Preissteigerungen 2022

Höchster Wert seit 40 Jahren: Inflation in Dänemark erreicht neuen Höchststand

Inflation in Dänemark erreicht neuen Höchststand

Inflation in Dänemark erreicht neuen Höchststand

Ritzau/ml
Kopenhagen
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Der Einkauf im Supermarkt wird teurer und teurer. Foto: Peter Mydske/Ritzau Scanpix

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Seit mehr als einem Jahr steigen in Dänemark die Preise in fast allen Bereichen. Besonders seit Beginn dieses Jahres nimmt die Inflation noch einmal an Fahrt auf. Ein Ende der Preisanstiege zeichnet sich vorerst nicht ab.

Dänemarks Inflation hat im August dieses Jahres mit einer Rate von 8,9 Prozent einen neuen Höchststand erreicht. Das geht aus Zahlen hervor, die das dänische Statistikamt am Montag veröffentlichte.

Nach wie vor sind es einige der wichtigsten Bestandteile der Konsumwirtschaft, die sich verteuern. Lebensmittel, Strom und Gas tragen am meisten zum Preisanstieg bei. So waren die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke im August um 15,9 Prozent höher als im August letzten Jahres.

Laut Verbraucherökonomin Louise Aggerstrøm Hansen von der Danske Bank sind die Lebensmittelpreise von Juli auf August zwar nicht so stark gestiegen wie in den Vormonaten, jedoch sei es auch üblich, dass die Lebensmittelpreise im August etwas sinken. Besonders hervorzuheben seien in den vergangenen zwölf Monaten die Preissteigerungen von rund 25 Prozent für Milch, Käse und Eier.

Einer Berechnung der Privatökonomin des Pensionsfonds PFA, Camila Schjølin Poulsen, zufolge stehen für die am stärksten betroffenen Familien monatlich etwa 7.500 Kronen weniger zur Verfügung als noch vor einem Jahr. Welche Familien wie stark betroffen sind, hänge stark von ihren laufenden Kosten und ihrem Verbrauch ab, zum Beispiel, ob sie mit Fernwärme oder Gas heizen, oder ob sie Hypotheken mit variablem Zinssatz abbezahlen müssen, so Poulsen.

Im Schnitt, so hat es die Sydbank berechnet, bedeuten die aktuellen Preissteigerungen von 8,9 Prozent, dass eine normale Familie bei gleichem Verbrauch und Konsum etwa 40.000 Kronen mehr pro Jahr aufbringen muss als vor einem Jahr. 

Trend schwer vorherzusagen

Nach Ansicht des Chefvolkswirts der Arbejdernes Landsbank, Jeppe Juul Borre, wird es immer schwieriger zu erkennen, in welche Richtung der Trend in den kommenden Monaten gehen wird. Weitere Preiserhöhungen blieben jedoch das wahrscheinlichste Szenario, schätzt er. Es sei denkbar, dass die Preiserhöhungen in den kommenden Monaten noch einmal an Fahrt aufnehmen und die Inflation sogar die Zehn-Prozent-Marke überschreite. 

Louise Aggerstrøm Hansen macht den Verbraucherinnen und Verbrauchern wenig Hoffnung. Die weitere Preisentwicklung werde wahrscheinlich erst einmal wehtun, bevor Besserung in Sicht ist. Laut ihrer Analyse ist mit einem wirtschaftlichen Abschwung und mehr Arbeitslosigkeit zu rechnen, bevor es wieder bergauf geht. 

„Das Inflationsproblem ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die Verbraucher zu viel Geld zur Verfügung haben, während es weltweit zu Versorgungsproblemen gekommen ist“, schreibt sie in ihrer Analyse. Da das Angebot nur langsam zunehme, sei die Konsequenz im Kampf gegen die Inflation eine Schwächung der Kaufkraft – sprich mehr Armut. Das würde jedoch ohnehin eintreten, da die Preissteigerungen weiter an der Kaufkraft der Konsumentinnen und Konsumenten zehren würden, sofern die Einkommen nicht anziehen. 

Aggerstrøm Hansen geht davon aus, dass die Zentralbanken versuchen werden, die Wirtschaft zu bremsen, um übermäßigen Lohnforderungen der Arbeitnehmer zuvorzukommen. Die EZB hat am Donnerstag letzter Woche bereits die Zinssätze erhöht. Nächste Woche tagt die US-Notenbank.

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