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Mehr Menschen mit Mietzahlungen im Verzug

Mehr Menschen mit Mietzahlungen im Verzug

Mehr Menschen mit Mietzahlungen im Verzug

ghe/Ritzau
Kopenhagen
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Mietwohnungen
Rund eine Million Menschen leben in Dänemark in einer Wohnung zur Miete. Die steigende Inflation sorgt bei vielen für zunehmende Probleme, die monatlichen Zahlungen zu leisten. Foto: Bo Amstrup/Ritzau Scanpix

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Zahlen der Wohnungsbaugesellschaften zeigen, dass 2022 durch die gestiegenen Preise mehr Menschen wegen Mietrückständen gekündigt wurde als noch 2021. Betroffen sind vor allem Alleinstehende und Alleinerziehende. Zwar bieten die Wohnungsunternehmen Hilfe an, fordern jedoch auch von der Regierung eine Erhöhung von Wohngeld und Wohnbeihilfe.

Immer mehr Mieterinnen und Mieter in Dänemark geraten mit ihren Mietzahlungen in Verzug. Das zeigen aktuelle Zahlen der Wohnungsunternehmen. Bei KAB, Domea und Boligkontoret Danmark stieg die Zahl der Menschen, die im vergangenen Jahr zum Inkasso geschickt wurden, um fast 20 Prozent im Vergleich zu 2021. Als Grund wird die steigende Inflation gesehen, die die Kosten für Lebensmittel, Strom und Heizung in die Höhe treibt.

„Die Preise im Supermarkt steigen, und mit den zusätzlichen Rechnungen für Strom, und für manche auch für Gas, geht das Budget nicht auf“, sagt Katja Lindblad-Clausen von Domea. Das Sozialwohnungsunternehmen verwaltet landesweit rund 35.000 Wohnungen, kündigte 2022 allerdings 1.828 Mieterinnen und Mietern aufgrund von Zahlungsrückständen. 2021 lag die Zahl noch bei 1.518. 

Alleinstehende und Alleinerziehende besonders betroffen

Betroffen seien vor allem Alleinstehende und Alleinerziehende. In den vergangenen Monaten habe man aber auch Kontakt zu Familien aufgenommen, die über zwei Einkommen verfügen. 

Bei KAB, die vor allem Mietobjekte im Raum Kopenhagen betreut, und bei Boligkontoret Danmark zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Wohnungsunternehmen versuchen, den Mieterinnen und Mietern mit finanzieller Beratung oder Rückzahlungsplänen zu helfen, um eine Kündigung zu vermeiden. Dies geschehe im Interesse der Mieterinnen und Mieter, aber auch der Wohnungsunternehmen. Denn Zwangsräumungen seien teuer, und für die Kosten müssten am Ende andere Wohungsnehmende aufkommen.

Hilfestellung, um allgemeine Ausgaben zu senken

„Wir bieten an, das Budget des Mieters auf Herz und Nieren zu prüfen, damit seine Ausgaben auf ein Minimum schrumpfen. Manche können sich privat etwas leihen oder haben Wertgegenstände, die verkauft werden können − etwa ein Auto −, um die Miete zu bezahlen“, sagt Katja Giebel, Leiterin Soziale Maßnahmen bei Boligkontoret Danmark.

Solveig Råberg Tingey schätzt, dass in diesem Jahr trotz sinkender Inflation mehr Mieterinnen und Mieter mit den Zahlungen Schwierigkeiten haben werden. Sie ist stellvertretende Direktorin der dänischen Wohnungsbaugesellschaft BL, in der rund 500 Wohnungsgesellschaften organisiert sind. „Die Preise sind im Vergleich zum vergangenen Jahr um 9 Prozent gestiegen. Viele Mieterinnen und Mieter befinden sich daher weiterhin in einer schwierigen Lage.“

Forderung nach Erhöhung von Wohngeld und Wohnbeihilfe

BL hat der Regierung vorgeschlagen, eine befristete Erhöhung von Wohngeld und Wohnbeihilfe zu gewähren, um Zahlungsrückstände abzufedern. „Das hat den Vorteil, dass die Gelder gezielt an Familien vergeben werden können, die nur über begrenzte Mittel verfügen und vom Verlust ihrer Wohnung bedroht sind − egal, ob sie in Mietwohnungen leben oder privat wohnen“, sagt Råberg Tingey.

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