Homosexuelle Ampelpärchen

Flensburg setzt mit Homo-Ampel Zeichen für Toleranz

Flensburg setzt mit Homo-Ampel Zeichen für Toleranz

Flensburg setzt mit Homo-Ampel Zeichen für Toleranz

Gunnar Dommasch/shz.de
Flensburg
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Foto: Gunnar Dommasch

Die Stadt lässt dauerhaft zwei innovative Lichtsignale am Übergang Rathausstraße installieren.

Die Stadt lässt dauerhaft zwei innovative Lichtsignale am Übergang Rathausstraße installieren.

Hamburg hat sie seit fast zwei Jahren, München nur zum Christopher Street Day – hoch im Norden leuchtet sie jetzt für immer: Flensburg nämlich hat dauerhaft grünes Licht für die Homo-Ampel gegeben. Gerade noch rechtzeitig vor dem morgen zelebrierten internationalen Tag gegen Homophobie haben die vielen Einzelmännchen in der Stadt Gesellschaft bekommen.

In der Fußgängerzone zwischen Holm und Großer Straße wurden die entzückenden Ampelpärchen in Betrieb genommen. Wer also in diesen Tagen die Rathausstraße überquert, sieht sich mit roten und grünen Figuren konfrontiert, Händchen haltend oder zärtlich umschlungen. Ein Herz in der Mitte beseitigt die letzten Zweifel. Hier handelt es sich eindeutig um gleichgeschlechtliche, in Liebe verbundene Paare.

Vorbild ist das Pilotprojekt der Stadt Wien, in der sich die Pärchen inzwischen auf wundersame Weise vermehrt haben. Ob das auch in Flensburg passieren wird, blieb am Montag offen. Denn im Gegensatz zur österreichischen Metropole fehlen an der Förde die stilisierten heterosexuellen Pärchen.

„Zunächst einmal geht es um das Symbol“, erklärte Nicolas Jähring, als Kreisvorsitzender der AG Schwusos und Mitglied des SPD-Kreisverbandes mitverantwortlich für die Installation. Die Einführung, erläuterte er, sei ursprünglich schon für 2016 geplant gewesen, „doch das Vorhaben ist zunächst an der Straßenverkehrsordnung gescheitert“. Jetzt aber hat Flensburg, das schon vor zwei Jahren dem Bündnis gegen Homophobie beigetreten ist, als erste Stadt in Schleswig-Holstein beim Landesverkehrsministerium eine Ausnahmegenehmigung erwirken können. „Das war nicht ganz einfach und darauf bin ich stolz“, sagte Oberbürgermeisterin Simone Lange. Die Ampel sei ein dauerhaftes Zeichen dafür, „dass wir Respekt einfordern“. Die Regenbogenfahne auf dem Rathaus sei ebenfalls ein Signal in diesem Sinne. Sie verwies darauf, dass Straftaten gegen Homosexuelle sich laut Bundesstatistik in den letzten zehn Jahren vervierfacht hätten. „Es ist ernster, als wir alle glauben! Und die Menschen sollen darüber sprechen.“

Die bisherige Resonanz auf die Homo-Ampel sei ermutigend, fügte Nicolas Jähring an. „Sie regt zum Nachdenken an, und wir würden uns über viele Nachahmer freuen. “ Bleibt abzuwarten, ob sich diese auch finden werden. Es gibt Beispiele, die nachdenklich stimmen. In Linz etwa sind die Ampeln wieder abmontiert worden: Sie seien in erster Linie ein Verkehrszeichen und dürften nicht dazu missbraucht werden, "Gesinnungsbotschaften zu übermitteln“, hieß es. Und in Wien sind die Initiatoren von Kritikern für „politisch unzurechnungsfähig“ erklärt worden.

Soweit möchte die Flensburgerin Ellen Baffour nicht gehen, die als eine der ersten die neue Ampel wahrnahm. „Mich stört sie nicht“, sagte sie. Um nach kurzem Nachdenken hinzuzufügen. „Ich finde die Aktion sogar sehr gut.“ Der 80-jährige Willy Egehave hatte einen eher pragmatischen Ansatz. „Mir ist das ziemlich egal“, sagte er, „Hauptsache grün!“

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