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Trotz E-Mail und Co.: Darum gibt es noch Briefmarkensammler

Trotz E-Mail und Co.: Darum gibt es noch Briefmarkensammler

Trotz E-Mail und Co.: Darum gibt es noch Briefmarkensammler

Apenrade/Aabenraa
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Jürgen Drexel liebt sein Hobby. Foto: Jan Peters

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Obwohl immer weniger Briefe verschickt werden, druckt die Post heute mehr Briefmarken mit neuen Motiven als noch vor einigen Jahren. Was das mit dem Hobby Briefmarkensammeln zu tun hat und was den Reiz daran ausmacht, erklärt der Apenrader Jürgen Drexel.

Wie viele Briefmarken bei Jürgen Drexel in den Alben stecken, die bei ihm zu Hause einige Regalmeter füllen, kann der 79-Jährige gar nicht sagen. „Es werden aber schon so einige sein“, winkt er ab und lächelt.

Drexel sammelt die Marken seit fast 60 Jahren – und bisher ist es ihm nicht langweilig geworden. Allerdings hat sich sein Schwerpunkt jetzt geändert. Früher waren es Briefmarken, auf denen Hände das Motiv bildeten. Heute haben sich Drexel und einige Sammlerfreunde vom „Aabenraa Frimærke Klub“ (AFK) auf solche Marken spezialisiert, die Fehler haben.

Bei diesem Markenexemplar ist die Zähnung so verschoben, dass Teile des Motivs auf der nächsten Marke zu sehen sind, ein sehr offensichtlicher Fehler. Foto: Privat

Die bekanntesten fehlerhaften Briefmarken sind wohl die rote und blaue Mauritius, die ersten Briefmarken, die 1847 in der britischen Kolonie Mauritius herausgegeben wurden. Statt „Post Office“ steht auf der Marke „Post Paid“ zu lesen.

Von ihnen sind heute noch zwölf Exemplare erhalten. Je nach Zustand bringen sie bei Auktionen bis zu einer Million Euro (etwa 7,46 Millionen Kronen) ein.

Bei dieser 5-Öre-Marke ist beim Löwen in der rechten oberen Ecke der hintere Lauf zu dick geraten. Ein sogenannter Klumpfuß ist entstanden. Ein Fehler, der selten auftritt. Foto: Privat

Solche Exemplare gebe es wohl, sagt Jürgen Drexel, „aber diese sind die Ausnahme.“ Und doch suchen er und seine Klubgenossen nach Fehlern auf den Briefmarken. Und die kommen häufiger vor, als der Laie denkt. So zeigt der Apenrader eine aktuelle Marke, bunt nach Pop-Art gestaltet, auf der im Haar der abgebildeten Frau eine kleine Gestalt zu erkennen ist, die an eine Fliege erinnert. Und so heißt dieser Fehler auch „Fliegen-Fehler“, denn auf anderen gleichen Marken ist die „Fliege“ nicht zu entdecken.

Sammeln nicht wegen des Geldes

Ein Fehler ist nicht gleich ein Fehler, denn von der Briefmarkeninnung wird er erst als solcher anerkannt, wenn drei Briefmarken damit entdeckt werden. Sonst gilt der Fehler „nur“ als Zufall.

Und vom Wert einer Mauritius sind diese Fehlermarken allerdings weit entfernt. „Wir sammeln auch nicht des Wertes wegen“, meint Drexel.

Beflügelte Sammlergefühle

Wer einmal Panini-Bilder gesammelt hat, weiß, welch schönes Gefühl es gibt, wenn eine Kollektion komplett ist. Und so geht es auch den Briefmarkenfans: „Wenn man eine Briefmarkenreihe vervollständigt hat, dann ist das ein fantastisches Gefühl. Es ist wie ein Sieg“, erzählt er.

Zur Ausrüstung der Sammler gehört deshalb auch eine stark vergrößernde Lupe. „Es ist schon auch wie Detektivarbeit“, findet Jürgen Drexel. „Richtig Spaß macht es dann, wenn ein Fehler gefunden ist“, fügt er an. Kürzlich hat der Verein beim kommunalen „Kulturelt Samråd“ sogar ein Mikroskop beantragt, um die Briefmarken „noch genauer unter die Lupe nehmen zu können“.

Wie viele Briefmarken er im Laufe der vergangenen 60 Jahre zusammengesammelt hat, weiß Jürgen Drexel nicht. „Es werden schon so einige sein“, lautet seine Antwort auf jene Frage. Foto: Jan Peters

Kuriosität Briefmarke – in Zeiten von E-Mail und Co.

Kurios ist, dass in der heutigen Zeit, die von elektronischer Kommunikation geprägt ist, trotzdem noch Briefmarken gedruckt werden – und zwar mehr als vor einigen Jahren, wie Drexel bemerkt hat. „Wir haben heute so viele verschiedenen neue Marken, das ist kaum vorstellbar.“

Und Jürgen Drexel hat eine Erklärung dafür. Die Briefmarken landen nicht auf einem Brief oder einer Karte, sondern sind speziell an die Sammler gerichtet, die als Kundenkreis Geld in die Postkassen bringen. „Früher konnte man die Briefmarken auch noch bei der Post kaufen. Das geht heute nicht mehr“, erzählt er verständnislos. Die Marken müssen heute bei der Post oder beim Sammlerverband Danmarks Filatelist Forbund (DFF) bestellt werden, möchte man einen ganzen Bogen kaufen.

Sammeln ist mehr als das Anhäufen von Briefmarken

Von diesem Zug ist der Apenrader Sammler jedoch abgesprungen. Früher hat er noch fleißig Marken bei der Post gekauft – bogenweise. Jetzt dreht es sich mehr um historische Objekte – und um die Marken mit Fehlern.

Jürgen Drexel sammelt außerdem Briefmarken, „weil es einfach gemütlich ist, sich mit anderen Gleichgesinnten zu treffen, zu fachsimpeln und einfach auch nur, um zu schnacken“, wie er findet.

Die Apenrader Briefmarkenfreunde, „Aabenraa Frimærke Klub“, treffen sich immer montags ab 19 Uhr im Aktivitätscenter „Kirsebærhaven“. Dort hält übrigens am Montag, 23. Januar, Dieter Klein einen Vortrag über die „Berliner Blockade“ nach dem Zweiten Weltkrieg und untermalt diesen mit Motiv-Briefmarken aus der Zeit. „Eine Anmeldung ist nicht notwendig“, fügt Drexel hinzu, der sich freuen würde, dort neue Gesichter zu sehen.

Viele der Apenrader Klubmitglieder haben sich bei den Briefmarken auf Exemplare aus Deutschland spezialisiert – entweder auf bestimmte Zeiträume oder auf ausgewiesene Gebiete, wie die Weimarer Zeit oder das Ruhrgebiet.

 

 

 

 

Auch Dokumentieren gehört für Sammler Jürgen Drexel dazu. Foto: Privat
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