Erlebnisbericht

Lesung: Niederlande zu Gast in Dänemark

Lesung: Niederlande zu Gast in Dänemark

Lesung: Niederlande zu Gast in Dänemark

Apenrade/Aabenraa
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Moderator und Übersetzer Jan Kost mit Autorin Nina Polak
Jan Kost und Nina Polak gestalten den Abend gemeinsam. Foto: Anna-Lena Rickerts

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Im Rahmen des diesjährigen Literatursommers in Schleswig-Holstein, der unter dem Motto „Niederlande“ läuft, fand in der Deutschen Zentralbücherei in Apenrade am Donnerstag eine Lesung statt. Nina Polak präsentierte ihren Roman „Zuhause ist ein großes Wort“, der im Februar dieses Jahres erstmals auf Deutsch erschienen ist. Stefanie Ochel ist die Übersetzerin.

„Das ist doch das gelebte Europa.“ Diesen Satz sagt Jan Kost in seiner Begrüßung am Donnerstag. Jan Kost ist gleichzeitig Moderator und Dolmetscher des Abends, der dem Buch „Zuhause ist ein großes Wort“ von Nina Polak gewidmet ist.

Kultur und ein Glas Wein

„Gelebtes Europa“ sind schöne Worte, um die Facetten dieser Veranstaltung zu beschreiben. Nina Polak ist Niederländerin, Journalistin der niederländischen Nachrichten-Webseite „De Correspondent“, Theaterautorin und die Autorin des Buches, aus dem sie und Jan Kost heute vorlesen werden. Jan Kost, ebenfalls Niederländer, lebt und arbeitet in Berlin. Gemeinsam sind die beiden nach Dänemark gereist, um dem Publikum der deutschen Minderheit Nina Polaks Roman vorzustellen.

Die Veranstaltung in der Zentralbücherei in Apenrade ist gut besucht – die Stühle sind bis auf den letzten Platz besetzt. Rot- und Weißwein sowie Karaffen mit Wasser und Saft stehen für die Besucherinnen und Besucher bereit. Denn für manch einen gehören der Genuss von Literatur und ein Glas Wein einfach zusammen. Etwas zu knabbern gibt es auch.

Jan Kost stellt Nina Polak Fragen zu ihrem Roman. Foto: Anna-Lena Rickerts

Großer Erfolg in den Niederlanden

Der im Jahr 2018 auf niederländisch erschienene Roman wurde in Polaks Heimat ein großer Erfolg. Es folgte die Nominierung für den Libris-Literaturpreis, vergleichbar mit dem Deutschen Buchpreis.

Die beiden lesen im Wechsel: Zunächst liest Polak auf Niederländisch, dann Kost denselben Abschnitt auf Deutsch.

Die Begeisterung für dieses Buch steht Kost offen ins Gesicht geschrieben. Aber er spricht es auch aus: Nachdem sie beide den ersten Abschnitt gelesen haben, schwärmt er für die elegante Art Polaks, die Figuren in dem Roman zu begleiten. Die Beschreibung eines Teenagers hebt er dabei besonders hervor. Der Satz „Dem Ärmsten quillt die Pubertät aus allen Poren“ verhelfe der Leserin und dem Leser, vor dem inneren Auge ein Bild der Figur zu projizieren. 

 

Das ist doch das gelebte Europa

Moderator und Übersetzer Jan Kost
Nina Polaks Roman „Zuhause ist ein großes Wort“ Foto: Anna-Lena Rickerts

Die Geschichte handelt von Skip, einer jungen Frau, die nach sieben Jahren auf See nach Amsterdam zurückkehrt und sich mit ihrer Vergangenheit und den Herausforderungen der Gegenwart konfrontiert sieht. Der Text auf dem Buchrücken kündigt an, inwiefern der Titel des Buches zur Geschichte passt: „Skips Geschichte wirft die Frage auf, ob es so etwas wie Heimat geben kann – und ob wir sie überhaupt brauchen.“

Nina Polak und die Ambiguität 

Das harmonische Zusammenspiel von Polak und Kost lässt sich an den Blicken der Zuschauerinnen und Zuschauer ablesen. Wenn Kost liest, wirkt Polak nachdenklich und konzentriert – ihr Blick immer ein wenig kritisch. Kost hingegen fordert sie mit Fragen heraus, macht sich Notizen, während sie redet, um das Gesagte dann auf Deutsch wiederzugeben. Er bringt die Lebendigkeit und den Witz in diese Lesung – die Rolle wirkt, als sei sie ihm auf den Leib geschneidert.

Gemeinsam ergeben sie ein Bild genau jener Ambiguität, die einen wesentlichen Charakterzug von Polaks Hauptfigur ausmacht. Es sei eine Eigenschaft, die auch den Figuren in ihren anderen Romanen zuteil werde, erfährt das Publikum von Kost. Es scheint ein Muster und Stilmittel zu sein, das Polak gerne verwendet. Sie selbst hat dafür eine autobiografische und eine intellektuelle Begründung.

Nina Polaks Blick wirkt konzentriert. Foto: Anna-Lena Rickerts

Zum Abschluss liest Polak einen Abschnitt auf Deutsch – das ist nicht nur wirklich gut zu verstehen, sondern wirkt, aufgrund des Akzents, auf das Publikum auch außerordentlich charmant.

An diesem Abend werden alle bücherei-eigenen Buchexemplare verliehen, nicht wenige entscheiden sich direkt für einen Kauf des Buches. Und eine persönliche Widmung der Autorin gibt es gleich dazu.

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