Geschichte

Lokalarchiv: Hier gibt es für alle den Blick in die Vergangenheit

Lokalarchiv: Hier gibt es für alle den Blick in die Vergangenheit

Hier gibt es für alle den Blick in die Vergangenheit

Feldstedt/Felsted
Zuletzt aktualisiert um:
Die Vereinsvorsitzende Annegrethe Lundholm und der Archivleiter Kai Eskildsen Møller präsentieren Ausstellungsstücke. Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

In Patsches Hus in Feldstedt haben Hobbyhistoriker ein Archiv angelegt, das bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Was an der Arbeit so spannend ist und welche Vorteile Bürgerinnen und Bürger davon haben, erzählen zwei der passionierten Geschichtsinteressierten.

In einem alten, weiß gekalkten Haus, unter reetgedecktem Dach am Rande von Feldstedt findet sich das Lokalarchiv des Ortes. „Patsches Haus“ (Patsches Hus) ist nach dem früheren Besitzer des Gebäudes benannt.
 

Vereinsvorsitzende Annegrethe Lundholm und Archivleiter Kai Eskildsen Møller vor „Patsches Hus“, in dem auch das Lokalarchiv Platz gefunden hat Foto: Karin Riggelsen

Durch einen kleinen Flur geht es in die Küche des Hauses. An den Wänden hängen alte Kochutensilien. Die Decke ist niedrig, und Holzbalken ragen daraus hervor und lassen Besucherinnen und Besucher automatisch die Köpfe einziehen, um sich nicht zu stoßen.

Archiv in bester Umgebung

In den anderen Räumen stehen alte Bilder an die Wände gelehnt am Boden. Ein Puppentorso trägt eine historische Tracht, Militärhelme hängen an der Wand. Viele Stücke erzählen eine Geschichte.

Eine traditionelle Tracht aus dem Gebiet ist für die kommende Ausstellung vorbereitet. Foto: Karin Riggelsen

Einen besseren Platz für ein Archiv, in dem gesammelt wird, was mit dem Städtchen zu tun hat, ist kaum vorstellbar. Und so sind Annegrethe Lundholm und Kai Eskildsen Møller sehr froh, dort untergekommen zu sein.

Lundholm ist Vorsitzende des Historisk Forening for Felsted Sogn, der auch das Archiv betreibt. Møller ist der Archivleiter.

Begrenzte Lagermöglichkeit

„Patsches Haus“ ist gleichzeitig ein Museum, durch das sich Gäste durch die Lokalgeschichte führen lassen können. Das Haus hat der Verein 1999 gekauft. Mehrere Generationen der Familie Patsche lebten dort von 1936 bis 1992. Nach ihnen ist es benannt.

„Wir sammeln hier alles, was mit Feldstedt und der Gemeinde zu tun hat“, sagt der Archivar. „Wir dokumentieren, wie sich der Ort in den Jahrhunderten verändert hat“, fügt die Vorsitzende zu den Aufgaben des Vereins hinzu.

Auch vergilbte Zeitungen haben ihren Platz im Archiv gefunden. Foto: Karin Riggelsen

Die Hobbyhistorikerin und der Hobbyhistoriker würden gerne noch mehr geschichtsträchtige Objekte sammeln, doch „wir haben nur begrenzt Platz. Deshalb müssen wir uns auf einige wenige Dinge beschränken, die wir bewahren wollen“, erklärt Kai Eskildsen Møller. Immer wieder kommen Menschen vorbei und geben Dinge ab.

Archivieren ist eine spannende Wissenschaft

Das Herzstück des Vereins befindet sich jedoch in einem Anbau. Hinter einer Brandschutztür ist das Lokalhistorische Archiv untergebracht. In säurefreie Umschläge gehüllt und in flache Kisten verpackt, lagern dort unter anderem Geburtsurkunden, Immobilienübersichten, Lagepläne und Briefe. Säurefrei müsse der Umschlag sein, damit das alte Papier nicht zersetzt wird und sich hält, erklärt der Archivleiter. Das älteste Buch im Archiv stammt aus dem 16. Jahrhundert.

Es ist eine Wissenschaft, die historischen Unterlagen zu bewahren.

Die Archivalien werden mit genauen Informationen gelagert. Foto: Karin Riggelsen

Darum kommen die Menschen ins Archiv

In diesem Jahr besteht der Verein seit 40 Jahren. So lange schon wird Lokalgeschichte bewahrt. „Die Leute kommen beispielsweise zu uns, wenn sie wissen wollen, wer zuvor in ihrem Haus gelebt hat, oder sie wollen etwas über ihre Ahnen erfahren“, berichtet die Vorsitzende Annegrethe Lundholm.

„Ich wohne seit meiner Geburt im Ort, und wenn ich mich umschaue, kann ich doch überall die Veränderung sehen. Früher gab es mehrere Bäcker, Fleischer und andere Geschäfte in Feldstedt. Jetzt haben wir noch einen kleinen Supermarkt“, sagt sie. Auch diese Veränderungen dokumentieren sie und die anderen Vorstandsmitglieder des Vereins.

Mehr über die Menschen erfahren

Der Verein hat zwar über 150 Mitglieder, doch aktiv beteiligen sich nur einige wenige. „Es ist schwierig, Freiwillige zu finden. Genau wie in anderen Vereinen“, sagt Lundholm.

Sie findet die Arbeit spannend, genau wie ihr Mitstreiter Kai Eskildsen Møller. „Wir sichern Geschichte und machen sie anderen Menschen zugänglich“, nennt er einen Grund für sein Engagement. Doch es gebe noch mehr Gründe: „Wir schauen selbst in die Historie unseres Ortes. Man lernt durch die Arbeit so vieles über Feldstedt und die Menschen, die hier gelebt haben“, so der passionierte Historiker.

Alle gesammelten Daten werden digitalisiert und sind über die eigene Vereinsinternetseite oder über das nationale Online-Archiv für alle zugänglich. Foto: Karin Riggelsen

Oftmals ist es auch mit Detektivarbeit verbunden, wenn sie herausfinden müssen, welcher Jahreszahl ein Objekt zuzuordnen ist oder wenn sie alte Briefe entziffern müssen.

Dass sie dabei des Deutschen kundig sind, ist ein großer Vorteil, denn „wir sind ja nun mal ein Teil des deutsch-dänischen Grenzlandes und waren über viele Jahrzehnte der Vergangenheit auch unter deutscher Herrschaft. Da gibt es viele Schriften, die eben in deutscher Sprache verfasst sind“, sagt Møller.

Geschichte digital zugänglich machen

Alles, was schriftlich im Archiv aufbewahrt ist, wird von den Ehrenamtlern auch digitalisiert. Sie machen Fotos von den Gegenständen und speichern sie auf dem Server des digitalen Nationalarchivs. Das Archiv (www.arkiv.dk) ist allen Bürgerinnen und Bürgern frei zugänglich.

Gebe es die Hobbyhistoriker und ihre Gleichgesinnten in vielen anderen Orten des Landes nicht, würde das Digitalarchiv mager aussehen. So ist es jedoch prall gefüllt mit dänischer Lokalgeschichte.

Lokalgeschichte im Internet

Doch auch auf der übersichtlichen Internetseite des „Historisk Forening for Felsted Sogn“ gibt es Spannendes zu finden: alte Fotos von Feldstedt und den umliegenden Orten, ein Hausregister und auch ein Archiv über die Gräber des lokalen Friedhofes. Im Gräberregister sind Fotos aller Grabsteine des Friedhofes zu finden – alphabetisch nach Nachnamen sortiert. Ein Blick dorthin lohnt sich – für jeden.

Einen Teil der Feldstedter Geschichte gibt es übrigens in Form eines Buches: Der Verein veröffentlicht jährlich das „Historisk Årbog for Felsted Sogn“. Erhältlich ist es über den Verein oder in den Öffnungszeiten von „Patsches Hus“ (mittwochs 15 bis 17 Uhr).

Am kommenden Sonntag, 14. Mai, veranstaltet der Verein eine Ausstellung zum 40-jährigen Vereinsbestehen. Die Veranstaltung findet im Feldstedter Versammlungshaus (forsamlingshus) statt. Schon seit Wochen laufen dafür die Vorbereitungen. Ausstellungsstücke wurden zusammengesucht und Beschriftungen angefertigt.

Von 13 bis 17 Uhr können sich Gäste Lokalgeschichte und dänische Geschichte näherbringen lassen. Es gibt Kaffee und Kuchen. Der Eintritt ist frei.

Mehr lesen