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Gerhard Mammen hat 40 Jahre Telekommunikation geprägt

Gerhard Mammen hat 40 Jahre Telekommunikation geprägt

Gerhard Mammen hat 40 Jahre Telekommunikation geprägt

Rothenkrug/Rødekro
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Gerhard Mammen und seine Frau Jette leben in Rothenkrug. Foto: Privat

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Der gebürtige Hellewatter hat es einem Zufall zu verdanken, dass er vor vier Jahrzehnten einen absoluten Karrierewechsel vornahm. Warum er diesen Schritt nie eine Sekunde bereut hat, erzählt der 63-Jährige in einem Interview.

Eigentlich wollte der gebürtige Hellewatter (Hellevad) Bürokaufmann werden. Doch der maue nordschleswigsche Arbeitsmarkt Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre und der Zufall „spülten“ Gerhard Mammen über einen Umweg in die Telekommunikationsbranche. Das ist in diesen Tagen 40 Jahre her. Heute ist er froh über den nicht ganz freiwilligen Karrierewechsel. „Ich habe den spannendsten Job, den man sich denken kann“, sagt der 63-Jährige und lacht.

Lehre beim „Nordschleswiger“ 

„Ich habe zunächst eine Bürolehre in der Verwaltung des ,Nordschleswigers'  in Apenrade gemacht“, erzählt Gerhard. Anschließend leistete er seinen neunmonatigen Wehrdienst in Skrydstrup ab. Trotz Kaufmannsgehilfenbriefs fand er danach keinen Job in der Umgebung.

„Ich habe dann bei einem Zimmerer in Loit gearbeitet. Eines Tages wurde ich von einem Bekannten darauf hingewiesen, dass das Post- und Telegrafwesen (P&T) am Birkelund in Apenrade Mitarbeiter bräuchte und ob das nicht vielleicht etwas für mich wäre“, erzählt Mammen.

Er zauderte nicht lange, sondern vereinbarte sofort einen Termin für ein Bewerbungsgespräch. Es gab kein langes oder kompliziertes Einstellungsverfahren. „Als mein Gegenüber herausfand, dass er mit meiner Mutter in Hüdewatt als Kind im Sandkasten gespielt hatte, war die Sache eigentlich schon geritzt“, erzählt Gerhard Mammen und muss im Nachhinein noch schmunzeln. Die beiden Männer vereinbarten, dass der damals 23-jährige Gerhard am 2. Januar seinen Dienst antreten sollte.

Verzögerung durch Virus

Tatsächlich konnte er seinen ersten Arbeitstag jedoch erst mit dreiwöchiger Verzögerung antreten. „Ich hatte Mumps bekommen. Erst auf der einen, dann auf der anderen Seite – und offensichtlich so heftig, dass unser Hausarzt in Hellewatt jeden Morgen vor Praxisbeginn bei uns zu Hause vorbeikam, um bei mir nach dem Rechten zu schauen“, erzählt Gerhard Mammen. 

Sein neuer Arbeitgeber zeigte sich jedoch zum Glück geduldig. Dass seine Aufgabe eigentlich primär daraus bestehen würde, Telefonsteckdosen anzubringen und Kabel zu ziehen, hatte er gar nicht erwartet. „Im Nachhinein wundert es mich auch ein wenig, denn ich war ja eigentlich kein Handwerker“, erinnert sich Gerhard Mammen. Aber offensichtlich stellte er sich nicht ganz dusselig an. Auf jeden Fall überstand er die Probezeit und wurde übernommen. Fünf Jahre lang war das Installieren von Steckdosen seine Hauptbeschäftigung. 

Politisches Engagement

Mitte der 1980er-Jahre begann so langsam Mammens politische Karriere. Er engagierte sich für die Schleswigsche Partei, meldete sich verstärkt in der öffentlichen Debatte zu Wort, schrieb Leserbriefe. Das blieb seinem Arbeitgeber natürlich nicht verborgen. Gerhard Mammen wurde zu einem Personalgespräch gebeten. P&T war damals ein staatlicher Betrieb, weshalb Mitarbeitende den Beamtenstatus erhielten. Mammen auch.

Sollte er befürchtet haben, dass sein politisches Engagement noch dazu für die Partei der deutschen Minderheit vom Arbeitgeber nicht so gern gesehen werde, so musste er überrascht feststellen, dass das mitnichten der Fall war. „Im Gegenteil. Meinem direkten Vorgesetzten war wohl aufgefallen, dass ich nicht ganz auf den Mund gefallen war und mich auch schriftlich gut zu formulieren wusste. Er bot mir deshalb einen anderen Arbeitsbereich an.“

Neuer Job

Gerhard sollte künftig Wirtschaftskunden-Akquise betreiben und diesen Personenkreis auch betreuen. Auf seiner Visitenkarte stand „Datakonsulent“. Diese neue Aufgabe war genau sein Ding!

P&T wurde übrigens 1987 als staatliche Behörde aufgelöst. Telekommunikation und Post wurden damals voneinander getrennt. In Nordschleswig kümmerte sich fortan Tele Sønderjylland um das Telefonnetz. Später wurde Tele Sønderjylland Teil der landesweit operierenden Aktiengesellschaft Tele Danmark, die Anfangs noch zu 100 Prozent in staatlichem Besitz war. Ein paar Jahre später wurde der Festnetz-Markt in Dänemark liberalisiert. Tele Danmark büßte nicht nur seine Monopolstellung auf dem dänischen Kommunikationsnetz ein, sondern auch der Staat zog sich nach und nach aus der Aktiengesellschaft heraus. Aus Tele Danmark wurde über die Jahre TDC; um die Wirtschaftskunden kümmert sich TDC Erhverv.

Der letzte Beamte – fast

Die Anzahl der Mitarbeitenden mit Beamtenstatus hat sich in diesen Jahren erheblich reduziert. Als Mammen seine Karriere in der Telekommunikationsbranche begann, waren so gut wie alle „tjenestemænd“. Inzwischen sind die Beamtinnen und Beamten an einer Hand abzuzählen – landesweit. „In meiner Abteilung sind wir insgesamt 17 Mitarbeiter. Ich bin der Einzige mit Beamtenstatus“, sagt Mammen. Er wählt mit Bedacht die männliche Bezeichnung „Mitarbeiter“. In seiner Abteilung, die den Bereich Jütland und Fünen abdeckt, gibt es derzeit keine Frauen. Mit seinen 63 Jahren ist Gerhard Mammen mit Abstand der Älteste. „Sie könnten alle meine Söhne sein“, fügt er lachend hinzu.

Viel Spaß bei der Arbeit

Er fühlt sich aber nicht alt und vor allem nicht als zu alt. „Ich hätte vor zwei Jahren schon in Pension gehen können. Aber warum? Die Arbeit macht mir Spaß. Ich gehe jeden Tag mit Freude hin, auch wenn ich in einer Branche arbeite, in der man jeden Tag abliefern muss. Man muss auch gewillt sein, jeden Tag etwas Neues dazulernen zu wollen. Solange das so ist, sehe ich auch keinen Grund, daran etwas zu ändern, zumal meine Frau auch noch berufstätig ist“, sagt der 63-Jährige.

Technologische Entwicklung

Er hat in den vergangenen vier Jahrzehnten viele Chefs kommen und gehen sehen. Der Name an den Firmenwagen hat sich geändert, und auch hausintern hat sich vieles gewandelt. Aus einem eher trägen staatlichen Apparat ist ein modernes, privatwirtschaftlich operierendes Unternehmen geworden – und doch muss Mammen in der Retrospektive feststellen, dass die allergrößten Veränderungen in der Technologie stattfanden.

„Als ich im Januar 1984 anfing, gab es nur eine Art Telefon, nämlich ein graues mit runder Wählscheibe. Ich habe noch die Fernschreiber-Generation mitgemacht und habe Modems mit einer Übertragungsrate von 150 Baud installiert. Heute sind 30 bis 40 Gigabit an der Tagesordnung. Eine wahnsinnige Entwicklung!“, findet auch Gerhard Mammen. 

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