Leitartikel

„Geduld und noch mehr Geduld“

Geduld und noch mehr Geduld

Geduld und noch mehr Geduld

Nordschleswig/Sønderjylland
Zuletzt aktualisiert um:

Die Öffnung von Geschäften, Aktivitäten und Institutionen kann nur langsam und schrittweise geschehen. Wir müssen die Geduld wahren, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

In Dänemark öffnen sich langsam wieder die Türen. Nachdem die Jüngsten in diesen Tagen in Kindergärten und Schulen zurückkehren, dürfen jetzt bald auch Friseure, Fahrschulen, Gerichte und weitere Kleinunternehmen wieder öffnen.

Dabei gilt es weiterhin für die Verantwortlichen in Politik und Behörden, die richtige Balance zu finden, damit es im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus keinen Rückfall gibt.

Aus genau diesem Grund hält es die dänische Behörde für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten, Statens Serum Institut, als verfrüht, zum Beispiel Gastronomie, Volkshochschulen und Nachschulen sowie eine Reihe von Freizeitaktivitäten wieder zu öffnen.

SSI´s Fachdirektor Kåre Mølbak warnt in einem Schreiben vor der „realistischen Einschätzung des Verhaltens der Dänen in Gemeinschaften“. Mit anderen Worten: Wir würden mit der neu gewonnenen Freiheit nicht umgehen können.

Und mal ganz ehrlich: Wir stehen doch alle wie Rennpferde startklar in ihren Boxen. Nach fünf Wochen mit Corona-Maßnahmen, Home-Office und sozialem Abstandhalten sehnen sich alle nach etwas Normalität. Das ist verständlich.

Mølbaks Einschätzung ist realistisch. Wir haben es gesehen, als die Resthöfe (genbrugspladser) wieder öffneten: Es gab Wartezeiten bis zu zwei Stunden, um Gartenabfälle abzugeben. Und wir haben die Hamsterkäufe vor dem Shut-Down erlebt. Zu viele Menschen konnten sich nicht zügeln.

Man stelle sich vor, nun würden auch Einkaufszentren, Restaurants, Cafés und Freizeitaktivitäten alle auf einmal öffnen. Oder die Grenze und somit der Zugang zu den Grenzmärkten Fleggaard und Co. Den Betreibern, Sportlern und Geschäftsleuten würde man es gönnen – sie machen schwierige Zeiten durch. Doch das Chaos wäre vorgeplant, und die ganzen Anti-Virus-Maßnahmen der vergangenen Wochen würden innerhalb von Tagen zunichtegemacht.

Es ist schon ein Stück Wahrheit daran, dass es viel schwieriger wird, die Gesellschaft wieder zu öffnen, als es war, Schulen, Geschäfte und Betriebe vor fünf Wochen mit einem Schlag zu schließen.

Als Privatperson ist es leichter, unter den jetzigen Restriktionen und Verboten zu navigieren als unter den bevorstehenden Öffnungen, wo Regeln durch Ermessensfragen abgelöst werden. Daher ist der langsame, schrittweise Weg zurück in die Normalität der einzig richtige.

Auf das geduldige Warten folgt also der Ruf nach noch mehr Geduld, noch mehr Disziplin und noch mehr Gemeinschaftssinn, und auch hier gilt: Jeder muss ein Stück persönliche Verantwortung übernehmen. Gemeinsam scheint Dänemark die Corona-Krise gut bewältigt zu haben – jetzt müssen wir auch die nächsten notwendigen Schritte gemeinsam gehen.

 

Mehr lesen

Leserbrief

Stephan Kleinschmidt
„Sonderburg als kinderfreundliche Stadt und Kommune“

Kommentar

Marlies Wiedenhaupt
Marlies Wiedenhaupt Hauptredaktion
„Schön verschreiben 13.0“