Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Deutsche Bauhofleiter kamen in Klipleff ins Staunen

Deutsche Bauhofleiter kamen in Klipleff ins Staunen

Deutsche Bauhofleiter kamen in Klipleff ins Staunen

Apenrade/Aabenraa
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Die grünen Linien zeigen den Weg des Traktors mit GPS-Tracker auf einem der kommunalen Sportplätze. Foto: privat

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Bei dem Besuch von 21 Kolleginnen und Kollegen aus ganz Schleswig-Holstein im „Entreprenørgården“ der Kommune Apenrade konnte Frank Hansen in ein paar neidische Gesichter der deutschen Bauhof-Leitungen blicken.

Seit 15 Jahren treffen sich die Leitungen von Bauhöfen und Straßenmeistereien aus verschiedenen Gemeinden Schleswig-Holsteins zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch. In dieser Woche besuchten sie erstmals ihren Apenrader Kollegen Frank Hansen auf dem „Entreprenørgården“ in Klipleff (Kliplev).

Hansen hat sich aus Neugierde der schleswig-holsteinischen Erfahrungsaustauschgruppe (Erfa-Gruppe) angeschlossen. „Man wird ja nie dümmer, wenn man sieht, wie andere arbeiten“, formuliert es der Ressortleiter für den Apenrader Bauhof. Er hat schon seine nordschleswigschen Kollegen aufgefordert, sich der Erfa-Gruppe anzuschließen. „Leider sprechen sie gar nicht oder nur kaum Deutsch“, bedauert Frank Hansen, der damit keine Schwierigkeiten hat.

Einige der deutschen Kolleginnen und Kollegen arbeiten noch mit Faxgeräten.

Frank Hansen, Ressortleiter „Bauhof“, Apenrade

Effektivierung und Digitalisierung

Nachdem er an mehreren Treffen bei den Kolleginnen und Kollegen in Schleswig-Holstein teilgenommen hat, war er nun in dieser Woche der Gastgeber. Das Thema des Tages lautete „Effektivierung und Digitalisierung“, und das kam nicht von ungefähr. Tatsächlich zeigte der deutsche Besuch bei dem Kollegen in Nordschleswig, dass Dänemark, was die Digitalisierung angeht, ein gutes Stück weiter ist.

Bereits in der Büroausstattung machen sich die Unterschiede bemerkbar. „Einige der deutschen Kolleginnen und Kollegen arbeiten noch mit Faxgeräten“, wie Frank Hansen erstaunt feststellt.

Es ging aber bei dem Treffen nicht um die Ausstattung der Büros, sondern um den Maschinenpark und um Arbeitsmethoden, die Frank Hansen anhand einer Powerpoint-Präsentation vorstellte.

Das sind Größenverhältnisse, über die die meisten der schleswig-holsteinischen Teilnehmenden nur staunen können.

Dircksen Marwig, Bauhofleiter in Harrislee

Großes Gebiet

Eingeleitet wurde der Tag übrigens vom Stadtratsabgeordneten Erwin Andresen von der Schleswigschen Partei (SP). Er gab den Gästen ein paar Informationen über die Kommune Apenrade an die Hand, die seit der Kommunalreform 2007 eine Größe von etwas mehr als 940 Quadratkilometer hat.

Entsprechend groß ist auch der Apenrader Bauhof, der für rund 1.500 Kilometer Straßennetz, 70 Kilometer Wasserläufe und um die 260 Hektar Grünflächen verantwortlich ist.

„Das sind Größenverhältnisse, über die die meisten der schleswig-holsteinischen Teilnehmenden nur staunen können. Der Bauhof von Sörup hat gerade einmal zwei Gemeindemitarbeiter, während der Flensburger meines Wissens 70 bis 80 beschäftigt“, sagt Dircksen Marwig. Er ist Bauhofleiter der Gemeinde Harrislee. Dort sind 16 Personen tätig.

Für die grün markierten Straßen ist der kommunale Bauhof in Klipleff zuständig. Foto: Kommune Apenrade

Erfa-Gruppe: Bauhof

„Als ich seinerzeit die Stelle in Harrislee ohne Einarbeitung übernahm, kam mir die Idee zu dieser Erfa-Gruppe. Zum Glück fanden andere das auch gut, und seitdem treffen wir uns in der Regel zweimal im Jahr. Es ist nichts Offizielles“, unterstreicht Marwig.

Nichtsdestotrotz nehmen inzwischen die Leitungen von Bauhöfen und Straßenmeistereien aus 30 Gemeinden im gesamten schleswig-holsteinischen Raum an den Treffen teil. In Klipleff waren immerhin 21 unterschiedliche Gemeinden vertreten. Es herrscht allerdings keine Teilnahmepflicht. Die Treffen sind völlig zwanglos. „Wir haben zwar immer ein übergeordnetes Thema, aber das ist fast nebensächlich. Wir finden immer etwas, worüber wir uns austauschen können“, stellt Dircksen Marwig lachend fest. Man kennt sich, man duzt sich.

 

 

 

Der kurze Dienstweg

Zwischen den Treffen telefonieren die Teilnehmenden auch fleißig untereinander, weiß er aus eigener Erfahrung. „Wenn ich ein Problem habe, rufe ich doch schnell einen Kollegen an, und hole mir Rat. Schnell und unbürokratisch“, sagt der Harrisleer Bauhofleiter.

Die Telefonnummer von Frank Hansen hat er auch gespeichert. „Wenn wir direkt an der Grenze ein Problem haben, weil z. B. ein Schlagloch entstanden ist, ist Frank nur einen Anruf entfernt. Wir klären das dann. Ich mag mir gar nicht ausdenken, wie lange es dauern würde, wenn wir erst über die Behörde einen Antrag an die dänische Seite stellen sollten“, stellt Marwig fest. Bis dahin könnte aus dem kleinen Schlagloch womöglich ein mittlerer Krater geworden sein.  

Die Mitarbeitenden des Apenrader Bauhofs haben diese Konstruktion am Asphaltwagen vor fünf Jahren mit entwickelt. Foto: Screenshot/Apenrader Kommune

Spektakuläre Einblicke

Der Blick in den Bauhof der Kommune Apenrade in Klipleff war für ihn und viele seiner Kolleginnen und Kollegen „schon ein wenig spektakulär“, wie es der Harrisleer ausdrückt.

„Er hat mit seinem Team, ein Riesengebiet zu bewältigen. Aber ein bisschen neidisch konnte man schon werden, wenn man sieht, was dort möglich ist“, sagt Dircksen Marwig.

So haben die Mitarbeitenden des Bauhofs vor einigen Jahren in Zusammenarbeit mit einem Fahrzeugbauunternehmen eine Vorrichtung für den Asphaltwagen entwickelt, der die Straßenreparaturen sicherer und effektiver macht.

Da kann man eigentlich nur neidisch werden.

Dircksen Marwig, Bauhofleiter in Harrislee

Clou der Vorrichtung ist, dass der Straßenarbeiter vor der Maschine arbeitet und nicht mehr dahinter. Das schützt vor Verkehrsunfällen durch auffahrende Fahrzeuge. Darüber hinaus ist der Ausstieg rechts statt wie bisher links. Auch das trägt zur Sicherheit der Mitarbeitenden bei. Effektiver ist es zudem. Bisher bedurfte es zwei Personen, um Schlaglöcher zu reparieren, jetzt schafft dies ein Mitarbeitender allein.

Die Mitarbeitenden des Bauhofs in Klipleff suchen immer wieder nach Verbesserungsmöglichkeiten, um ihre Arbeit zu erleichtern und sicherer zu machen.

„Ich bin mir leider fast sicher, dass solche genialen Erfindungen von unserem TÜV nicht abgenommen werden würden. Da kann man eigentlich nur neidisch werden“, stellt der Harrisleer Bauhofleiter fest.

Im Herbst findet das nächste Erfa-Treffen in Owschlag im Kreis Rendsburg-Eckernförde statt.

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