Energiekrise

Ein Bäcker nach dem anderen schließt: Wie sieht es bei „Nyeman’s“ aus?

Ein Bäcker nach dem anderen schließt: Wie sieht es bei „Nyeman’s“ aus?

Ein Bäcker nach dem anderen schließt – und Nyeman’s?

Apenrade/Aabenraa
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Lene und Iver Hansen schauen mit Unsicherheit in die Energiezukunft. Foto: Jan Peters

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Beim Bäcker-Branchenverband melden sich reihenweise Mitglieder: Sie müssen das Handtuch in den Ring werfen. Schuld sind die immens gestiegenen Stromkosten. Die Apenrader Traditionsbäckerei „Nyeman’s Bageri“ ist ebenfalls von hohen Energiekosten betroffen, jedoch nicht in gleichem Ausmaß. Warum, erzählt der Inhaber.

Iver Hansen schaltet das Licht im Büro an. Er nimmt sich den Bürostuhl und setzt sich an den Schreibtisch, auf dem Bildschirm, Rechenmaschine und Papiere verteilt sind. Der Computer ist ausgeschaltet.

Licht an- und später wieder ausschalten und auch der nicht laufende PC gehören seit einiger Zeit zum Alltag in „Nyeman’s Bageri“, wo Hansen Inhaber ist. „Wir sparen Energie, wo wir können“, sagt der Bäckermeister, der die Traditionsbäckerei seit vielen Jahren zusammen mit Ehefrau Lene leitet.

Energiekosten schuld am Bäckereien-Aus

Einige seiner Kolleginnen und Kollegen mussten in den vergangenen Wochen bereits die Tür zu ihrem Geschäft für immer schließen. Schuld sind die historisch gestiegenen Energiekosten. Vor allem die Stromkosten machen den Bäckereien zu schaffen, weil die Backöfen zumeist elektrisch betrieben werden. „Und diese Kosten können nicht alle tragen“, berichtet Iver Hansen, der auch stellvertretender Vorsitzender der Branchenorganisation „Bager- og Konditormestre i Danmark“ und im Vorstand bei „Jysk Fynsk Bager- og Konditormesterforening“ ist.

Von dort hört er die Schreckensgeschichte seiner Kolleginnen und Kollegen, die die Rechnungen nicht mehr zahlen können und deren einziger Ausweg ist zu schließen, um nicht in den Konkurs zu schlittern.

Geschäftsaufgabe wegen Nachwuchsmangels

Doch entgegen den Meldungen aus anderen Medien, dass es die jungen Bäckerinnen und Bäcker sind, die dichtmachen, erzählt Iver Hansen von Kolleginnen und Kollegen im Alter von 60 Jahren und darüber. „Es gibt zwar die jungen Bäcker, doch es sind meist die älteren unter uns, die den Schritt gehen. Sie finden keine Nachfolgerinnen oder Nachfolger und sehen sich gezwungen, wenn sie schuldenfrei in die Rente gehen wollen, die Türen zu schließen“, so der Bäckermeister. Sie wagten es nicht, sich wegen der gestiegenen Stromkosten zu verschulden, fügt er hinzu.

„Nyeman’s Bageri“ ist dagegen bisher mit einem blauen Auge davongekommen. „Wir betreiben unsere Öfen nur zum Teil mit Strom. Wir benutzen Öl und Holzpellets“, sagt Hansen, der sicher ist, sonst 100.000 Kronen und mehr pro Monat für Strom ausgeben zu müssen.

Von 17.000 auf 87.000 Kronen im Monat

Doch trotz der alternativen Energieversorgung sind auch bei „Nyeman’s“ die Kosten gestiegen. In den ersten Monaten des vergangenen Jahres betrugen die monatlichen Stromkosten durchschnittlich 17.000 Kronen, stiegen dann im Laufe des Jahres auf 30.000 Kronen. „In diesem Monat beträgt die Rechnung 87.000 Kronen“, sagt Lene Hansen und blickt fast ungläubig auf die neueste Rechnung des Stromlieferanten. „Das ist sehr beängstigend“, fügt sie ein wenig aufgebracht hinzu.

Iver Hansen mit einem untraditionellen „Kransekage“. Für solche Produkte ist der Apenrader Bäcker und Konditor bekannt (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

Um die Strompreisentwicklung im Betrieb aufzufangen, mussten auch Lene und Iver Hansen die Preise für ihre Waren erhöhen. Doch eine weitere Steigerung können sie den Kundinnen und Kunden nicht zumuten, da sind sich beide einig. „Das kann keiner zahlen. Wir können die Preise nicht noch höher machen“, sagt der Apenrader Bäcker.

Er hofft jetzt bei einem Krisentreffen mit dem Branchenverband, das in den kommenden Tagen stattfindet, neue Ideen zu bekommen, wie und wo sich Einsparungen machen lassen können.

Nicht begeistert von Regierungsvorschlag

Von dem Vorschlag der Regierung, die Energiemehrkosten zu einem späteren Zeitpunkt zu zahlen, hält er nichts. „Damit schieben wir das Problem nur weiter, lösen es aber nicht“, erklärt er seine Bedenken, mit denen er sich der Meinung des Branchenverbandes „Bager- og Konditormestre i Danmark“ anschließt, der eine gleichlautende Botschaft veröffentlicht hat.

Bäckermeister Iver Hansen blickt allerdings ein wenig neidisch über die deutsch-dänische Grenze, denn dort zahlen die Bürgerinnen und Bürger 7 Prozent Mehrwertsteuer auf Lebensmittel, statt 19 Prozent, wie bei anderen Warengruppen üblich. „Und bei uns sind es sogar 25 Prozent Mehrwertsteuer, die zu zahlen sind“, sagt Hansen. Er ist sicher, dass die dänischen Produzenten mit einer verminderten Steuer auf Lebensmittel besser im grenzüberschreitenden Konkurrenzkampf bestehen könnten. „Außerdem würden die Lebenshaltungskosten im Land geringer ausfallen, sodass die seit einiger Zeit steigenden Energiekosten den Geldbeutel der Leute nicht so stark belasten würden“, fügt er hinzu.

Einen Blick in die Energie-Zukunft wagen Lene und Iver Hansen nicht. „Das ist nicht vorhersagbar. Es sind so viele Faktoren, die eine Rolle spielen“, sagen beide.

 

Nyeman’s Bageri

Die Bäckerei „Nyeman’s Bageri“ ist seit fünf Generationen in Familienhand. Derzeit führen Nanna und Jens Nyeman Grønnebæk das Geschäft mit Sitz am Apenrader Haderslevvej.

Der Betrieb hat rund 30 Angestellte, davon 12 Vollzeitmitarbeitende und drei Lehrlinge.

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