Politik

Scholz kommt – Scholz wird fröhlicher

Scholz kommt – Scholz wird fröhlicher

Scholz kommt – Scholz wird fröhlicher

Der Nordschleswiger
Der Nordschleswiger
Kopenhagen/Lübeck
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Wird es doch Olaf Scholz? Altgenosse Björn Engolm zeigt sich im Gespräch mit Siegfried Matlok optimistisch. Foto: John Macdougall/AFP/Ritzau Scanpix

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Der frühere SPD-Bundesvorsitzende Björn Engholm sieht gute Chancen für den SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz, weil sich Scholz jetzt „ein bisschen fröhlicher“ zeigt.

In der Fernsehsendung „Dansk-tysk med Matlok“ auf DK4 sagte Björn Engholm zum Ausgang der Bundestagswahl: „Ich setze meine Hoffnung auf Olaf Scholz, den ich sehr gut kenne und der jetzt angefangen hat, auch ein bisschen fröhlicher zu werden. Der ist so ein steifer Hanseat gewesen, aber nun fängt er an, sich zu lockern. Jetzt merkt man, dass er nicht nur Regierungs-Qualitäten, sondern auch menschliche Qualitäten hat. Ich gehe davon aus, dass er als Leitfigur die SPD mit  Sicherheit auf mehr als 20 Prozent bringen wird. Und damit tauchen schon wieder neue Möglichkeiten in der Regierungsbildung auf.“

Dass sich die SPD unter „Mutti Merkel“ so schwergetan hat, führt Engholm darauf zurück, dass „Frau Merkel mehr als nur ein bisschen die Politik ihrer Partei sozialdemokratisiert hat". „Sie hat uns mit dem, was sie getan hat, ein Stück Sozialdemokratie geklaut, und die Erfolge der Großen Koalition sind zunächst der Chefin zugeschrieben worden.“

Eine erneute Große Koalition lehnt Engholm entschieden ab. „Sie hat bei der CDU und unserer Partei, aber auch in der Bevölkerung ausgedient, obwohl sie unter dem Strich viele Sachen doch gut geregelt hat. Man kann nicht unterschätzen, was da an kleinen Fortschritten für die Menschen gemacht worden ist, aber eine Große Koalition ist für niemanden eine Option für die Zukunft“, so Engholm, der darauf hinweist, dass die SPD auch „nicht besonders scharf“ auf eine Regierung mit der FDP ist.

Dünne Soße

Befragt nach seiner Bewertung der anderen Kanzlerkandidaten antwortete Engholm:

„Wenn man mein Alter hat, kann man gelegentlich auch kritisch über die eigene Partei nachdenken. Das tue ich, also kann ich auch kritisch über die anderen Parteien nachdenken. CDU-Ministerpräsident Armin Laschet ist vom Typ her hochanständig, doch von dem hatte ich erwartet, dass er, nachdem er sich gegen den CSU-Konkurrenten durchgesetzt hatte, uns erzählt, wohin die Reise für Deutschland geht. Da kommt aber bisher enttäuschend wenig. Im Plattdeutschen würde man sagen: Dünne Soße. Enttäuschend auch für meine christdemokratischen Freunde.“

Erst denken – dann reden

Die Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock von Bündnis 90/Die Grünen charakterisierte Engholm bei ihrem Antritt wie folgt: „Alle Achtung: frisch, fromm, fröhlich, frei und ohne Pomp.“ Sie sei aber im Detail nicht sorgfältig mit sich umgegangen. „Bei solchen Dingen muss man aber, wenn man die oberste Stufe erklimmen will, sehr sorgfältig sein“.  „Das will ich nicht überbelichten, aber das spielt eine wichtige Rolle in der Einschätzung der Menschen.“ Und Engholm fügt einen zweiten kritischen Punkt hinzu: „Sie redet erst und denkt dann. Willy Brandt war das Gegenteil – erst hat er gedacht und dann geredet. Das galt auch für Helmut Schmidt und das gilt auch für   Robert Habeck von den Grünen aus Schleswig-Holstein.“

Insgesamt findet Engholm einen solchen Politikertyp wie Baerbock aber gut für Deutschland: nicht so streng, nicht so konservativ und  nicht so formell. „Mal gucken, ob sie es noch mal schafft. Kanzlerin wird sie auf jeden Fall nach meiner Einschätzung nicht.“

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