Soziales Engagement

Blinddate der besonderen Art: Aase ist eine Geh-Freundin

Blinddate der besonderen Art: Aase ist eine Geh-Freundin

Blinddate der besonderen Art: Aase ist eine Geh-Freundin

Apenrade/Aabenraa
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Aase Norups eigene Energietanks werden aufgefüllt, wenn sie anderen helfen kann. Foto: Karin Riggelsen

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Der Apenrader Herzverein sucht Bürgerinnen und Bürger, die Lust haben, regelmäßig Mitmenschen bei Fußmärschen zu begleiten. Aase Norup ist schon seit vier Monaten als sogenannte Geh-Partnerin in Aktion und kann der Idee nur Gutes abgewinnen.

„Man muss nicht besonders schnell und weit gehen können, um eine gute Geh-Partnerin zu sein. Man muss einfach nur aufrichtiges Interesse an seinen Mitmenschen haben“, bringt es Aase Norup aus Riesjarup (Rise-Hjarup) auf den Punkt. Seit vier Monaten verabredet sie sich einmal wöchentlich mit einer 83-jährigen Frau aus der Kommune Apenrade zum Spazierengehen. Die beiden Frauen kannten sich vorher nicht. Zusammengebracht hat sie ein neues Angebot des Apenrader Herzvereins.

Feste Bezugsperson

„Es gibt so viele Menschen in unserer Kommune, die gerne spazieren gehen wollen, aber niemanden haben, mit dem sie solche Touren unternehmen können. In der ganzen Kommune gibt es mehrere Wandervereine und sogenannte Gehgruppen, doch die Menschen, an die sich unser neuestes Projekt richtet, können aus verschiedenen Gründen solche Angebote nicht wahrnehmen“, erläutert Jutta Drath, Vorsitzende des Apenrader Herzvereins, die Aktion „Gå-Ven“ (deutsch Geh-Freund). Entweder reicht die Kondition nach Krankheit oder anderen Gebrechen noch nicht für längere Spaziergänge oder manche Menschen fühlen sich in größeren Gruppen unwohl, weshalb sie eine feste Bezugsperson vorziehen.

Die Betonung liegt dabei auf „eine“. Es geht darum, dass sich die Geh-Partnerinnen oder -Partner nur zu zweit treffen.

Zusammenarbeit mit der Kommune

Dass Bedarf in der Kommune Apenrade herrscht, weiß der Apenrader Herzverein aus Gesprächen mit der Koordinationseinheit für Senioren und Heimpflege in der Kommune Apenrade, die das neueste Angebot des Herzvereins nicht nur begrüßt, sondern auch unterstützt, indem es potenzielle Nutzerinnen und Nutzer mit dem Herzverein zusammenführt. Wer das Angebot in Anspruch nehmen möchte, kann sich auch direkt an den Apenrader Herzverein wenden.

Aase Norup hat sich viele Jahre im Apenrader Frauenhaus eingebracht. Foto: Karin Riggelsen

„Blinddate“ mit Unterstützung

Da nicht alle Menschen gleich ticken, wird in einem ersten Kennenlerngespräch, bei dem eine Vertreterin oder ein Vertreter des Herzvereins anwesend ist, die Chemie der künftigen Geh-Partnerinnen oder -Partner getestet. Es werden auch noch einmal die Regeln abgestimmt. „So kommen die Geh-Partnerinnen oder -Partner nicht ins Haus und trinken keinen Kaffee.  Die Partnerschaft beschränkt sich auf den Spaziergang. Sinn und Zweck des Angebots ist ja schließlich, die Menschen an die frische Luft zu bringen“, unterstreicht Jutta Drath. „Wer Kaffee trinken will, soll sich einer Besuchsfreund-Ordnung eines anderen Anbieters anschließen. Dem Herzverein geht es bei diesem Angebot um die Bewegung“, fügt sie hinzu.

Fit werden nach Knochenbruch

Die 83-Jährige, mit der sich Aase Norup seit vier Monaten einmal wöchentlich trifft, hatte einen Oberschenkelhalsbruch. „Sie muss sich möglichst viel bewegen, um wieder fitter zu werden, ist noch etwas unsicher auf den Beinen und nutzt deshalb einen Rollator“, erzählt Aase Norup. (Zum Schutz der Privatsphäre wird in diesem Artikel nicht der Wohnort ihrer Geh-Partnerin erwähnt.)

„Wir gehen entweder bei ihr im Ort spazieren oder fahren hinaus in die Natur. Wir waren zum Beispiel auf Kalö. In ihrem Fall muss ich natürlich darauf achten, dass der Weg für einen Rollator geeignet ist. Das hat aber bisher immer ganz gut geklappt“, stellt Aase Norup fest. Die Spaziergänge dauern in der Regel etwa eine Stunde. Mittlerweile können die beiden in dieser Zeit schon Strecken von rund drei Kilometern zurücklegen. Bewegung an der frischen Luft ist gut für Körper und Geist. „Nebenbei schnacken wir über Gott und die Welt“, sagt sie. Und genau das ist auch die wichtigste Qualität, die ihrer Meinung nach eine Geh-Partnerin oder ein Geh-Partner mitbringen sollte. „Man muss offen sein, auf Leute zugehen können, und aufrichtig an seinen Mitmenschen interessiert sein“, sagt Aase Norup. Bislang seien ihr und ihrer Geh-Partnerin noch nicht die Themen ausgegangen, wie sie schmunzelnd hinzufügt.

Aase Norup kann sich ein Leben ohne soziales Engagement nicht vorstellen. Foto: Karin Riggelsen

Helfen macht Freude

Nicht nur ihre 83-jährige Geh-Partnerin ist Nutznießerin dieser wöchentlichen Treffs. „Mir gibt das doch auch etwas. Es bereitet mir Freude, wenn ich sehen kann, dass ich durch meinen Einsatz einen Mitmenschen unterstützen kann. Und es gibt auch mir Energie“, sagt Aase Norup.

Die 67-Jährige bringt einige ehrenamtliche Erfahrung mit. Sie gehörte 18 Jahre lang dem Team der Freiwilligen im Apenrader Frauenhaus (Aabenraa Krisecenter) an. „Nach 18 Jahren hatte ich einfach Lust, etwas anderes zu probieren. Das war im vergangenen Herbst. Ich habe damals Jutta Drath vom Herzverein kennengelernt, die ja immer auf der Suche nach ehrenamtlichen Helfenden ist. Ich habe ihr versprochen, dass ich mich im Frühjahr bei ihr melden würde“, erzählt Aase Norup. Sie hat Wort gehalten und ist nicht nur Geh-Partnerin, sondern ließ sich bei der Generalversammlung des Herzvereins als Nachrückerin (dän. suppleant) für den Vorstand wählen.

Einführungskurs im August

Wer sich als Geh-Partnerin oder -Partner des Herzvereins zur Verfügung stellen will, sollte sich am besten direkt an Jutta Drath vom Herzverein in Apenrade wenden (Mail: hjaabenraa@gmail.com, Tel: +45 40130307). Der Verein führt am Mittwoch, 23. August, ab 16.30 Uhr in der Arena Aabenraa einen kostenlosen Einführungskurs durch. Der Herzverein bietet auswärtigen Interessierten übrigens Fahrgeld an, sowohl für die Teilnahme an dem Kursus als auch später für die Anfahrten zu den regelmäßigen Spaziergängen.

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