Mord in Schuby

Auf der Suche nach den Emotionen des Angeklagten

Auf der Suche nach den Emotionen des Angeklagten

Auf der Suche nach den Emotionen des Angeklagten

Gero Trittmaack/shz.de
Flensburg
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Angeklagter Maik G.
Der Angeklagte Maik G. (hier im Prozessauftakt) wird von seinem besten Freund als nett und umgänglich beschrieben. Foto: Gregor Fischer

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Maik G. steht in Flensburg vor Gericht, weil er auf seine Frau eingestochen, sie gefesselt, missbraucht und angezündet haben soll. Die Kammer versuchte nun mit wenig Erfolg, seine Emotionen auszuloten.

Die Anklage der Staatsanwaltschaft klang sehr bestimmt: Am 11. November soll der 47-jährige Maik G. in dem gemeinsamen Haus in Schuby mit einem Schweizer Taschenmesser auf seine 41-jährige Ehefrau eingestochen, sie anschließend gefesselt, sexuell missbraucht und angezündet haben, weil sie eine Beziehung mit einem Arbeitskollegen eingegangen sein soll. Mord, sagt die Staatsanwaltschaft: „Er hat die Tat zur Befriedigung seines Geschlechtstriebs begangen.“ Dafür muss er sich seit dem 6. Mai vor dem Flensburger Landgericht verantworten. Zur Tat hat sich Maik G. schon am zweiten Prozesstag geäußert – allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das hatte das Gericht auf Antrag der Verteidigung beschlossen, weil eheliche Intimitäten zur Sprache hätten kommen und die Gefahr bestand, dass es durch die Veröffentlichung zu Eingriffen in die Persönlichkeitsrechte des Angeklagten hätte kommen können.

 

 

Der beste Freund beschreibt den Angeklagten als nett und umgänglich

Gestern nun versuchte das Landgericht, sich durch die Befragung von Zeugen, Einblicke in die Gefühlswelt des Angeklagten zu verschaffen – ein schwieriges Unterfangen, wie sich herausstellte. Wenn jemand darüber Auskunft geben kann, dann doch wohl der beste Freund – und der wurde folgerichtig auch in den Zeugenstand berufen. Der 57-jährige Postangestellte hatte Maik G. und seine Familie vor mehr als 15 Jahren auf Sylt kennengelernt, wo die Kinder in den selben Kindergarten gingen. Der Kontakt war nie abgerissen, auch wenn beide Familien mehrfach den Wohnort wechselten. „Der Ausdruck beste Freunde trifft es“, erklärte der 57-Jährige, „wir haben uns mit den Familien und auch allein getroffen und viel telefoniert. Wir konnten über alles reden – auch in schweren Zeiten. Maik war immer für einen da, darauf konnte man sich verlassen.“ Er beschrieb den Freund als offen, nett, umgänglich, den Umgang in der Familie als liebevoll.

 

Richter Mathias Eggers aber wollte auch etwas über diese Gespräche in schwierigen Zeiten erfahren und fragte, ob auch über Eheprobleme gesprochen worden sei. „Er hat mir zuletzt mal gesagt, dass es ein bisschen kriselt“, erklärte der Freund, betritt aber, dass Maik G. ihn von einem neuen Partner seiner Frau erzählt habe. Die Stimme des Vorsitzenden Richters wurde nur eine kleine Nuance schärfer, als er erklärte: „Das irritiert mich jetzt aber.“ Eggers verwies auf das Polizeiprotokoll, in dem der Zeuge ganz anders zitiert wird. Der erinnerte sich auch ganz schnell wieder.

Tatort Schuby
Die Ermittler betreten den Tatort in der Schubyer Bahnhofsstraße in Schutzkleidung. Foto: Gero Trittmaack

Eggers wollte allerdings nicht so sehr darauf hinaus, ob Maik G. über den Fall gesprochen hatte, sondern wie. „War er zutiefst sachlich, hat er gedroht, seinen Kontrahenten platt zu machen, war er wütend?“ Der Zeuge konnte sich an solche Emotionen nicht erinnern: „Vielleicht traurig“, sagte er nach einigem Nachdenken, wütend auf keinen Fall. Auch die Anwälte Friederike Vilmar und Holger Ley bissen sich als Vertreter der Nebenkläger bei der Suche nach den Emotionen des Angeklagten die Zähne aus. Nicht viel mehr Glück hatte das Gericht bei dem letzten Arbeitgeber von Maik G. und seiner Hausärztin. Emotionale Auffälligkeiten hätten sie nicht beobachten können.

Sachlicher Bericht über den Tod des ersten Kindes

Vielleicht gab es sie ja auch nicht: Als Maik G. gestern noch einmal zu seinem Lebenslauf befragt wurde, sprach er unter anderem von der Trennung seiner Eltern, als er zwei Jahre alt war, von wirtschaftlichen Rückschlägen und vom Tod des ersten Kindes – mit leiser, monotoner Stimme, ohne wahrnehmbare Regungen. Die Suche nach Emotionen bei dem Mann, der seine Frau brutal missbraucht und ermordet haben soll, verlief an diesem Tag ergebnislos.

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