründerinnen und Gründer kommen aus dem Therapiebereich“, berichtet er. Physiotherapeutinnen, Psychotherapeuten und Therapeutinnen mit Kristallen seien das.
Anfänglich gab es dabei Probleme: „Wir haben festgestellt, dass diese Leute an einem Punkt begonnen haben, dann aber auf dem Weg verloren gegangen sind“, erzählt Dinesen. Das müsse besser gemacht werden, so die Schlussfolgerung.
Ein Fahrplan wurde erstellt und der gebürtige Deutsche Dinesen kann auf Deutsch beraten. Rechtsanwaltin, Steuerberater, Immobilienmaklerin, Bank und die Kommune gehören jetzt zu den Akteuren, die beratend zur Seite stehen – alle ebenfalls mit deutschsprachigem Personal.
Erste Anlaufstelle ist jedoch in der Kommune Business Aabenraa. Das Center berät und vermittelt schließlich.
„Starten sie ein Unternehmen im Land, dann ist es einfach. Dann gelten dieselben Regeln und Gesetze, wie für Däninnen und Dänen“, sagt er.
Große Unterschiede zwischen Deutschland und Dänemark
Für viele Deutsche sei der Kontakt ein „Kulturschock“, denn „in Deutschland dauert es. Mehrere Anträge müssen ausgefüllt und abgegeben werden, damit sie bearbeitet werden. Hier ist es viel einfacher, und alles läuft digital.“
Zwei Nummern gibt es in Dänemark: „Die persönliche Cpr-Nummer und die Cvr-Nummer, die dem Unternehmen zugewiesen ist“, berichtet der Wahl-Tonderaner.
Anders ist es bei denjenigen, die schon eine Firma in Deutschland haben. „Da ist es komplizierter. Da gibt es sogar von Bundesland zu Bundesland Unterschiede“, so die Erfahrung bei BA.
Auch wenn Dänemark für manche wie das Schlaraffenland wirke, so gebe es auch hier Herausforderungen. Ob Schenkungen oder Erbabgaben, die Regeln unterscheiden sich sehr. „Wenn die Menschen etwa ein Anwesen in Deutschland geschenkt bekommen haben und dafür keine Steuern zahlen, sind sie trotzdem hier steuerpflichtig“, erzählt Michael Dinesen. Darüber müsse man informiert sein.
Deutsche Sprache ist ein großes Plus
Für Arbeitssuchende hat Michael Dinesen ebenfalls einen Rat: „Der Lebenslauf darf in Dänemark gerne viele persönliche Inhalte haben. Ich habe ehrenamtlich im Verein gearbeitet. Solche Sachen wollen dänische Arbeitgeber wissen.“
Heute bekommt der Wirtschaftsberater mindestens einmal am Tag einen Anruf von einem deutschen Unternehmensgründer. „Es spricht sich herum, dass ich Deutsch kann. Das ist dann einfacher“, ist sich der gebürtige Nordfriese sicher.
Er lobt die Deutschen. „Sie wissen, wenn man sich selbstständig macht, benötigt man Startkapital. Das ist auch hier nicht anders. Das ist vielen Däninnen und Dänen nicht klar.“