Nazi-Karriere auf Sylt

Wie der „Henker von Warschau“ Bürgermeister wurde

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SHZ
Sylt
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Heinz Reinefarth 1951 auf Sylt. Foto: Sylt Museum Foto: 90037

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Vielen NS-Tätern gelang in der Bundesrepublik eine zweite Karriere, doch kaum eine war so spektakulär wie die von Heinz Reinefarth. Das Sylt Museum lädt zu einem Vortrag über ihn ein.

Der Landesbeauftragte für politische Bildung, Dr. Christian Meyer-Heidemann und das Sylt Museum laden am Mittwoch, 1. Juni, zum Vortrag „Von Warschau nach Westerland. Die Karrieren des Heinz Reinefarth“ ein. Vielen NS-Tätern gelang in der Bundesrepublik eine zweite Karriere, doch kaum eine war so spektakulär wie die von Heinz Reinefarth.

Der Jurist stieg im Zweiten Weltkrieg in Spitzenpositionen des SS- und Polizeiapparats auf. Anfang August 1944 beorderte ihn der SS-Chef Heinrich Himmler nach Warschau, um den Aufstand gegen die deutschen Besatzer niederzuschlagen. Die von Reinefarth kommandierten Truppen ermordeten innerhalb weniger Tage mehr als 30.000 Zivilisten.

Für diese Verbrechen sollte sich der SS- und Polizeigeneral in Polen verantworten, doch die Westalliierten lehnten eine Auslieferung des „Henkers von Warschau“ ab. Reinefarth strebte daraufhin eine politische Karriere an: 1951 wurde er zum Bürgermeister von Westerland gewählt, 1958 zum Abgeordneten in den Kieler Landtag. Als die DDR dies skandalisierte, begann die bundesdeutsche Justiz gegen Reinefarth zu ermitteln.

Im sich wandelnden vergangenheitspolitischen Klima Anfang der 1960er wurde der Fall Reinefarth zur Belastung für die Landesregierung. Von allen politischen Ämtern trat er schließlich zurück, doch vor Gericht musste sich Reinefarth trotz jahrelanger Ermittlungen der Justiz niemals verantworten. Bis 1964 war er Bürgermeister von Westerland.

In dem Vortrag beleuchtet Andreas Mix, Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Topographie des Terrors in Berlin, die bemerkenswerten Karrieren Reinefarths in der NS-Zeit und in der Bundesrepublik.

Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit zur Diskussion mit Andreas Mix und Dr. Christian Meyer-Heidemann. Der Vortrag ist kostenfrei und ohne Anmeldung.

Nach seinem Tod am 7. Mai 1979 auf Sylt wurde Reinefarth auf dem Friedhof in Keitum beigesetzt. Das Grab wurde in den vergangenen Jahren immer wieder mit Farbe beschmiert.

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