Kinderbuch

Ein Hase mit einer Botschaft

Ein Hase mit einer Botschaft

Ein Hase mit einer Botschaft

Malte Cilsik
Nordschleswig/Apenrade
Zuletzt aktualisiert um:
Das erste Kinderbuch von Thomas und Angelika Bernhardt gibt es neben deutschen und dänischen Ausgaben auch in einer englischen Übersetzung. Foto: Malte Cilsik

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Familienurlaube auf dänischen Inseln inspirierten Thomas und Angelika Bernhardt zu ihrem ersten Kinderbuch. Im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ verraten die beiden, warum sie es mehrsprachig verfasst haben, wie sie Autoren wurden und warum es schwieriger ist, ein Kinderbuch zu schreiben, als viele denken.

In dem ersten Buch von Thomas und Angelika Bernhardt, „Ich bin Biba, der Inselhase“, erlebt der Hase Biba gemeinsam mit seinen tierischen Freunden Abenteuer auf einer dänischen Insel.

Nach einer kurzen Vorstellung der Charaktere finden drei Kurzgeschichten Platz in dem Buch. Den beiden Autoren zufolge eignen sie sich jeweils gut für einen Vorleseabend. In der ersten Geschichte geht es um Biba und seine Freunde, die zweite handelt von einer großen Überraschung für alle Tiere, und die letzte dreht sich um ein Wettrennen um die Insel.

Im Interview mit dem „Nordschleswiger“ beantworten Thomas und Angelika Fragen zu ihrem Buch und ihrem Autorendasein.

Thomas und Angelika Bernhardt erzählten ihren Söhnen viele Geschichten. So ist die Idee für ein Kinderbuch entstanden. Foto: privat

Darum geht es

Wieso habt ihr einen Hasen als Protagonisten gewählt?

Angelika: Wir haben viel Inspiration aus unseren Familienurlauben auf der Insel Fanø gezogen. Dort sind Hasen omnipräsent. Unsere Kinder lieben sie – und wir haben ihre Begeisterung übernommen.

Was ist die Botschaft hinter euren Geschichten?

Angelika: Bei der Überraschung geht es darum, dass Freundschaft unser wertvollstes Gut ist. Denn die Überraschung in dieser Geschichte ist nicht materieller Natur.

Thomas: Der Insellauf soll zeigen, dass wir fast alles schaffen können, wenn wir zielstrebig darauf hinarbeiten. Gleichzeitig zeigt die Geschichte auch Grenzen auf – wir sollten stets ehrlich bleiben und keine unschönen Geheimnisse voreinander haben.

An welche Zielgruppe richtet sich euer Buch?

Thomas: Unser Buch richtet sich an Vier- bis Neunjährige. Am besten eignet es sich für Eltern, die ihren Kindern vorlesen möchten. Für den Leseanfang könnte es etwas zu anspruchsvoll sein. Ab acht bis neun Jahren ist es aber durchaus angemessen.

Die Autoren

Seid ihr hauptberuflich Autoren?

Thomas: Nein, ich bin seit fast 40 Jahren in der Baubranche tätig. Mit dem Schreiben habe ich mich vorher zwar kaum beschäftigt, aber ich habe schon immer großes Interesse am kreativen Arbeiten gehabt.

Angelika: Ich bin seit 14 Jahren Übersetzerin und Nachhilfelehrerin für Englisch und Französisch. Damit habe ich mich selbstständig gemacht.

Was war eure Motivation, ein Kinderbuch zu schreiben?

Thomas: Ich erinnere mich noch immer an die Geschichten, die mir mein Vater erzählt hat, als ich ein Kind war. Davon zehre ich bis heute. Und das möchte ich gerne auch anderen Kindern ermöglichen.

Den Schreibprozess integrierten Angelika und Thomas Bernhardt in ihren Familienalltag. So entstand ihnen kein Stress, und sie hatten stets Freude bei der Arbeit. Foto: Malte Cilsik

Sprachliche Vielseitigkeit in einem Kinderbuch

Warum habt ihr euch dafür entschieden, die deutsche, dänische und englische Version in getrennten Büchern zu drucken – wäre es nicht zum Lernen der Sprachen sinnvoller, zwei Sprachen in einem Buch zu kombinieren?

Angelika: Das wäre es vielleicht. Aber wir wollten kein Lehrmittel erstellen. So können wir allen Sprachen gerecht werden. Mit mehreren Sprachen in einem Buch müssten die Lesenden auch mehr blättern, und der Komfort wäre geringer.

Haltet ihr es für besonders leicht oder schwierig, ein Kinderbuch zu schreiben?

Angelika: Für besonders schön. Es ist nicht einfach, das Buch für Kinder verständlich, interessant und lustig zu gestalten. Denn als Erwachsener denkt man bedeutend logischer und strukturierter.

Thomas: Es hat gedauert, bis wir uns wirklich auf die Kinderebene einlassen konnten. Wir haben nicht versucht, das zu erzwingen. Der Schreibprozess lief nebenbei, wir haben uns Zeit gelassen. So ist die Leidenschaft nie verflogen.

Was gilt es sprachlich und inhaltlich bei einem Kinderbuch zu beachten?

Angelika: Wir haben versucht, naiv zu schreiben und dabei völlig wertfrei zu bleiben. Bei einem Kinderbuch sollte der Fokus auf der Wortwahl liegen. Die Sätze sollten einfach und nicht zu lang sein. Es sollte eine Balance geben zwischen bekannten und unbekannten Wörtern, sodass die Kinder etwas lernen können beim Zuhören oder Lesen.

Wichtig ist, dass sich die Kinder mit den Geschichten identifizieren können.

Von der Idee zum Buch

Wie seid ihr vorgegangen, nachdem ihr den Entschluss gefasst habt, ein Buch zu schreiben?

Thomas: Ich habe bereits vor sechs Jahren mit der Idee gespielt, irgendwann ein Buch zu schreiben. Also habe ich über die Jahre immer wieder meine Ideen in einer Word-Datei festgehalten. Meine Frau hat es mir irgendwann gleichgetan.

Im Juli 2020 haben wir uns dann entschieden, endlich mit dem Schreiben zu beginnen. Die Rohfassung hatten wir im März dieses Jahres fertig. Da wussten wir auch bereits ungefähr, welche Illustrationen wir haben wollen.

Dann haben wir bei der Kunsthochschule in Kassel angefragt, und es haben sich tatsächlich einige Studierende gemeldet. Nachdem wir Skizzen von Dan Wang gesehen und mit ihr telefoniert hatten , waren wir uns sicher: Das passt wie die Faust aufs Auge. Parallel haben wir die Texte auch schon in die anderen Sprachen übersetzen lassen.

Angelika: Dan Wang hat uns dann die Illustrationen und unsere Texte nach den Vorgaben der Druckereien formatiert, sodass wir am Ende alles in einer Datei hatten. Mit dieser haben wir uns von mehreren Druckereien Probebücher drucken lassen und waren sehr zufrieden mit dem Ergebnis eines kleinen Familienbetriebs in Offenbach. Dort haben wir dann unsere Erstauflage von 700 Exemplaren – jeweils 350 in Deutsch und Dänisch – in Auftrag gegeben.

Thomas: Diese haben wir an verschiedene Buchhandlungen in Deutschland und Dänemark versendet. Aktuell befinden wir uns noch in vielen Gesprächen – unter anderem auch mit Buchhandlungen in Apenrade und Hadersleben. Gleichzeitig arbeiten wir auch an unserer Webseite www.heybiba.com, auf der wir unser Buch ebenfalls anbieten werden.

Der finanzielle Aspekt

Lässt sich mit einem Kinderbuch Geld verdienen?

Angelika: Wir haben uns entschieden, das Buch ohne einen Verlag auf den Markt zu bringen. So sind wir unabhängig von den Buchhandlungen und dem Copyright bei den Übersetzungen. Dadurch mussten wir aber vorab einiges investieren, was wir nun wieder ausgleichen müssen. Rund 8.000 Euro haben wir für die Erstauflage ausgegeben.

Da das Buch noch nicht lange auf dem Markt ist, können wir noch keine Bilanz ziehen. Aber davon leben können und wollen wir, Stand jetzt, nicht.

Thomas: Durch unsere Kooperation mit einer Studentin konnten wir immerhin viel Geld bei den Illustrationen sparen. Auch wenn sie bereits einen Abschluss hat und sich aktuell nur noch in einem Aufbaustudium befindet, hätten Berufstätige etwa das Doppelte verlangt.

Wollt ihr noch weitere Bücher schreiben?

Angelika: Ja, gerne. Das nächste Buch wird erst einmal ein Weihnachtsbuch mit Biba. Auf Deutsch ist es schon fast fertig, jedoch fehlen noch der Feinschliff sowie die Übersetzungen ins Dänische und Englische. Das Buch erscheint spätestens Mitte November 2021.

Nebenbei konzentrieren wir uns aktuell noch auf Merchandise zu unserem Buch. Auf unserer Webseite bieten wir bald auch T-Shirts, Turnbeutel und Tassen mit Biba dem Hasen an.

Mehr lesen

Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Wenn Minderheiten als Gefahr für andere dargestellt werden“