Covid-19

Militär wird von der Grenze abgezogen – aber nur vorübergehend

Militär wird von der Grenze abgezogen – aber nur vorübergehend

Militär wird vorübergehend von der Grenze abgezogen

Dominik Dose und Cornelius von Tiedemann
Apenrade/Esbjerg
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Grenzkontrollen in Krusau (Kruså) im März 2021
Polizei und Heimwehr müssen vorübergehend an den Grenzübergängen ohne die Soldaten des Heeres auskommen (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

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Polizistinnen und Polizisten werden aus den Polizeikreisen an die Übergänge beordert, damit das Militär in den Impfzentren helfen kann. Doch Camouflage-Uniformen sind weiter im Grenzland zu sehen. BDN-Chef: „Reine Symbolpolitik!“

Wer am Dienstag die deutsch-dänische Grenze überquert hat, dem mag es aufgefallen sein: Es stehen seit dem Morgen keine Soldatinnen und Soldaten des dänischen Heeres mehr an den Grenzübergängen. Wie die Polizei von Südjütland und Nordschleswig mitteilt, sollen die Frauen und Männer in Camouflage allerdings in absehbarer Zeit zurückkehren.

Ich finde, dass sie jetzt bei der Impfkampagne viel besser aufgehoben sind, als wenn sie an der Grenze stehen.

Hinrich Jürgensen, BDN-Hauptvorsitzender

Grund für die vorübergehende Abwesenheit: Das Militär soll sich aktiv am massiven Impf-Vorstoß in Dänemark beteiligen und seine Arbeitskraft in den regionalen Impfzentren anbieten.

Hinrich Jürgensen (Archivfoto) Foto: Karin Riggelsen

„Ich finde, dass sie jetzt bei der Impfkampagne viel besser aufgehoben sind, als wenn sie an der Grenze stehen. Ich habe die ganze Zeit gesagt, dass das Verhältnis von Nutzen und Kosten überhaupt nicht passt“, sagt Hinrich Jürgensen, Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), dem Dachverband der deutschen Minderheit in Nordschleswig.

Er ärgert sich darüber, dass weiterhin viele Ressourcen für die Grenzkontrollen an der deutsch-dänischen Grenze verwendet werden: „Diese stichprobenartigen Grenzkontrollen sind aus meiner Sicht reine Symbolpolitik und einfach nur verschenktes Geld, das man besser nutzen könnte.“

Polizisten aus den Kreisen werden an die Grenze geschickt

Seit 2017 standen Soldatinnen und Soldaten an der Grenze, um unter der Leitung der Polizei Einreisende zu kontrollieren und zu überwachen. Zudem hat das Militär Transportaufgaben übernommen.

Nun sollen Polizeikadetten und Beamtinnen und Beamte aus den Polizeikreisen sie ersetzen. Über welchen Zeitraum, das ist laut Polizei noch völlig unklar. Sicher ist: Die Polizei muss jetzt um die 250 Vollzeitäquivalente vom Militär übernehmen. Für die Grenzkontrollen – und für die Schutzmaßnahmen in Kopenhagen, wo das Militär bisher Orte überwacht hat, die als besonders terroristisch gefährdet eingestuft sind.

3,5 Millionen Impfungen bis Neujahr geplant

Bereits in der vergangenen Woche waren 200 Soldatinnen und Soldaten aus der stehenden Reserve für den Einsatz in Impfzentren abkommandiert worden. Somit beteiligen sich nun 450 Vollzeitäquivalente an der Arbeit in den Impfzentren.

In Dänemark sollen bis Ende des Jahres 3,5 Millionen Bürgerinnen und Bürger die sogenannte Booster-Impfung, also den dritten Stich mit einem Corona-Vakzin, erhalten. Dies führt zu großem Andrang auf die Testzentren.

„Die zusätzliche Aufgabe wird natürlich unsere Arbeit beeinflussen. Aber da davon auszugehen ist, dass es sich um eine kürzere Periode handelt, können wir einige Aufgaben vorübergehend umpriorisieren und die Aufgaben bei den Grenzkontrollen so lösen“, wird Brian Fussing, Leiter der Ausländerkontrollabteilung-West (UKA) in Pattburg (Padborg) in der Pressemitteilung zitiert.

„Wir bemühen uns, dass die Bürgerinnen und Bürger die vorübergehenden Anpassungen so wenig wie möglich merken“, so Fussing weiter.

Heimwehr-Soldaten sind weiter an der Grenze beschäftigt

Die inzwischen mit Terrorgefahr begründeten „vorübergehenden“ Grenzkontrollen, die seit Anfang 2016 andauern, sollen unvermindert fortgeführt werden. Heißt: Es wird stichprobenartige Einreisekontrollen rund um die Uhr an den drei großen Übergängen in Pattburg, Krusau (Kruså) und Fröslee (Frøslev) geben, und an allen anderen Übergängen und in den Zügen.

Das Personal der Heimwehr, der überwiegend aus Reservistinnen und Reservisten bestehenden Teilstreitkraft, die vorwiegend Aufgaben im Inland übernimmt, ist nicht betroffen. Die Heimwehr wird also weiterhin an den Grenzübergängen zu sehen sein.

Anmerkung: Das Zitat von Hinrich Jürgensen wurde um 11:26 Uhr hinzugefügt. Um 12:09 Uhr wurden die Absätze fünf und sechs hinzugefügt.
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