Deutsche Minderheit

Heimatkundliche AG Nordschleswig hält an bisherigem Namen fest

Heimatkundliche AG Nordschleswig behält bisherigen Namen

Heimatkundliche AG Nordschleswig behält bisherigen Namen

Apenrade/Aabenraa
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Während der Generalversammlung der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig (HAG) wurde kontrovers über eine Namensänderung des Vereins diskutiert, der sich mit Geschichte, Natur und Kultur Nordschleswigs und angrenzender Regionen beschäftigt. Foto: Volker Heesch

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Bei der Generalversammlung des Verbandes der deutschen Minderheit scheiterte der Vorstoß für einen kürzeren Namen bei Stimmengleichheit. Die HAG-Vorsitzende Gisela Jepsen hielt Rückschau und lud zur Teilnahme an der Jahrestagung mit Thema Flüchtlinge in Dänemark nach dem Zweiten Weltkrieg ein.

Die Heimatkundliche Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig (HAG) hat am Freitag im Haus Nordschleswig in Apenrade bei ihrer Generalversammlung Rückschau auf ihre Exkursionen, die Jahrestagung zum Thema Christiansfeld und die dortige Brüdergemeine sowie ihre Jahresschrift gehalten.

Namensänderung verfehlte Mehrheit

Die Vereinsvorsitzende Gisela Jepsen begrüßte rund 40 Mitglieder. Neben einem Vortrag über das einstige Kinderflüchtlingsheim Hohenwarte bei Hoyer (Højer), wurden auch Jahresberichte vorgelegt und Aussprache über den Vorschlag zur Umbenennung des seit 1959 bestehenden Vereins gehalten.

Die Vorsitzende der HAG, Gisela Jepsen, berichtete über großes Interesse an der Tätigkeit und den Veranstaltungen des Vereins, der über 300 Mitglieder zählt. Foto: Volker Heesch

 

HAG-Vorstandsmitglied Claus Pørksen hatte im Namen von fünf Vorstandsmitgliedern für eine Umbenennung in „Heimatkunde Nordschleswig“ geworben, um bei beispielsweise bei Internetpräsentationen der deutschen Minderheit mit einem weniger umständlichen Titel zu erscheinen und ihn mundgerechter zu machen.

Claus Pørksen (l.) erläuterte den Vorschlag der Namensänderung. Er verwies auf andere Verbände der deutschen Minderheit, die sich „mundgerechtere“ Namen zugelegt haben. Neben Pørksen die Vorstandskollegen Ernst August Hansen (Mitte) und Frank Lubowitz. Foto: Volker Heesch

Auch sei der  Begriff Arbeitsgemeinschaft missverständlich hinsichtlich der Vereinsaktivitäten. Gegen eine Abkehr des Traditionsnahmen sprach sich Renate Weber aus, Peter Blume stellte die Frage, ob der Begriff Heimatkunde nicht insgesamt unglücklich sei. Bei der Abstimmung gab es 17 Stimmen für den vorgeschlagenen neuen Namen, ebenso viele Gegenstimmen bei einigen Enthaltungen. Damit bleibt es beim bisherigen Namen.

Kosten für Jahresheft gestiegen

Harald Søndergaard, der bei der Generalversammlung auch als Versammlungsleiter tätig war, präsentierte den Bericht über die Vereinsfinanzen. Er berichtete über die Kosten für die Herstellung und den Versand der Jahresschrift als größten Ausgabenposten. Kostensteigerungen wurden durch Rückgriff auf das Vereinsvermögen aufgefangen.

Diskussion über höhere Mitgliedsbeiträge

Allerdings gab es während der Aussprache mehrfach Vorschläge, den seit zehn Jahren stabilen Mitgliederbeitrag anzuheben. Auch wurde angeregt, bei den Exkursionen, die sich bisher durch Beiträge der Teilnehmerschaft finanzieren, einen Aufschlag zugunsten der Vereinskasse zu erheben.

Bei der Jahresversammlung 2024 wird über eine mögliche Beitragserhöhung entschieden.

Gudrun Kromand neu im Vorstand

Bei den anstehenden Vorstandswahlen gab es eine Wiederwahl für Lorenz P. Wree und Ernst August Hansen. Als weiteres Vorstandsmitglied wurde Gudrun Kromand in die Leitung der HAG gewählt, der ehrenamtlich die Veranstaltungen und Veröffentlichungen des Vereins organisiert.

Gudrun Kromand stellte sich vor ihrer Wahl in den HAG-Vorstand vor. Sie vertritt den Raum Sonderburg (Sønderborg) im Verein. Sie ist nicht nur in der HAG aktiv, sondern auch im Verein „Historisk Samfund for Als og Sundved“. Foto: Volker Heesch

Als Delegierte vertritt Kristel Thomsen die HAG weiter beim Bund Deutscher Nordschleswiger, als Revisoren wurden Frederik Christensen und Walter Rohwedder bestätigt.

Neuer Internet-Auftritt der HAG in Sicht

Die Vereinsvorsitzende Gisela Jepsen, die in ihrem Jahresbericht über großes Interesse an den Veranstaltungen der HAG berichten konnte, kündigte an, dass an einer moderneren Präsentation des Vereins im Internet gearbeitet werde.

Einladung zur Jahrestagung in Sankelmark

Sie lud die Mitglieder und andere Interessierte zur Jahrestagung der HAG in der Akademie Sankelmark am Sonnabend, 11. März, ein. Dort wird Museumsinspektor John V. Jensen über das 2022 eröffnete Museum „Flugt“ in Oksbøl bei Varde berichten. Das Museum ist am 31. März Ziel der ersten Tagesfahrt der HAG in diesem Jahr.

In Sankelmark wird als Referentin am 11. März auch Kirsten Lylloff erwartet. Die frühere Oberärztin hat sich einen Namen durch die Erforschung des Umgangs mit den 1945 nach Dänemark gelangten deutschen Flüchtlingen gemacht.

Bernd Philipsen, Fred Zimmak und Esther Goldschmidt schließen die Reihe der Vorträge bei der Jahrestagung mit einem Bericht über die Rettung von Häftlingen aus deutschen Konzentrationslagern nach Dänemark mithilfe der „weißen Busse“ des Roten Kreuzes.

Anmeldungen sind möglich unter k.johannsen@sankelmark.de 

Einblick in Archivarbeit

Während der HAG-Generalversammlung gab auch die Leiterin des Deutschen Archivs Nordschleswig, Nina Jebsen, Einblick in den Betrieb unter dem Dach des Deutschen Museums Nordschleswig in Sonderburg. Sie berichtete über die Beteiligung des Archivs an der Homepage arkiv.dk, über die historische Fotos des deutschen Archivs der Öffentlichkeit zugänglich sind.

Nina Jebsen berichtete über das große Interesse an Archiv und Museum in Sonderburg, was sich unter anderem im Oktober beim Auftritt während der Kulturnacht im Folketing in Kopenhagen gezeigt habe.

Vergessenes Kinder-Flüchtlingsheim

Zum Abschluss der Generalversammlung berichtete HAG-Vorstandsmitglied Volker Heesch über das von 1945 bis 1947 existierende Flüchtlings-Kinderheim Hohenwarte bei Hoyer.

Im Hof Hohewarte, 1880 im herrschaftlichen Stil bei Hoyerschleuse erbaut, lebten von 1945 bis 1947 über 100 Kinder, die nicht nur aus Deutschland stammten, sondern auch aus europäischen Nachbarländern und aus Übersee. Foto: Lokalhistorisk Arkiv Højer

Dort waren nach der Flucht aus der Kinderlandverschickung in Westpreußen und einem Internat in Brandenburg über 100 Kinder teilweise jahrelang ohne Nachricht von ihren Familien von der Umwelt abgeriegelt untergebracht. Der Referent gab anhand von Berichten von Personen, die selbst in dem Heim untergebracht waren, Einblick in die lange kaum mehr bekannten Flüchtlingsschicksale in der Abgeschiedenheit eines Marschenhofes direkt am Seedeich.

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