Leserbeitrag

„Nolde & Kemmer - zwei aktuelle Ausstellungen im Norden“

Nolde & Kemmer - zwei aktuelle Ausstellungen im Norden

Nolde & Kemmer - zwei aktuelle Ausstellungen im Norden

Harro Hallmann
Apenrade/Aabenraa
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Emil Nolde zählt zu den bekanntesten und umstrittensten Künstlern der Klassischen Moderne. Foto: Hirmer Verlag

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In zwei aktuellen Ausstellungen in Lübeck und Hamburg können die Arbeiten der Künstler Hans Kemmer und Emil Nolde besichtigt werden. Zu jeder der beiden Schauen ist ein Katalog erschienen.

Zwei aktuelle Präsentationen sollen hier anhand der dazugehörigen Kataloge vorgestellt werden. Auch wenn die beiden Künstler – Hans Kemmer (um 1495/1500-1561) und Emil Nolde (1867-1956) – zeitlich sehr weit voneinander gelebt haben, ist zum einen der geografische Abstand – Lübeck beziehungsweise Kopenhagen – eher gering. Zum anderen benutzen beide Ausstellungen das Mittel der Gegenüberstellung, um nähere Erkenntnisse über den Künstler zu gewinnen. Bei Hans Kemmer ist dies sein Mentor Lucas Cranach d. Ä., bei Emil Nolde eine Reihe von dänischen Künstlern, deren Werke er in Kopenhagen gesehen hat.

Hans-Kemmer-Ausstellung im St. Annen-Museum in Lübeck

Hans Kemmer gilt als ideenreicher Maler der Reformation in Lübeck. Er war hervorragend vernetzt und erhielt große Aufträge. Anlässlich seines 460. Todesjahres widmet sich der Band dieser Malerpersönlichkeit im Dialog mit ausgewählten Werken seines Lehrers Lucas Cranach d. Ä., von dem er wichtige Impulse erfuhr.

Der prächtige Band begleitet die Ausstellung im St. Annen-Museum in Lübeck, die noch bis zum 6. Februar 2022 zu sehen ist. Die Kuratoren haben sich mit der Ausstellung zum Ziel gesetzt, auf Grundlage des eigenen Bestandes erstmals überhaupt möglichst alle greifbaren Werke von Hans Kemmer zu versammeln. Gemeinsam mit den entsprechenden Werken von Lucas Cranach zeigen sie, wie sich die Themen der Kunst in der Reformation und in der deutschen Renaissance verändert haben.

Mit der veränderten Auftragslage im Zuge der Reformation erfanden Lucas Cranach d. Ä. und sein Schüler Hans Kemmer ganz neue Bildthemen. Nach seiner Gesellenzeit in Wittenberg kehrte Kemmer in seine Heimatstadt Lübeck zurück und wurde zum wichtigsten Maler. Das Buch beleuchtet die Beziehung zwischen den beiden Künstlern, stellt die neuen Bildthemen vor, befasst sich mit dem historischen Kontext und präsentiert neue Ergebnisse. Damit stehen die spannenden Veränderungen auf dem Weg vom Mittelalter in die frühe Neuzeit im Mittelpunkt.

Anlässlich seines 460. Todesjahres widmet sich der zur Ausstellung erschienene Band der Malerpersönlichkeit Hans Kemmer im Dialog mit ausgewählten Werken seines Lehrers Lucas Cranach d. Ä., von dem er wichtige Impulse erfuhr. Foto: Hirmer Verlag

Dagmar Täube (Hg.). Cranach d. Ä. und Hans Kemmer - Meistermaler zwischen Renaissance und Reformation. 304 Seiten, 180 Abbildungen in Farbe, 24 x 30 cm, gebunden, Hirmer, 2021, 49,90 € (Preis im Museumsshop 39,90 €).

Emil-Nolde-Ausstellung im Bucerius Kunst Forum in Hamburg

Emil Nolde zählt zu den bekanntesten und umstrittensten Künstlern der Klassischen Moderne. Nun beleuchtet der Band die Anfänge seines malerischen Schaffens der Jahre 1900 bis 1902 im Spiegel der skandinavischen Malerei, die mit Künstlern wie Anna Ancher, Vilhelm Hammershøi, Peter Ilsted, Peder Severin Krøyer und Ejnar Nielsen vertreten ist. 

Fasziniert von der Kunst Skandinaviens, die Emil Nolde beim Besuch der Weltausstellung 1900 in Paris kennenlernte, entschloss er sich noch im selben Jahr, nach Kopenhagen zu reisen. Sein zweijähriger Aufenthalt in Dänemark trug maßgeblich zur Entwicklung seiner Kunst bei. Motivische Eigenheiten der nordischen Malerei und Sagenwelt inspirierten ihn zu ungewöhnlichen Kompositionen fantastischer Welten, aber auch zu stimmungsvollen Landschaftsgemälden und Interieurszenen.

Der Band spürt den Anfängen von Noldes Malerei nach. Zur Vertiefung dienen kurze Aufsätze zu Themen wie: Nolde und Dänemark, Der Weg zur Moderne in der dänischen Malerei sowie Noldes Figurenbildnisse in nordischer Szenerie. Hinzu kommt eine kurze Biografie – ebenfalls mit Fokus auf die Jahre in Kopenhagen.

Die Ausstellung ist im Bucerius Kunst Forum in Hamburg bis zum 23. Januar 2022 zu sehen.

Frank Matthias Kammel (Hrsg.), Nolde und der Norden. 220 Seiten, 239 Abbildungen in Farbe, 22,5 x 28 cm, gebunden, Hirmer, 2021, 37 €.

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