Kommunalpolitik

Ausschussvorsitzende stürzt sich in die Apenrader Förde

Ausschussvorsitzende stürzt sich in die Apenrader Förde

Ausschussvorsitzende stürzt sich in die Apenrader Förde

Apenrade/Aabenraa
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Signe Bekker Dhiman machte sich bei einem Selbstversuch Anfang Oktober ein Bild von den Bedingungen des Apenrader Wikingerklubs. Foto: privat/JV

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Am Sonnabend verlässt Kommunalpolitikerin Signe Bekker Dhiman ganz entschieden ihre Komfortzone, wenn sie sich bei der Einweihung der neuen Badebrücke am Apenrader Süderstrand höchstpersönlich in das kalte Nass gleiten lässt. „Ich bin absolut keine Winterbaderin“, sagt sie. Allerdings hat sie sich Tipps und eine wichtige Zahlenkombination von den Mitgliedern des örtlichen Wikingerklubs eingeholt.

Um 14 Uhr wird die Vorsitzende des Kultur- und Freizeitausschusses in der Kommune Apenrade am Sonnabend, 25. November, die offizielle Einweihung der neuen Badebrücke am Ende der Mole am Süderstrand vornehmen. Das geschieht nicht nur mit warmen Worten, sondern indem sie sich in die kalten Fluten der Apenrader Förde stürzt.

Je näher der Termin rückt, umso mehr graut Signe Bekker Dhiman vor dem eigenen Wagemut. „Ich bin absolut keine Winterbaderin“, gesteht die Sozialdemokratin im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“.

Signe Bekker Dhiman weiß, dass am Sonnabend liebe Menschen mit einem warmen Handtuch bereitstehen werden, wenn sie nach dem erfrischenden Bad die Stiege wieder hochkommt. „Außerdem habe ich mir von der Kommune den Code für das Umkleidehäuschen geben lassen, damit ich schnell wieder warm werden kann und mich nicht erkälte. Diesen Code kann übrigens jeder erhalten, der nicht dem ,Vikingeklubben' angehört“, betont die Politikerin. Der Verein der Eisbadenden hat nebenan eigene Umkleideräume.

Die Handwerker waren in dieser Woche fleißig, damit für die Einweihung Sonnabend alles bereit ist. Foto: Karin Riggelsen

Ein Badesteg für alle

Die neue Badebrücke am Kopf der Mole darf nämlich nicht nur von Mitgliedern des örtlichen Vereins der Winterbadenden genutzt werden. „Sie ist für alle da“, wie Signe Bekker Dhiman betont.

Die Badebrücke ist eigentlich nur eine Art spartanisches Trostpflaster für den Apenrader Wikingerklub. Im Zuge einer umfassenden Analyse wurde vor Jahren der Wunsch nach einem Wassersportcenter mit Badeparadies laut, bestehend aus einem Ganzjahresfreibad mit Umkleideräumen, Toiletten, Sauna und etlichen Sitz- und Sonnengelegenheiten. Der Plan wurde damals aus verschiedenen Gründen vorerst auf Eis gelegt. Allerdings sahen sich einige Stadtratsabgeordneten den Winterbadenden gegenüber in einer Art Bringschuld.

„Ich war – wie andere meiner Stadtratskolleginnen und -kollegen auch – der Meinung, dass die Winterbadenden das Hafenbecken nutzen könnten. Das war ein Trugschluss, wie ich herausfand“, gesteht sie.

Die Bergziege aus Apenrade

Am Abend vor der entscheidenden Ausschusssitzung im Oktober hatte sie über die sozialen Medien verkündet, dass sie am nächsten Morgen um 9 Uhr einen Selbstversuch durchführen würde. Sie forderte in diesem Post ihre Ausschusskolleginnen und -kollegen auf, sie zu begleiten. Dass sie nicht kamen, nimmt sie ihnen nicht übel. Ihre Idee entstand schließlich auch sehr spontan. „Dagegen waren mehrere Mitglieder des Wikingerklubs vor Ort. Und das war auch gut so“, stellt Signe Bekker Dhiman lachend fest. Um von der Mole ins Wasser zu gelangen, musste sie über große Steine klettern. „Wie eine Bergziege“, erinnert sie sich.

Die „Wikinger“ waren ihr behilflich und so konnte sie sich in die Fluten stürzen. „Das war Anfang Oktober. Das Wasser hatte im Vergleich zu jetzt fast angenehme 15 Grad. – Jetzt sind die Wassertemperaturen auf 5 Grad Celsius gesunken. Ich muss gestehen, ich befinde mich ein gewaltiges Stück außerhalb meiner Komfortzone“, sagt sie.

Im Moment herrscht Niedrigwasser, weshalb zwischen der Leiter am Kopfende des Badestegs und Wasseroberfläche noch ein Stück freie Luft klafft. In solchen Zeiten ist die nördliche Leiter zu empfehlen. Foto: Karin Riggelsen

Schlichte Brücke

Der Ausschuss beschloss an jenem Tag den Bau einer eher spartanischen Badebrücke am Kopf der Mole. Darüber hinaus gestattet der Apenrader Segelclub dem Wikingerklub bis auf Weiteres deren Umkleideräume zu nutzen. Und der Verein der Eisbadenden selbst darf seine mobile Sauna noch mindestens drei Jahre an der Mole stehen lassen.

 Mit der Badebrücke hat das Gremium dem gesamten Stadtrat also etwas Zeit „gekauft“.

Es ist allerdings geplant, dass die Kommunalpolitikerinnen und -politiker im Dezember wieder einen Blick in die Zukunft werfen. Inwieweit das „Wassersportcenter“ mit all seinen Annehmlichkeiten wieder aus der Schublade geholt werden kann, bleibt jedoch abzuwarten.

Einladung an alle

Signe Bekker Dhiman hat auch für den bevorstehenden Sonnabend ihre Politikkolleginnen und -kollegen wie auch alle anderen Bürgerinnen und Bürger zum Mitmachen aufgefordert. Ob die anderen Stadtratsabgeordneten sich für diesen Anlass in Badeanzug und -hose werfen, weiß sie nicht. Die Vorsitzende des Kultur- und Freizeitausschusses ist sich jedoch sicher, dass sie auch diesmal nicht gänzlich allein badet. Ein paar hartgesottene Winterbaderinnen und -bader werden sie begleiten, ist sie überzeugt.

Der Handwerker im Hintergrund könnte ein potenzieller Winterbader sein: Trotz des eisigen Windes gepaart mit Regen verrichtete er die Arbeiten am Donnerstag im Kurzarm-T-Shirt. Foto: Karin Riggelsen

Selbstüberwindung, Teil 2

Am 1. Dezember wird sie eine zweite Gelegenheit haben, ihre Komfortzone zu verlassen. „An dem Tag werden wir die neue Eisbahn einweihen“, verrät Signe Bekker Dhiman den Grund.

Obwohl der Begriff Eisbahn nicht treffend ist. Der Kultur- und Freizeitausschuss hat sich nämlich entschieden, die alte – energiekostenintensive – Eisbahn mit Kühlanlage einzumotten. Die Kühlanlage ist nämlich defekt und müsste gegebenenfalls für teures Geld repariert werden. Stattdessen hat sich der Ausschuss entschieden, in der kommenden Wintersaison eine Kunststoffbahn zu testen. Je nachdem, wie die Testphase ausfällt, könne man den Kauf einer solchen Anlage in Erwägung ziehen.

Gleichwohl hat Signe Bekker Dhiman am 1. Dezember vor, die Schlittschuhe zu schnüren, um über die Kunststoffplatten zu gleiten. Sie vertraut darauf, dass Schlittschuhlaufen wie Radfahren ist: Man verlernt es nicht, wenn man es einmal gekonnt hat. Sie zieht ihr Selbstvertrauen aus der Feststellung, dass sie als Kind viel Schlittschuh gelaufen ist. Je näher auch dieser Termin rückt, wird ihr bewusst, dass sie möglicherweise auch hier den Mund ein wenig zu voll genommen haben könnte. Sie nimmt jedoch auch die Möglichkeit mit Humor, vielleicht nicht wirklich elegant über die Fläche zu gleiten.

Der Artikel ist am 24. November in einigen Passagen präzisiert worden.

 

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Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
„Die Geschichte der Minderheit will gelernt sein“