Kulturkommentar

„Beschallung bis zum Abwinken“

„Beschallung bis zum Abwinken“

„Beschallung bis zum Abwinken“

Claudia Knauer /Büchereidirektorin/
Apenrade/Aabenraa
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Ein Kulturkommentar von Claudia Knauer, Büchereidirektorin des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig.

Die Dosis macht das Gift. Das gilt nicht nur für Zucker, Alkohol und Arsen, sondern auch für Musik. Genauer gesagt, für Weihnachtsmusik. Da gibt es wunderbare Klassiker, vor allem auf Englisch, aber auch die dänischen und die deutschen „Weihnachtsschlager“ liegen in Dauerschleife und dröhnen uns in die Ohren. Nix mit „Stille Nacht, heilige Nacht“, sondern eher Rambazamba rund um die Uhr – was gerade in der Apenrader Fußgängerzone wörtlich zu nehmen ist, denn dort hat man offenbar bisher vergessen, in der Nacht den Stecker zu ziehen.

Musik soll eine angenehme Stimmung schaffen und uns in ein Weihnachtsgefühl versetzen. Manchmal klappt das, wenn man ein paar Töne erhascht, die einen Widerklang erzeugen und an gute Stunden mit Kerzenlicht und Zimtsternen erinnern. Aber wenn auf jedem Sender und in jedem Geschäft „Rudolf mit der roten Nase“ sein „Last christmas“ erlebt und anschließend die „jingle bells“ rocken, dann lässt die Freude deutlich nach.

In Geschäften kommt es zur akustischen Umweltverschmutzung, wenn Musik eingekauft wird, die keinen Begrenzungen beim Abspielen unterliegt und für die man keine Tantieme zahlen muss. Die wird gnadenlos herunter, gedudelt. Man muss sich wundern, dass die Angestellten nicht mit Ohrenschützern herumlaufen. Eigentlich ist das ein Fall für die Arbeitsaufsicht, denn gesund kann das nicht sein.

Mit der handgemachten Musik ist es nicht unbedingt besser. Manch Flötentrio, das zu Weihnachtsfeiern oder in der Fußgängerzone aufspielt, zieht einem die Schuhe aus. Allerdings muss man hier – weihnachtlich friedlich gestimmt – den guten Willen für die Tat nehmen und trotzdem Applaus spenden. Man will ja junge Talente nicht entmutigen.

Eigentlich gibt es nur eine Möglichkeit, dem allen zu entrinnen: die Kirche aufsuchen, die für die musikalischen Ereignisse strikte Regeln und Begrenzungen kennt oder zu Hause alle Radios und CD-Spieler ausstellen und einfach die Ruhe genießen. Stille Nacht …
 

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