Leitartikel

„Die längst fällige Entschuldigung“

Die längst fällige Entschuldigung

Die längst fällige Entschuldigung

Apenrade/Aabenraa
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Nach der Entschuldigung der Staatsministerin Mette Frederiksen bei den Godhavn-Opfern möchte sie sich nun auch bei anderen Gruppen entschuldigen, denen Unrecht widerfahren ist. Das ist das Mindeste, was die Gesellschaft heute tun kann, findet Gwyn Nissen.

Wir haben an dieser Stelle mehrfach über die Notwendigkeit geschrieben, dass Dänemark sich für die Verhältnisse im Erziehungsheim Godhavn auf Nordseeland bei den dort misshandelten Jungen entschuldigen sollte. Diese Woche war es endlich so weit: Die Godhavn-Jungen bekamen  nach jahrzehntelangem Kampf für Gerechtigkeit ihre längst fällige Entschuldigung vom Staate Dänemark, der bis in die 70‘er Jahre hinein ein unheimliches Kinderheim-Regime tolerierte.


Pädophile und gewaltbereite Mitarbeiter machten Godhavn zur Hölle für die im Kinderheim untergebrachten Jungen.  Von 1946 bis 1975 standen Schläge, Psychoterror, Erniedrigungen und  sexuelle Übergriffe regelmäßig auf der Tagesordnung.


Regierungschefin Mette Frederiksen war daher zu Tränen gerührt, als sie als Regierungschefin endlich die Verantwortung auf sich nahm, um den  Godhavns-Männern zu sagen: Das, was damals passierte, war nicht in Ordnung.


„Im Namen unserer Vergangenheit, im Namen unserer Gegenwart und im Namen unserer gemeinsamen Zukunft möchte ich euch allen in die Augen sehen und das einzig Richtige sagen: Entschuldigung“, sagte Mette Frederiksen. Für einige der Godhavn-Opfer reicht die Entschuldigung aus, während wiederum andere sich darum bemühen werden, Schadenersatz zu bekommen.


Die Entschuldigung an die Godhavn-Jungen wird weitere Konsequenzen haben, nämlich die, dass andere Gruppen von ihrem Staat eine Entschuldigung erwarten – und bekommen werden.
Mette Frederiksen möchte sich –  übrigens gegen den Willen der Konservativen Volkspartei und anderer bürgerlichen Parteien („man kann sich nicht für die Taten anderer entschuldigen“) – auch bei anderen Gruppen entschuldigen.


Da wären zum Beispiel die grönländischen Kinder, die Anfang der 50’er Jahre mit Zwang aus ihren Elternhäusern entfernt wurden, oder die Frauen, die in der Frauenanstalt von Sorø zwangssterilisiert wurden. „Warum mussten sie einen gesunden Menschen kaputt machen?“, fragt sich die 89-jährige Caroline Olsen.


Auch in Dänemark war der Umgang mit einigen Menschen lange Zeit unmenschlich. Sich dafür – im Namen des Staates – bei diesen Menschen zu entschuldigen, ist das Geringste, was wir heute als Gesellschaft tun können.

 

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