Kulturkommentar

„Isoliert mit Billy Joel und Madonna“

Isoliert mit Billy Joel und Madonna

Isoliert mit Billy Joel und Madonna

Anna-Lena Schiemann
Apenrade/Aabenraa
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In der derzeitigen Situation kann die Laune schnell gedrückt werden. Ein effektives Gegenmittel hat „Nordschleswiger“-Praktikantin Anna-Lena Schiemann gefunden.

Ganz ehrlich, ich hab keine Ahnung, wie ich meinen Musikgeschmack beschreiben soll. Irgendwas zwischen Schallplatten-60s-Nostalgie, 80er Jahre Popmusik und dem Besten von heute.
Nach fünf Wochen allein in der Praktikanten-WG ist es manchmal schwer, die gute Laune beizubehalten – aber vorgestern fand ich ein effektives Gegenmittel.
Spotify schlug mir eine 80s Pop Playlist vor – und pushte meine Laune direkt nach oben.

Selbst als ich mich in die Danger Zone Supermarkt wagte, konnte mich nichts aufhalten. Auch wenn es immer noch befremdlich ist, dieses andere Miteinander. Dieses „Ich schlage einen großen Bogen um dich, nicht, weil du mir unsympathisch bist, sondern weil ich dich schützen will“.

Irgendwie dystopisch – selbst wenn es hier, im Gegensatz zu vielen Orten in Deutschland, noch keine Maskenpflicht gibt.

Alles scheint irgendwie verlangsamt zu sein. Selbst Our House im Tøndervej, was am Anfang der Isolation noch laut und beschäftigt schien, ist irgendwie schläfrig ruhig geworden. Laute Musik aus angekippten Fenstern kommt nur noch selten vor. Und ich, ich bin Too Shy, die Musik voll aufzudrehen. Man kann ja nie wissen, ob sich doch ein Nachbar an meinem Musikgeschmack stört. Während also in moderater Lautstärke Musik durch die leere WG schallt, sitze ich auf der Couch und erzählte mir die üblichen Little Lies: Die Hausarbeit kann ich auch noch morgen fertigschreiben, von der Schokolade esse ich nur ein Stück, und das Wäschewaschen kann auch noch einen Tag warten.

Und auch wenn ich an dieser Stelle schon mal schrieb, dass ich ein eher introvertierter Mensch bin, und dadurch die derzeitige Situation vielleicht ein bisschen besser durchstehe als manch anderer – Time After Time fehlen auch mir immer mehr die zwischenmenschlichen Interaktionen. Noch viel schlimmer: Alle erzählen mir immer die Legende, dass es in der Redaktion in normalen Zeiten quasi täglich Kuchen gab. Durch die derzeitige Situation scheint das auch eine Legende zu bleiben. Na ja, muss ich halt selber backen.

Die Isolation und ich, wir werden wohl so bald keine Freunde werden, aber You Can’t Hurry Love. Ich warte jetzt darauf, dass alles wieder normal wird und bis dahin I’m Walking On Sunshine. Don‘t Stop Believin’!

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