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Hausbauer: Ist dieses Gebäude bewahrenswert?

Hausbauer: Ist dieses Gebäude bewahrenswert?

Hausbauer: Ist dieses Gebäude bewahrenswert?

Apenrade/Aabenraa
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Dieses Haus am Gamle Kongevej ist der Ausgangspunkt der Diskussionen. Foto: Jan Peters

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Vor acht Jahren ist ein Haus am Gamle Kongevej mit dem Plan gekauft worden, dort neu zu bauen. Jetzt hat die Kommune allerdings vorerst entschieden, jegliche Baupläne zu stoppen, weil für den Bereich jetzt ein Bebauungsplan erstellt werden soll. Für die Bauherrin und den Bauherrn eine unverständliche Entscheidung.

Sie verstehen die Welt nicht mehr. Søren Skjold Eckhoff und Lebensgefährtin Lene Bejerholm hatten vor acht Jahren ein Haus am Gamle Kongevej gekauft. Das kleine Gebäude liegt nicht direkt an der Hauptstraße, die mit prächtigen und gepflegten sogenannten Patriziervillen vom Anfang des 20. Jahrhunderts aufwarten kann, sondern an einer Seitenstraße, die zum Knappsteig führt.

Das Haus mit der Adresse Gamle Kongevej 54a liegt am Knappsteig mit Blick über ein Tal, das in der Eiszeit entstanden ist. Foto: Jan Peters

Dort stehen in einer Reihe entlang des Wanderpfades Häuser aus den 1960er und 1970er Jahren. Zu denen gehört auch das von Eckhoff und Partnerin Bejerholm. Die beiden haben damals das Haus gekauft, um dort neu zu bauen. Die kommunalen Pläne erlaubten das. Es gab keine Auflagen, die dagegen sprachen, den Plan umzusetzen.

Ende 2021 sollte der Plan umgesetzt werden. Erste Anfragen bei der Kommune entsprachen den Erwartungen: Es gab keine Einwände, dort ein neues Haus zu errichten, wie Eckhoff berichtet. „Alle Vorschriften waren erfüllt“, erinnert er sich.

Gebaut werden sollte ein zweistöckiges Haus, so wie es nun auch dort steht, nur dass der Neubau etwa eineinhalb Meter höher werden würde, weil neue Bauvorschriften eingehalten werden müssen.

Neubau wertet Umgebung auf

Das neue Gebäude, das das Paar dort errichten will, „ist eine Neuinterpretation der alten Villen, von denen es in der nahen Umgebung schon mehrere gibt“, erklärt Søren Eckhoff. Um die Nachbarn wenigst möglich zu stören, wurde es so geplant, dass es keine Fenster zu den Nachbarn hin gibt. Auch auf eine Terrasse hin zu den Nachbarn sei verzichtet worden, erzählt die Bauherrin.

Dann folgte der, aus Sicht der Bauherren, nächste logische Schritt: „Wir haben dann die nächsten Nachbarn über unsere Pläne informiert“, berichtet der Ingenieur.

Bedenken: Moderner Charakter kommt in historische Umgebung

Anwohner des Gamle Kongevejs haben sich daraufhin an die Kommune gewandt. Ihre Befürchtung: Dass am Knappsteig jetzt mehrere neue Häuser entstehen, die „einen modernen Charakter haben und mehr Raum einnehmen“, wie es in der aktuellen Tagesordnung des Ausschusses für Planung, Technik und ländliche Räume heißt, auf der der Neubau stand und von den Stadtratspolitikern besprochen worden ist.

Die Entscheidung des Ausschusses war deutlich: Auf Anraten der Kommunalverwaltung hin, die das Gebiet am und um den Gamle Kongevej als „bewahrenswert“ einstuft, gab es die Ankündigung, dass Paragraf 14 des Planungsgesetzes in Kraft tritt. Der Paragraf erlaubt es der Kommune, sämtliche Bauvorhaben zu stoppen. Es wird wohl einen neuen Bebauungsplan geben, der unter anderem verhindern könnte, dass im Gamle-Kongevej-Viertel zweistöckige Häuser gebaut werden dürfen. Damit soll die Bebauungsstruktur des Gebietes gesichert werden.

So stellen sich die Bauherrin und der Bauherr ihr neues Haus vor. Ähnliche Gebäude gibt es schon in der nahen Umgebung. Foto: Privat

Und dabei wollten Søren Eckhoff und Lene Bejerholm die Umgebung mit ihrem Neubau eigentlich nur verschönern, denn das Haus, das derzeit auf ihrem Grundstück steht, ist kaum ansehnlich zu nennen. „Es ist eben ein Zweckbau vom Ende der 1950er Jahre. Es ist überhaupt nicht zeitgemäß, und die verwendeten Baumaterialien waren damals nicht die besten“, wie Eckhoff erklärt. Zudem sei nun noch Schimmel im Keller des Hauses festgestellt worden, das bis vor Kurzem noch vermietet war. „Man kann nur abreißen“, meint der erfahrene Ingenieur.

Das Haus ist aus Betonplatten gebaut. Foto: Jan Peters
Im Keller setzt Feuchtigkeit der Bausubstanz zu. Zudem ist Schimmel festgestellt worden. Foto: Jan Peters

Søren Eckhoff und Lene Bejerholm sind in eine Zwickmühle geraten, denn ihr Haus in Rothenkrug (Rødekro) haben sie verkauft und wohnen in einem Haus, das sie für ein Jahr mieten konnten. „Überbrückend, bis das neue Haus fertig war“, erklärt Lene Bejerholm ihre ursprünglichen Pläne.

Die beiden verstehen nicht, dass ihr Haus möglicherweise bald als „bewahrenswert“ eingestuft werden könnte, „obwohl es das bestimmt nicht ist“, sind sich beide einig.

Bis ein neuer Bebauungsplan erstellt ist, können Monate oder sogar Jahre vergehen. „Und erst dann wissen wir ja, wie wir bauen können“, so Eckhoff.

Vor allem kann das Paar nicht verstehen, dass es möglicherweise verboten werden könnte, dort zweistöckige Häuser zu bauen. „Es gibt so viele zweistöckige Gebäude in der Umgebung. Für mich wäre eine solche Entscheidung unverständlich“, sagt der Hausbesitzer.

Die roten Kreuze kennzeichnen alle Häuser am Knappsteig und dem Gamle Kongevej, die zweistöckig sind. Foto: Privat
Die roten Kreuze kennzeichnen alle Häuser am Knappsteig und dem Gamle Kongevej, die zweistöckig sind. Foto: Privat

Lene Bejerholm und Søren Eckhoff haben den Wunsch, dass „die Kommune mit uns in Kontakt getreten wäre, um mögliche Alternativen zu besprechen. Ob wir dann ein Haus mit einem Stockwerk bauen oder nicht, oder ob es andere mögliche Lösungen gibt, das wäre dann unsere Entscheidung. Bauen wir danach oder nicht“, sagt Eckhoff.

Im Wohn-Leerraum

Er und Partnerin Lene Bejerholm befinden sich nun einem „Leerraum“, wie sie ihre Situation nennen. Sie wissen nicht, ob sie bauen können, wissen nicht, was sie mit einem Haus machen sollen, das nur noch abgerissen werden kann, und sie wissen nicht, wo sie in den kommenden Jahren wohnen werden. „Von den Kosten mal ganz zu schweigen“, sagt Søren Eckhoff abschließend.

Ausschuss: Architektur bewahren

Für Dorte Soll (Soz.), die Vorsitzende des zuständigen Ausschusses, sieht die Sache allerdings anders aus. „Wir sind nicht gegen einen Neubau. Der kann tatsächlich nur besser sein als das Haus, das jetzt dort steht“, sagt sie. Doch trotzdem habe sich der Ausschuss dazu entschieden, die Notbremse zu ziehen. „Wir wollen einen Bebauungsplan, aus dem genau hervorgeht, welche Art Haus gebaut werden und wie hoch das Gebäude sein darf. Damit wollen wir den architektonischen Ausdruck des Viertels bewahren“, erklärt Soll.

Der Stadtrat muss nun auf seiner nächsten Sitzung am 23. Februar entscheiden, ob der Paragraf 14 zum Einsatz kommt.

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