Die Stadt Flensburg hat voraussichtlich keine Möglichkeiten, die Teilnehmer der folgenreichen Hochzeit in Dänemark zur Verantwortung zu ziehen „Unsere juristische Prüfung ist zu dem Ergebnis gekommen, dass nur Dänemark berechtigt wäre, Konsequenzen einzuleiten“, teilte Oberbürgermeisterin Simone Lange am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mit.

Rund 25 Flensburger hatten am 11. September bei einer kurdischen Hochzeit mit mehreren Hundert Teilnehmern in Aarhus teilgenommen. Ein Teil von ihnen infizierte sich dort mit dem Coronavirus und kam nach seiner Rückkehr in Flensburg mit weiteren Menschen in Kontakt. Unter anderem mehr als 280 Schüler und Lehrer aus Flensburg befinden sich seitdem in Quarantäne, auch Kinder und Lehrkräfte aus dem Kreisgebiet sind betroffen.

Wie Lange mitteilte, wurde der Verwaltung von den Teilnehmern zunächst mitgeteilt, dass die Hochzeit in Apenrade stattgefunden habe. „Wir werden juristisch auswerten, ob uns gegenüber falsche Angaben gemacht wurden“, so die Oberbürgermeisterin. Gleichwohl betonte sie auch: „Unsere Aufgabe ist es in erster Linie, die Pandemie einzudämmen – nicht Recherche zu betreiben.“

Da Dänemark im Gesundheitswesen anders als Deutschland struktiert ist, habe sich die Suche nach einem Ansprechpartner im Nachbarland zunächst schwer gestaltet. „Es ist sinnvoll, im Grenzgebiet eine Verknüpfung der Gesundheitsbehörden herzustellen“, forderte Lange.

Die Stadtverwaltung hatte die Namen der betroffenen Schulen nicht genannt, sie waren erst über eine Auskunft des Bildungsministeriums an die Öffentlichkeit gelangt. „Wir vertreten weiterhin den Standpunkt, dass eine Nennung von Schulnamen nicht unser Ziel ist“, rechtfertige Lange das Vorgehen. Die betroffenen Schulen hätten nach der Veröffentlichung eine Stigmatisierung erlebt. Man habe deshalb auch das Gespräch mit dem Bildungsministerium gesucht.

Die Hochzeitsfeier in Aarhus hatte für einen starken Anstieg der Corona-Zahlen in Flensburg gesorgt. Der sogenannte Inzidenzwert liegt aktuell bei 25. Er sagt aus, wie viele Flensburger sich pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen mit dem Virus infiziert haben.

Sollte er weiter steigen, hat die Stadt Flensburg bereits feste Maßnahmen zur Pandemieeindämmung im Planung. Ab einem Wert von 35 sind Zusammenkünfte in geschlossenen Räumen nur noch mit 25 Personen erlaubt, unter freiem Himmel mit 100. Steigt der Wert über 50, reduziert sich die Zahl in geschlossenen Räumen auf 10, unter freiem Himmel auf 50. Flensburg würde dann zum Risikogebiet werden. Reisen innerhalb Deutschlands könnte dies erschweren. Bund und Länder hatten sich darauf verständigt, die Corona-Maßnahmen bereits bei einem Inzidenzwert von 35 leicht zu verschärfen. In Flensburg begrüßt man diesen Vorschlag.

„Wir befinden uns aktuell im gelben Bereich und wissen, wie schnell sich das ändern kann“, so Lange

Rund die Hälfte der Ergebnisse der mehr als 400 Massentests von Sonntag, Dienstag und Mittwoch steht noch aus. „Wir können nicht genau sagen, wann die Ergebnisse kommen“, so Gesundheitsdezernentin Karen Welz-Nettlau. Die Tests würden von unterschiedlichen Laboren ausgewertet werden. „Die sind nicht nur für uns tätig.“

Die betroffenen Klassen werden voraussichtlich nach den am Montag beginnenden Herbstferien den Schulbetrieb wieder aufnehmen können. Dann jedoch mit Maske im Unterricht. Dies hatte das Bildungsministerium unter der Woche für ganz Schleswig-Holstein angeordnet. „Ich finde es schade, dass wir dazu nicht angehört worden sind“, sagte Lange.

Deutlich machte sie an dieser Stelle noch einmal, dass sich die 283 Schüler und Lehrer aus Flensburg in einer Quarantäne befinden, die nur durch das Gesundheitsamt schriftlich wieder aufgehoben werden kann. Ein negativer Test reiche hierzu nicht. Dies unterscheide die Quarantäneanordnung von einer Empfehlung, seine sozialen Kontakte einzuschränken und nicht am Schulbetrieb teilzunehmen.