Kulturkommentar

„Rein in den Junk“

Rein in den Junk

Rein in den Junk

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Apenrade/Aabenraa
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Auch wenn das E-Mail-Programm unseres Computers versucht, uns automatisch vor „Junk“ oder „Spam“ zu schützen, so kommen wir in der realen Welt nicht umhin, selbst zu entscheiden, was wir aussortieren wollen und was nicht. Und das ist gut so, meint Claudia Knauer in ihrem Kulturkommentar.

Wer einen Computer mit Mailprogramm hat, kennt die Abteilung Junk-Mail oder auch Spam. Dort findet sich allerhand, von dem die Sicherheitssoftware meint, dass es mir nicht zuträglich ist.

Bei einer Betreffzeile wie „Emma Matratze“ oder „Ihre Sofortauszahlung“ oder von Anna, die mir „Good afternoon“ wünscht, bin ich mir auch nicht im Zweifel, sondern dankbar für das Aussortieren. Bei anderem wundert man sich: Was mag das Programm bewogen haben, eine Mitteilung von einer Bibliothekskollegin über Literatur auszusortieren? In meinen Augen ist an Literatur nichts Verfängliches dran. Aber vielleicht sagt sich die Software: Lesen gefährdet die Dummheit. Also lassen wir das lieber.

Grundsätzlich ist das Sortieren in Junk – Schrott, Plunder, Ramsch, wie es in der Übersetzung heißt – und Nicht-Junk gar nicht so verkehrt. Außerhalb des Computers ist die Herausforderung allerdings, dass keine Software das Wägen und Entscheiden abnimmt. Das ist aber auch das Gute daran: Jede und jeder muss für sich persönlich sortieren, und das erfordert Nachdenken. Selbst angebliche lernende Künstliche Intelligenzen wie der so viel besprochene ChatGPT, der ganze wissenschaftliche Arbeiten verfassen und die Aufnahmeprüfung für Medizinstudiengänge in den USA bestehen können soll, haben ihre Grenzen.

Programme können helfen, unterstützen – denken können und müssen wir selbst, damit wir eigenverantwortlich entscheiden, was in unserem Leben Junk ist und was nicht. Lassen wir uns diese Chance nicht nehmen.

Immanuel Kant erklärte: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Und was 1784 unter anderem Essenz der Aufklärung war, ist heute ganz und gar nicht überholt, sondern hochaktuell.

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