Tønder Festival 2022

Streifzug durch Geschichte und Gegenwart der deutschen Minderheit

Streifzug durch Geschichte und Gegenwart der deutschen Minderheit

Streifzug durch Geschichte und Gegenwart der Minderheit

Tondern/Tønder
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In der LAS wurde die interessierte Schar in die Schulwelt der Minderheit eingeführt. Foto: Monika Thomsen

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Eine interessierte Schar informierte sich beim Festival-Vorprogramm über das Leben in der deutschen Volksgruppe. Im Schützenhaus wartete ein Überraschungsgast.

31 der vielen Festivalgäste, die bereits vor dem offiziellen Festivalbeginn am Donnerstag in Tondern angerückt sind, durchstreiften am Mittwoch die Wiedaustadt nach Spuren der deutschen Minderheit.

Das Event, das zum Vorprogramm 4+ gehört, war ursprünglich für 2020 zum 100-jährigen Bestehen geplant.

Nun ging die Premiere mit zwei Jahren Verspätung über die Bühne.

Hauke Grella informierte vor der früheren Bürgerschule. Schulleiterin Bonni Rathje-Ottenberg (r. in weißer Bluse) berichtete in der LAS. Foto: Monika Thomsen

Neue Informationen bekommen

„Das war interessant. Wir haben viel Neues erfahren. Auch über die Gebäude in der Stadt, an denen wir immer vorbeiradeln“, lautete das Urteil von Lone Guldberg Petersen und Niels Bent Petersen aus Køge. Sie wussten zwar, dass es die deutsche Minderheit gibt, hätten nun aber Genaueres erfahren.

Seit mehr als drei Jahrzehnten dabei

Das Ehepaar war vor 33 Jahren das erste Mal auf dem Tønder Festival. Und ist seither jedes Jahr da gewesen. Als Lone krankheitsbedingt ein Jahr pausierte, sei ihr Sohn stattdessen mit ihrem Mann mitgefahren.

Sie haben sich erstmals der 4+Aktion angeschlossen. Am Sonntag waren sie bei einem privaten Gastgeber in Tondern essen. „Das Pumpenhaus bei Legan haben wir uns in Eigenregie angeschaut. Das war auch ganz toll“, so Lone.

Niels Bent Petersen und Lone Guldborg Petersen (v. l.) sowie Emmy Føns (r.) im Schützenhaus Foto: Monika Thomsen

„Eine gute Möglichkeit“

Emmy Føns aus Lyngby ist zum sechsten Mal Festivalgast. Es ist aber ihr erstes 4+Erlebnis.

„Ich bin richtig gut informiert worden. Ich wollte diese gute Möglichkeit nutzen, noch dichter an die Minderheit heranzukommen“, so die Teilnehmerin.

Die deutsche Volksgruppe ist für sie keine unbekannte Größe, da sie vor einigen Jahren an einer Informationsveranstaltung an der Rødding Højskole teilgenommen hat.

Begeisterung für das Umfeld

„Ich spreche auch Deutsch, da ich vier Jahre in München gewohnt habe“, sagt sie mit einem Lächeln, während sie sich im Schützenhaus die Brottorte schmecken lässt.

Sie ist auch mit ihrem Mann auf dem Europäischen Fernwanderweg E 1 über zehn bis zwölf Jahre durch ganz Deutschland gewandert.

„Das Gebiet hier ist fantastisch“, schwärmte Emmy Føns, die von Nord-Fünen stammt. „Da ist es auch flach“, sagt sie mit einem Lachen.

Auf die Gäste wartete ein reich bestücktes Kuchenbüfett. Foto: Monika Thomsen

Nahrung für Kopf und Bauch

Nachdem die Schulleiterin der Ludwig-Andresen-Schule (LAS), Bonni Rathje-Ottenberg, der Leiter des deutschen Museums in Sonderburg (Sønderborg), Hauke Grella, und „Nordschleswiger“-Chefredakteur Gwyn Nissen an verschiedenen Schauplätzen die Teilnehmenden mit Fakten aus der Gegenwart und Vergangenheit „gefüttert“ hatten, sorgte der Vorstand des Sozialdienstes Tondern mit einer leckeren Kuchentafel für das leibliche Wohl.

„Es ist ‚sønderjysk kaffebord‘ im Kleinformat“, so die Sozialdienst-Vorsitzende Irene Feddersen zum „Nordschleswiger“.

Bei der beachtlichen Auswahl, die auf große Nachfrage stieß, war guter Rat (goj raj) nicht teuer, sondern das nordschleswigsche Gebäck war knusprig.

Bürgermeister Jørgen Popp Petersen war auch mit von der Partie. Foto: Monika Thomsen

Überraschungsgast mit besonderem Job

Als Überraschungsgast präsentierte Gwyn Nissen Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei).

Popp berichtete in lockerer Art, dass er im Zuge der Kommunalwahl im November 2021 mit dem Bürgermeisterposten einen neuen Job bekommen hatte. 

„Wenn man durchs Nadelöhr kommt, dann gibt es den Vorteil, dass man eine Probezeit von vier Jahren hat“, sagte er verschmitzt und wies darauf hin, dass es nicht ganz selbstverständlich sei, dass die SP den Bürgermeister stellt.

Das Leben an einer Minderheiten-Schule

Ein Stopp war auch in der Ludwig-Andresen-Schule eingelegt worden, wo Schulleiterin Bonni Rathje-Ottenberg einen Einblick in den Alltag an einer deutschen Schule im Grenzland anno 2022 vermittelte und auch geschichtliche Aspekte einflocht.

„Wir sind offizieller Partner des Nationalparks Wattenmeer, und es ist uns auch wichtig, dass die Schulkinder wissen, wo sie herkommen“, so die Schulleiterin. Sie erläuterte auch die positive Psychologie, die an der Bildungsstätte praktiziert wird.

Ein Stopp wurde vor der Lokalredaktion des „Nordschleswigers" eingelegt. Foto: Monika Thomsen

Grenzziehung und ihre Folgen

Am jetzigen dänischen Gymnasium, das einst als deutsche Realschule gebaut wurde, informierte Hauke Grella unter anderem über die Abstimmung zur Grenzziehung 1920.

In der Richtsensgade bildete die kommunale Bibliothek die Anlaufstelle. Dort residierte einst die Bürgerschule, die 300 Schulkinder hatte.

Die Mädchenschule von einst

Es ging in Regie von Grella auch an der früheren Mädchenschule – der Alexandrinen-Schule –, der jetzigen Polizeiwache vorbei. Vor der Lokalredaktion des „Nordschleswigers“  gab es zusätzlich zu den Infos vom Chefredakteur in der Sommerhitze auch Wasser für die interessierte Truppe.

Außer Kuchen und Kaffee satt wurden im Schützenhaus auch Informationen über das kirchliche Leben, den Schützenverein und den Sozialdienst serviert, bevor es in der angeregten Runde Zeit für Fragen gab.

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