Kulturkommentar

„Gegeneinander antreten – miteinander lachen“

Gegeneinander antreten – miteinander lachen

Gegeneinander antreten – miteinander lachen

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Apenrade/Aabenraa
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Ein Kulturkommentar von Claudia Knauer, Büchereidirektorin des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig.

„Ich will wiederkommen. Unbedingt.“   So lautet das Fazit, das ein englischer Journalist zog, nachdem er für seine Medien auf der Insel  von der dänischen Folketingswahl berichtet hatte. Und das nicht, weil er die Radwege in Kopenhagen so toll findet oder für Smørrebrød schwärmt, sondern wegen der politischen Kultur, die er hautnah erlebte. Für einen Engländer ist es unvorstellbar, dass zwei ehemalige Ministerpräsidenten im Studio sitzen und gut gelaunt die aktuelle Wahl kommentieren und vor dem Publikum in ihren Erinnerungen kramen.

Dass die Parteichefs nach Bekanntgabe des amtlichen Endergebnisses zur Parteileiterrunde im Fernsehen marschieren, sich – ungeachtet der politischen Couleur (hmm, Stram Kurs vielleicht ausgenommen) – umarmen, trösten, beglückwünschen, hat den Mann des Möchte-gern-Brexit-Landes vollends aus der Fassung gebracht. Da wurden öffentlich die Chancen der verschiedenen möglichen Kooperationen oder Koalitionen gewogen. Da wurde miteinander gelacht.

All das und vor allem, all das vor den Augen des Publikums ist in vielen anderen Ländern offenbar undenkbar. In Großbritannien zum Beispiel wird im Geheimen verhandelt und dann das Ergebnis mitgeteilt. In Deutschland ist es auch schwer vorstellbar, dass Robert Habeck innig AKK herzt, auch wenn man in den lange zurückliegenden Zeiten der Jamaika-Verhandlungen versuchte, Balkonszenen einer herzlich verbundenen Gemeinschaft zu inszenieren.

Aber ein Bild wie das  von Pia Olsen Dyhr, Morten Østergaard und Mette Frederiksen während der Pressekonferenz im Publicistklub, die gemeinsam aus vollem Herzen lachen, hat woanders Seltenheitscharakter. Das ist gute politische Kultur in Dänemark – egal wie schwer, nervenaufreibend und zermürbend die politischen Verhandlungen jetztwerden. Alle – na ja, fast alle   Protagonisten wissen: „Wir müssen uns auch morgen noch in die Augen sehen können.“

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