Kulturkommentar

„Falsches Hochdeutsch“

Falsches Hochdeutsch

Falsches Hochdeutsch

Pauline Severin
Pauline Severin
Apenrade/Aabenraa
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Gleiche Sprache, andere Wörter. In einem Kulturkommentar beschreibt die Wiener Praktikantin Pauline ihre sprachlichen Herausforderungen mit der deutschen Sprache hier in Nordschleswig.

Wer bereits mit mir gesprochen oder mich einfach nur reden hören hat, weiß: Ich bin Österreicherin. Besonders in Nordschleswig fällt es den Leuten sofort auf, dass ich keine Deutsche bin.

Hier in Apenrade beim „Nordschleswiger“ muss ich mein (österreichisches) Hochdeutsch neu erlernen. Verben, Nomen, Sprichwörter – alles ist mit dabei. Eigentlich werden meine österreichischen Begriffe hier in Artikeln immer durch deutsche ersetzt. Jetzt ist meine Chance gekommen, sie doch noch unterzubringen.

Doppelt hält besser, und daher ist das Praktikum hier in Apenrade nicht mein erster Aufenthalt in Dänemark. Bereits 2017/18 verbrachte ich ein Austauschjahr in Odense. Damals frisch nach der Matura (Abitur) entschied ich mich dazu, ein anderes Land und dessen Kultur kennenzulernen.

Wien ist eine unglaublich schöne Stadt, aber der Sommer ist immer unerträglich heiß – daher ab in den Norden!

Das Jahr habe ich bei meiner Gastfamilie und auf dem dänischen Gymnasium verbracht, und nachdem ich Dänisch gelernt habe (hatte) – dazu gleich mehr –, fühlte ich mich richtig eingebürgert. Quasi eine Dänin.

Vier Jahre und ein Bachelorstudium später bin ich erneut in Dänemark. Diesmal als Praktikantin. Gewappnet mit beiden Sprachen – Deutsch und Dänisch – sollte ja eigentlich nichts im Wege stehen – und doch ist es diesmal nicht das Dänische, sondern genau meine Muttersprache, die mich hier enttarnt und vor kleinere Herausforderungen stellt.

Gehört hier ein Plusquamperfekt hin? Habe/hatte? Das gibt es bei mir zu Hause nicht, und die Erinnerungen aus der Volksschule sind sehr neblig. Ansonsten kennen wir es nur von unserem großen Bruder oder vom Fernschauen (Fernsehen).

Aber auch bei einfachen Wörtern, wie etwa beim Servus anstelle des Moin, werde ich gleich entlarvt. Ich rede vom Jänner (Januar), dass es mir hier ur (sehr) gefällt und was ich heuer (dieses Jahr) noch machen werde.

Dass ich das deutsche Leben in Dänemark kennenlernen darf, freut mich sehr. Diesmal übersetze ich jedoch nicht dänische Wörter, sondern bin damit beschäftigt, deutsche Synonyme für meine Sätze zu finden und erweitere dabei meinen Wortschatz.

Ebenso ist es schön, diesmal direkt am Meer wohnen zu dürfen, und wer weiß, vielleicht freunde ich mich auch mit den Wassertemperaturen hier an. Leider sind diese aber wie die unserer Bergseen ...

Wie viele und ob ich mir überhaupt hier auch ein paar deutsche Begriffe aneigne und ich hier als „Undercover-Österreicherin“ arbeiten kann, wird die Zeit zeigen – oder wer weiß, vielleicht färbe ich ja noch ab?

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