Nordschleswig

Historische Radtour beleuchtet Geschichte der deutschen Minderheit

Historische Radtour beleuchtet Geschichte der deutschen Minderheit

Historische Radtour beleuchtet Geschichte der Minderheit

Lucas Bröcker
Nordschleswig
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Hauke Grella (hinten) berichtete in Kalö unter anderem über die Entstehung des Knivsbergfests. Foto: Lucas Bröcker

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Vier Stunden lang beschäftigten sich sieben Teilnehmende der historischen Fahrradtour am Sonnabend mit der Geschichte der deutschen Minderheit in Nordschleswig. Rund um Themen wie das Knivsbergfest und die Stolligaffäre gab Hauke Grella einen Einblick in die Vergangenheit.

„Das habe ich so bis jetzt nicht gewusst. Und hier war ich tatsächlich auch noch nie“, sagt ein schon älterer Teilnehmer bereits bei der ersten Station der historischen Fahrradtour mit Museumsleiter Hauke Grella.

Etwas mehr als vier Stunden lang ging es für sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Sonnabend zusammen mit den Organisatoren Elisabeth Simon von der Bildungsstätte Knivsberg und Peter Feies vom Deutschen Jugendverband für Nordschleswig mit dem Fahrrad quer durch Nordschleswig.

Dabei wurden verschiedene historische Orte abgefahren, die bedeutend für die Geschichte der deutschen Minderheit in Nordschleswig sind.

Ca. 30 Kilometer lang war die Route durch Nordschleswig. Foto: Lucas Bröcker

Jener erste Stopp wurde bei der Sicherungsstellung Nord (Sikringsstilling Nord) gemacht. Dieses Gebiet gehörte in der Zeit des Ersten Weltkriegs noch zum Deutschen Kaiserreich. Es wurde befürchtet, dass die Briten aus dem Norden über das neutrale Dänemark angreifen könnten. So wurde zwischen Scherrebek (Skærbæk) und Hoptrup – zwischen Westküste und Ostküste – von 1916 bis 1918 eine Abwehrlinie mit mehreren Überwachungsposten errichtet. 

Manchmal mussten die Teilnehmenden auch ein kleines Stück gehen, um den Zielort zu erreichen. Foto: Lucas Bröcker

Zudem waren dort politische Gefangene stationiert, um landwirtschaftliche Arbeit zu verrichten. Heutzutage ist davon nichts mehr zu erkennen. Einzig eine Bunkerklappe auf dem großen Berg deutet noch auf diese Ereignisse hin.

Die Bunkerklappe dieser Sicherungsstelle-Nord-Anlage lässt sich noch immer öffnen. Foto: Lucas Bröcker

Entstehung des Knivsbergfests auf Kalö

Danach radelten die sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf ihrer Fahrt nicht nur an die Genner Bucht zur Insel Kalö (Kalvø), sondern reisten auch noch weiter zurück in die Vergangenheit.

Diese Insel spielt nämlich eine wichtige Rolle in der Historie des Knivsbergfests. Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 hatte sich die Umstellung der Menschen auf die Preußische Provinz und das nachfolgende Deutsche Kaiserreich so langsam eingespielt, als in den 1880er-Jahren der Deutsche Verein für das nördliche Schleswig gegründet wurde. 

 

Ein Teilnehmer machte sich sogar nebenbei Notizen. Foto: Lucas Bröcker

Ziemlich schnell entstand dort die Idee, ein großes deutsches Volksfest abzuhalten. 1893 war es dann soweit und auf der Halbinsel Kalö fand erstmals ein Fest für die deutsche Bevölkerung statt. Dabei wurde auch direkt geäußert, das Fest regelmäßig und mit einem festen Standort veranstalten zu wollen. Nur ein Jahr später, 1894, fand dann bereits das erste Knivsbergfest auf dem Knivsberg statt.

Historie der Stolligaffæren wird genauer betrachtet

Auf den weiteren Stationen der Tour tauchten die Teilnehmenden zusammen mit Hauke Grella noch weiter in die Geschichte der deutschen Minderheit in Nordschleswig ein.

Insgesamt wurden sieben Stopps gemacht, bei denen der Leiter des Deutschen Museums Nordschleswig unter anderem über die Stolligaffæren von 1936 bis 1940 aufklärte, als die Zwangsversteigerung eines Bauernhofs so stark ausartete, dass es zu einem umfangreichen Rechtsstreit zwischen führenden Nazis der deutschen Minderheit und den Justizbehörden der Region kam.

Auch am Deutschen Kindergarten Loit Schauby wurde ein Halt gemacht. Foto: Elisabeth Simon

Zum Abschluss der Tour wurde dann noch gemeinsam auf dem Knivsberg gegrillt. Der Preis für die historische Fahrradtour lag in diesem Jahr bei 250 Kronen. Im kommenden Jahr soll es dann eine Neuauflage, wieder mit Hauke Grella, geben.

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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