Deutsche Minderheit
Freude am Ehrenamt: „Ich organisiere gerne“
Freude am Ehrenamt: „Ich organisiere gerne“
Freude am Ehrenamt: „Ich organisiere gerne“
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Trotz dieser Leidenschaft hat Anne Barten sich dazu entschlossen, bei der Generalversammlung des BDN Ortsvereins Apenrade nicht wieder für einen Vorstandsposten zu kandidieren. Der Grund ist eigentlich banal, aber durchaus konsequent.
Sie hat immer über Menschen geschimpft, die an ihren Posten kleben, und so hat Anne Barten entschieden, bei der Generalversammlung des Apenrader Ortsvereins des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) am 29. Februar nicht wieder für den Vorstand zu kandidieren.
„Dabei bereitet mir die Arbeit weiterhin große Freude. Wir haben eine tolle Zusammenarbeit in unserem Vorstand“, findet die 76-Jährige. Und das Letztere, nämlich ihr Alter, ist auch der Grund für ihre Entscheidung.
Drei Jahre
„Als wir auf der jüngsten Vorstandssitzung die Generalversammlung vorbereiteten, zählte unser Vorsitzender Hans Thomas Lorenzen die zur Wahl stehenden Personen auf. Mein Name war dabei. Natürlich mache ich weiter, war meine erste Reaktion. Gerade weil ich ja nach wie vor an der Vereinsarbeit großen Spaß habe, aber dann kam ich ins Grübeln“, sagt die ehemalige Lehrerin. „Ich bin jetzt 76. Eine Wahlperiode dauert bei uns drei Jahre. Dann wäre ich 79! Und da ich ja immer geschimpft habe, dass manche Menschen einfach zu lange an ihrem Posten kleben, muss ich ja konsequent sein und meinen Posten abgeben“, findet Anne Barten und lacht.
Sie ist zuversichtlich, dass sich schon jemand finden wird, der sich im Ortsverein einbringen möchte. „Beim BDN Apenrade ist es möglich, eigene Ideen zu entwickeln“, ist zumindest ihre Erfahrung. „Ich organisiere gerne und habe mir beim Ortsverein eine Art kulturelle Nische gesucht, wo ich mich und meine Stärken für die Gemeinschaft einbringen kann“, erzählt sie. So sind das Spargelessen im Frühsommer und das Grünkohlessen im Winter ganz klar auf „ihrem Mist“ gewachsen. Auch die Besuche in hiesigen Museen und Ausstellungen tragen deutlich ihre Handschrift.
Gemütliche Sitzungen
Zur guten Zusammenarbeit im Vorstand hat Anne Barten vielleicht einen wichtigen Teil beigetragen. Als sie 2015 gewählt wurde, hatte sie vorgeschlagen, die Vorstandssitzungen reihum in den Wohnungen der Vorstandsmitglieder abzuhalten und mit einem kleinen Imbiss und einem netten privaten Schnack einzuleiten. „Das hat sich bewährt“, findet Anne Barten.
Sie kam 1981 mit ihrem damaligen Mann und den drei Kindern nach Nordschleswig, genauer nach Bülderup-Bau (Bylderup-Bov). Erst mit dem Eintritt in die deutsche Minderheit habe sie den Wert von Vorstandsarbeit so richtig kennen- und schätzen gelernt.
Erster Vorstand: Kindergarten
Ganz typisch für nordschleswigsche Verhältnisse begann für sie das ehrenamtliche Engagement mit einem Vorstandsposten im Deutschen Kindergarten Bülderup, wo ihre jüngste Tochter damals angemeldet wurde. In den nächsten vielen Jahren war sie primär in der Lehrergewerkschaft (GEW) aktiv. Im nordschleswigschen GEW-Vorstand sowie als Vertrauensfrau der Kolleginnen und Kollegen an der Deutschen Schule Tingleff (Tinglev) und auch als Personalvertreterin im Deutschen Schul- und Sprachverein für Nordschleswig brachte sie sich ein.
Dann kam auch ein Vorstandsposten im Verein „Freunde der Breklumer Mission“ hinzu. Als Tingleffs deutsche Pastorin Kirstin Kristoffersen Leute suchte, die jeweils sonnabends für ein paar Stunden nach Uk (Uge) ins dortige Flüchtlingsheim gehen, um dort mit den Menschen zu sprechen oder Karten zu spielen, machte sie gerne mit. Sie lebte damals nach der Trennung von ihrem Mann schon einige Jahre in Apenrade.
Plausch über die Hecke
Um auch in Apenrade Fuß zu fassen, hatte sie sich zunächst in den Vorstand des Männerturnvereins (MTV) wählen lassen, wo sie am Yoga teilnahm. Entschied dann aber für sich, dass ein Sportverein vielleicht doch nicht das Richtige für sie ist.
Ganz untypisch für Nordschleswig hatte sie dann den Ortsvorsitzenden Hans Thomas Lorenzen quasi beim Plausch über die Hecke gefragt, ob sie nicht beim Apenrader BDN mitmachen könne, wenn mal ein Platz im Vorstand frei würde. Das war 2015. Der Rest ist Geschichte – zumindest bald, wenn Anne Barten ihre „Drohung“ wahr macht und tatsächlich am 29. Februar aus dem Vorstand austritt.
Sollten andere Vereinsvertreterinnen und -vertreter nun hoffen, dass sie künftig von Anne Bartens Organisationstalent profitieren könnten, so zieht sie diesen Zahn gleich von Anfang an. „Ich bin auch in anderen Vereinen 76 Jahre alt und damit zu alt“, erklärt sie konsequent.
Keine Langeweile zu erwarten
Man muss sich aber keine Sorgen machen, dass sich die 76-Jährige langweilen wird. „Ich bin in zwei Lesegruppen – dem Literaturkreis der Deutschen Zentralbücherei Apenrade und einem dänischen Lesekreis mit einigen Nachbarn. Das macht großen Spaß“, unterstreicht Anne Barten. Außerdem hat die ehemalige Deutsch- und Englischlehrerin vor einigen Wochen beschlossen, Italienisch zu lernen.
Ein Internetkurs hat ihr schon wichtige Grundlagen der Sprache gegeben, die sie künftig vertiefen möchte. Die entsprechende Literatur steht bereits im Regal. „Darüber hinaus fahre ich jeden Mittwoch ins Deutsche Museum Nordschleswig nach Sonderburg. Dort digitalisiere ich Fotos aus dem Archiv des ,Nordschleswigers’“, zählt sie einige Dinge auf. Dass sie für den Freundeskreis Kulturfahrten und -ausflüge organisiert, gerne verreist und später dann auch bei Veranstaltungen darüber in Wort und Bild berichtet und natürlich auch für die eigenen Kinder und Enkelkinder immer offene Arme hat, kommt natürlich „nebenbei“ dazu.
Einen Tipp hat sie für alle, die sich ehrenamtlich engagieren wollen: „Ich habe nie mehr als drei Ehrenämter auf einmal wahrgenommen. Damit bin ich gut gefahren.“