In Höhe der Ochseninseln

Muschelfischer wieder in der Flensburger Förde unterwegs

Muschelfischer wieder in der Flensburger Förde unterwegs

Muschelfischer wieder in der Flensburger Förde unterwegs

SHZ
Flensburg
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Fischereischiff „Thyra“ ist seit Ende Februar in der Förde unterwegs. Foto: Foto: Stephan Thomsen / SHZ

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Erst im Oktober vergangenen Jahres hatte der tagelange Einsatz des Fishtrawlers „Smilla“ mit Schleppnetzen hohe Wellen geschlagen und vor allem viel Empörung ausgelöst.

Als Stephan Thomsen vor wenigen Tagen die Schiffsradar-App auf seinem Handy öffnete, traf ihn fast der Schlag: Erneut entdeckte der Taucher des Unterwasser Team Flensburg und Naturschützer im dänischen Teil der Förde einen Trawler, der es offenbar auf die Muschelbestände am Grund abgesehen hat.

Erst im Oktober vergangenen Jahres hatte der tagelange Einsatz des Fishtrawlers „Smilla“ mit Schleppnetzen hohe Wellen geschlagen und vor allem viel Empörung ausgelöst. Ein wenige später veröffentlichtes Gutachten zum Zustand der Förde stützt die Ansichten von Stephan Thomsen und dem „Unterwasserteam Flensburg“ – denn dieses bescheinigt dem Ökosystem einen schlechten Zustand.

Weiterlesen: „Wie ein Totenschein“: Erschütternder Bericht zum Zustand der Flensburger Förde

Dass nun erneut ein Schiff im dänischen Teil der Förde kreuzt und Miesmuscheln vom Grund fischt, macht Thomsen „richtig sauer“.

Fangverbot für Muscheln im Kleinen Belt

Wie er sagt, sei zwar seitens der dänischen Regierung ein Fangverbot für Muscheln im Kleinen Belt verhängt worden, aber eben nicht für die angrenzenden Förden.

„In Dänemark hat man die Größe der Dreschen, mit denen die Muscheln gefangen werden, begrenzt und bezeichnet das jetzt als nachhaltig. Aber was nützt das, wenn das Schiff dann tagelang hier fischt“, wundert sich Stephan Thomsen.


Nach seiner Beobachtung ist das jetzt gesichtete Fischereischiff „Thyra“ seit Ende Februar in der Förde unterwegs – in den letzten Tagen insbesondere im Bereich vor den Ochseninseln.

Als Taucher kennt Thomsen das Gebiet genau, daher wundert ihn der Einsatzort des Schiffes nicht. „Vor den Ochseninseln gibt es im Übergang zwischen Flach- und Tiefwasser eine Kante, da siedeln besonders viele Miesmuscheln“, stellt er klar. Genau dort, wo in den letzten Tagen die „Thyra“ im auffälligen Zickzack-Muster auf und abgefahren ist.

Mehrere hundert Kilo Fanggut

Stephan Thomsen hat sowohl die Fangaktivitäten der „Thyra“ als auch dessen Routen in den vergangenen Tagen genau beobachtet. „Wenn die Dreschen aus dem Wasser gehoben werden, enthalten diese schon mehrere hundert Kilo Fanggut“, so Thomsen. Darunter sollen sich nicht nur Muscheln befinden, sondern auch Seesterne, Krabben und junge Fische. Sobald die Laderäume voll sind, fährt die Thyra nach Egernsund und legt im dortigen Hafen an, vermutlich um die Ladung zu löschen.

Dass das dänische Fischereiministerium in Kopenhagen hier nicht reagiert und das Fangverbot auf die Förden von Sonderburg, Apenrade und Flensburg ausdehnt, kann Thomsen nicht verstehen – „dort sind die Zustände des Ökosystems überall nicht gut“, gibt er zu bedenken – „und eine weitere Abfischung der Muscheln mit den einhergehenden Schäden am Meeresboden verbessert die Situation nun absolut nicht“.

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