EU-Außengrenze

Belarus und Polen: Lage um Migranten an Grenze eskaliert

Belarus und Polen: Lage um Migranten an Grenze eskaliert

Belarus und Polen: Lage um Migranten an Grenze eskaliert

dpa
Berlin
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Ein Polizeifahrzeug in der Nähe des Stacheldrahtzauns am Kontrollpunkt Kuznica an der belarussisch-polnischen Grenze. Foto: Leonid Shcheglov/BelTA/AP/dpa

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Steinewerfende Flüchtlinge, Polizei mit einem Wasserwerfereinsatz - offenbar soll auch Tränengas verwendet worden sein. Warschau spricht von einem «Angriff der Migranten».

An der Grenze zwischen Belarus und Polen ist die Lage um die Tausenden Migranten eskaliert. Belarussische Staatsmedien zeigten in verschiedenen Videosequenzen, wie von polnischer Seite Wasserwerfer gegen die Migranten am Übergang Kuznica-Brusgi eingesetzt wurden.

Zu sehen waren durchnässte Menschen, darunter auch Journalisten, die vom Wasserstrahl getroffen wurden. Das polnische Verteidigungsministerium veröffentlichte ebenfalls ein Video, auf dem der Einsatz eines Wasserwerfers zu sehen war.

Steine auf polnische Sicherheitskräfte

Das Ministerium in Warschau sprach von einem «Angriff der Migranten» am Grenzübergang Kuznica. Die Flüchtlinge seien sehr aggressiv und würden Steine auf Soldaten und Sicherheitskräfte werfen, schrieb das Ministerium im Kurznachrichtendienst Twitter. Sie seien zudem von der belarussischen Seite mit Knallgranaten ausgestattet worden.

In den belarussischen Aufnahmen war ebenfalls zu sehen, wie Migranten Steine auf die polnischen Sicherheitskräfte warfen. Unbestätigten Berichten zufolge soll von polnischer Seite auch Tränengas eingesetzt worden sein. Polen lässt keine Medien für eine Berichterstattung aus der Grenzregion zu.

Grünen-Politiker kritisiert Merkels Telefonat mit Lukaschenko

Unterdessen hat der außenpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Omid Nouripour, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) scharf für ihr Telefonat mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko kritisiert.

Er finde es «verheerend, dass Frau Merkel mit ihm telefoniert hat», sagte Nouripour im «Deutschlandfunk». Merkel hatte angesichts der immer größer werdenden Not von mehreren Tausend Migranten an der EU-Außengrenze zwischen Polen und Belarus mit Lukaschenko telefoniert. Es sei bei dem Telefonat um «die schwierige Situation an der Grenze zwischen Belarus und der Europäischen Union» gegangen, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. Nach Angaben von Seibert haben Merkel und Lukaschenko weitere Gespräche vereinbart. Es war das erste Mal seit der umstrittenen Präsidentenwahl im August vergangenen Jahres in Belarus, dass Merkel mit Lukaschenko sprach.

«Problem ist der Erpressungsversuch»

Nouripour sagte: «Es gibt eine sehr klare Politik, verabredet im Europäischen Rat, dass Lukaschenko nicht anerkannt ist, nicht der legitime Präsident ist von Belarus - und das hat Frau Merkel gestern damit komplett konterkariert.» Mit dem Telefonat habe Merkel einen Beitrag dazu geleistet, dass die Wahl Lukaschenkos anerkannt und legitimiert werde, so der Vorwurf Nouripours. «Die paar Leute, die jetzt in der Kälte stehen, die sind nicht das Problem. Das Problem ist der Erpressungsversuch.»

Nouripour forderte auf der einen Seite, die betroffenen EU-Länder wie Polen, Lettland und Litauen zu unterstützen, sie aber auch daran zu erinnern, was geltendes EU-Recht sei und dass illegale Pushbacks nicht hinzunehmen seien. Gleichzeitig müsse den Geflüchteten im Grenzgebiet geholfen werden. «Das bedeutet, dass jeder Mensch das Anrecht hat einen Asylantrag zu stellen.»

Die Außenminister der EU-Staaten hatten am Montag ein neues Sanktionsinstrument gegen Beteiligte an der Schleusung von Migranten nach Belarus beschlossen. Die EU werde nun Personen und Einrichtungen ins Visier nehmen können, die einen Beitrag dazu leisteten, dass das belarussische Regime Menschen für politische Zwecke instrumentalisieren könne, teilte der Rat der Mitgliedstaaten mit.

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