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Wohnungsbau am Kilen wäre Todesstoß für den Hafen

Wohnungsbau am Kilen wäre Todesstoß für den Hafen

Wohnungsbau am Kilen wäre Todesstoß für den Hafen

Paul Sehstedt
Apenrade/Aabenraa
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Paul Sehstedt meint, dass die Kommune Apenrade gut überlegen sollte, Baugenehmigungen für Wohnungen in der Nähe des Hafens zu erteilen. Unter anderem könnten dadurch viele Arbeitsplätze gefährdet werden.

Die Politik muss sich entscheiden, ob der Wirtschaftshafen bestehen soll oder ob bis zu 600 Wohneinheiten errichtet werden können.

Ein Seniorenkollektiv trägt sich mit Plänen, an der Ecke der Straßenzüge Kilen und Lindsnakkevej eine Wohngemeinschaft zu bauen. Damit stimmt die Idee überein mit der Vision der Kommune, auf dem im vergangenen Jahr erworbenen Teilstück des Hafens außer einem Museumsneubau zusätzlich Baugenehmigungen für bis zu 600 Wohnungen zu erteilen. Eine Erschließung kann jedoch schon nach wenigen Jahren dazu führen, dass die mit dem Hafenbetrieb verbundene Umweltbelastung der Grund für eine Schließung des Industriehafens sein wird und dass Hunderte von Arbeitsplätzen verloren gehen. Die ansässigen Betriebe lassen sich nur schwer umsiedeln, und im Bereich des Hafens Enstedt wäre auch kein Platz frei, da sich bereits einige wenige Neuansiedlungen dort eingemietet haben.

Aus Maklerkreisen verlautete nach dem Geländetausch zwischen Kommune und ihrer eigenen Hafengesellschaft, dass die Wohnungsbaupläne vom Volumen her den Bedarf weit übersteigen und dass andere Möglichkeiten in besseren Lagen vorhanden sind. Unter anderem wäre das Grundstück der ehemaligen Holzhandlung Voetmann am Møllemærsk ein attraktives Objekt. Die Kommune klammert sich laut dem Kommunalplan 2012-2024 noch immer daran, dass der Ausbau des Krankenhauses zu einem Aufschwung an Zuzüglern, die dort beschäftigt sind, führen wird.

Hinter vorgehaltener Hand wird in Hafenkreisen kritisch über die Vision eines umfassenden Wohnungsbaues am Kilen gesprochen. Wenig durchdacht und entwicklungsschädigend sind die Worte, die dort bei Diskussionen fallen. In seiner aktuellen Werbung weist der Hafen Apenrade darauf hin, dass bis zu 1.800 Arbeitsplätze mehr oder minder direkt von ihm abhängig sind. Kann sich die Kommune Verluste auf diesem Konto leisten?

Politiker predigen davon, dass der Wohnungsbau gleichbedeutend mit höheren Steuereinnahmen ist. Diese Theorie ist nur dann gültig, falls neue Bürger aus anderen Kommunen oder Staaten sich niederlassen, eine Migration innerhalb der Kommunalgrenzen bleibt einnahmemäßig neutral. Haben die Stadtväter und -mütter dies im Eifer vergessen?

Das Gelände könnte weit besser als für den Wohnungsbau genutzt werden und damit den Fortbestand des Hafens sichern.

Neben einem neuen Museumsbau stehen auf der kommunalen Wunschliste auch ein Gesundheitszentrum sowie ein „Haus der Musik“. Alle drei Einrichtungen könnten in je ihrem Gebäude auf dem ehemaligen Hafengrundstück angesiedelt werden und aus gemeinsamer Infrastruktur Nutzen ziehen. Im Idealfall könnten Museum und Musikhaus mit einem Gastronomiebereich verbunden werden, um diesen für einen Betreiber attraktiver zu gestalten. Die Nachbarschaft zum Hafen wäre umweltmäßig gesehen im Gegensatz zum Wohnungsbau weniger problematisch, da dafür andere, schwächere Auflagen eingehalten werden müssen. Eventuelle Probleme mit ausreichend Parkplätzen würden schon in der Planungsphase eliminiert werden können und die Zufahrt würde Wohngebiete nicht belasten.

Da manche Pachtverträge erst 2035 auslaufen, hat der Stadtrat genügend Zeit, einen übergeordneten Plan für das Gelände zu erstellen und alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, die nicht den Hafenbetrieb beeinträchtigen. 

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