Hochwasser

Uni Kiel schlug schon vor Jahren Hochwasserschutz in Flensburg vor

Uni Kiel schlug schon vor Jahren Hochwasserschutz in Flensburg vor

Uni Kiel schlug schon vor Jahren Hochwasserschutz vor

Mira Nagar, SHZ
Flensburg/Flensborg
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Das Hochwasser lief auch den Oluf-Samson-Gang hoch. Foto: Martin Müller

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An der Schiffbrücke in Flensburg fehlten die Sandsäcke – dabei legten Experten bereits vor Jahren nahe, mehr Hochwasserschutz zu installieren.

Hat Flensburg wirklich alles getan, um die Hafenbereiche und Strände vor dem Hochwasser zu schützen? Zwar betont Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), die Verwaltung mit dem Oberbürgermeister habe bei der Bewältigung der Sturmflut Großes geleistet. Doch ein Projekt aus dem Jahr 2018 legt nahe, dass schon seit Jahren Vorschläge auf dem Tisch liegen, die in der Nacht zum 21. Oktober hätten helfen können. Umgesetzt wurden die Vorschläge der vom Bildungsministerium und der EU geförderten Analyse bislang nicht.

Nach dem Hochwasser vom Januar 2017 (Höhe: 1,78 m) hatten Forscher für eine Kooperation der Stadt Flensburg und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel erörtert, wie sich Flensburg auf ein künftiges Hochwasser besser vorbereiten kann, um die Gebiete in Wassernähe besser zu schützen. Diese Analyse schlug für den besonders betroffenen Bereich an der Schiffbrücke vor: „Anpassung auf privater Ebene, z.B. die Installation von Flutklappen oder die Bereithaltung von Sandsäcken, könnte gefördert werden.“

Die Anwohner und Geschäftsinhaber sind aktuell für die Sicherung ihres jeweiligen Hauses selbst verantwortlich. „Bisher war es gängige Praxis, dass sich die Anrainer des Hafens eigenständig um den Schutz ihres Eigentums kümmern“, erklärt Stadtsprecher Clemens Teschendorf. „Im Rahmen der Möglichkeiten ist die Feuerwehr dabei behilflich.“ Auch Oberbürgermeister Fabian Geyer betonte: „Sandsäcke haben wir noch nie bereitgestellt.“

Spundwände „als realistisch umsetzbare Anpassungsmaßnahmen“

Weiter im Norden – auf Höhe der Werftstraße oder bei den Stadtwerken – werden in der Analyse Spundwände ins Spiel gebracht, am Ostseebad können nach Einschätzung der CAU-Experten Sandvorspülungen zu „einer Verringerung von Erosionsraten beitragen.“ An einer tiefer gelegenen Stelle in Fördenähe wäre eine Retentionsfläche möglich, beispielsweise ein Parkplatz oder Sportplatz, der bei Bedarf als Überflutungsfläche genutzt werden kann. „Schäden werden durch das Fehlen von Werten (z.B. Gebäude) verringert“, so die Analyse.

Im Klimaanpassungskonzept der Stadt Flensburg, das unlängst in der Ratsversammlung beschlossen wurde, heißt es, dass von diesen Vorschlägen mobile Spundwände, „als realistisch umsetzbare Anpassungsmaßnahmen“ eingestuft wurden. Die Pläne werden gemeinsam mit der Kommunalpolitik und der Landesregierung weiterentwickelt und auf den Weg gebracht, heißt es seitens der Stadt.

So wird das Hochwasserrisiko eingeschätzt

Das Hochwasserrisiko wird nach Einschätzungen der Experten weiter steigen. „Ein erstes Klimamonitoring zeigte, dass zukünftig die steigende Hochwassergefahr eine der größten Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel werden könnte“, heißt es im Klimaanpassungskonzept für Flensburg. „Dabei ist der Anteil der überflutungsgefährdeten Flächen an der gesamten Stadtfläche klein. Trotz des geringen Anteils an der Stadtfläche handelt es sich im Innenstadtbereich allerdings um besonders sensible Bereiche (historische Bausubstanz und bedeutende Verkehrsadern).“

Wenn der Meeresspiegel ansteigt, steigt also auch die Gefahr von Hochwasser. „Je nach Projektion ist von einem Anstieg zwischen 28 Zentimeter und über einem Meter bis zum Ende des Jahrhunderts auszugehen“, heißt es im Klimaanpassungskonzept.

Lagerungsstätte bei neuen Feuerwachen

Die aktuell entstandenen Millionenschäden im Hafenbereich haben aber offenbar für ein Umdenken bei Bereitstellung von Sandsäcken gesorgt. „Im Nachgang zum jetzigen Flutereignis mit besonders hohem Pegelstand wird die Anschaffung von Material zur Bereitstellung von Sandsäcken, die abgeholt werden können, geprüft“, erklärt Stadtsprecher Clemens Teschendorf.

Sandsäcke könnten die Eingänge der Häuser schützen, so Teschendorf, würden aber als deichartige Barriere an der Hafenkante eine Überflutung nicht komplett verhindern können. Das Wasser würde durch den hohen Wasserdruck dann die Kanalisation hochgedrückt.

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