Färöer

Ein Staatsmann dankt ab

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Ein Staatsmann dankt ab

Kopenhagen
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Edmund Joensen bei der Eröffnung des Folketings 2019. Foto: Niels Christian Vilmann/Ritzau Scanpix

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Der ehemalige färöische Regierungschef und jetzige Folketingspolitiker Edmund Joensen beendet nach 34 Jahren seine politische Karriere. Er zählt zu den bedeutendsten Politikern der Inselgruppe.

„Alles hat ein Ende“, begann der färöische Abgeordnete Edmund Joensen seine Rede während der Abschlussdebatte des Folketings am Montag.

Zunächst meinte er damit das Folketingsjahr, in dem man sich nach der Corona-Krise wieder stärker der politischen Arbeit habe widmen können. Die konzentrierte Stille im Plenarsaal verriet, dass die meisten ahnten, dass noch etwas kommen würde.

 „Alles hat ein Ende, und das hat meine politische Karriere auch“, sagt er dann nach ungefähr 30 Sekunden.

Er werde bei der kommenden Folketingswahl nicht erneut antreten. Damit war die Abschlussdebatte auch seine letzte.

„Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es nicht mit großer Wehmut verbunden ist, dass ich heute mitteile, dass meine Zeit im Folketing auf ihr Ende zugeht“, meinte Joensen.

Von der Krise zum Wirtschaftsboom

Er vertritt die liberale Partei Sambandsflokkurin, die für eine Bewahrung der Anbindung an das Königreich Dänemark eintritt. 1988 wurde Joensen erstmalig in das färöische Parlament, das Lagting, gewählt. 1990 wurde er Vorsitzender seiner Partei und konnte 1994 seine erste Regierung bilden.

Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Färöer in einer tiefen Wirtschaftskrise. Fischereibetriebe machten der Reihe nach Pleite, die Löhne gingen um 20 Prozent zurück, und ein Zehntel der Bevölkerung wanderte aus.

Der wirtschaftliche Wiederaufbau seines Landes wurde Joensen wichtigstes politisches Projekt als Lagmand (Regierungschef) von 1994 bis 1998. Heute kann er auf ein Land blicken, das zu den wohlhabendsten der Welt zählt, Jugendliche kehren nach beendeter Ausbildung auf ihre Heimatinseln zurück.

„Ich habe meinen politischen Wehrdienst geleistet“, sagte Joensen.

Von 1994 bis 1998 und wieder von 2007 bis 2015 war er Mitglied des Folketings. 2019 wurde er erneut gewählt.

Anerkennung der Kollegen

Die Kolleginnen und Kollegen im Folketing würdigten Joensen als Staatsmann.

„Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich ganz herzlich bei Herrn Edmund Joensen für einen formidablen Einsatz für unsere Demokratie sowohl auf den Färöern als auch in Dänemark, für unser ganzes Königsreich, bedanken“, sagte Venstre-Chef Jakob Ellemann-Jensen, mit dem Joensen eine Fraktionsgemeinschaft bildet.

Bjørn Brandenborg von den Sozialdemokraten, der selbst färöische Wurzeln hat, betonte die große Bedeutung Joensens für die Inselgruppe. Joensens färöischer Kollege, Sjúr∂ur Skaale vom Javna∂arflokkurin, schlug ähnliche Töne an.

„Von Herrn Edmund Joensen kann man lernen, dass, was man politisch tut, im Alltag der gemeinen Bürger verankert sein muss, denn ansonsten führt es zu nichts“, meinte er.

Axel Arendtsen (Dänische Volkspartei) hob die Gastfreundschaft der Färinger im Allgemeinen und Joensens im Besonderen hervor.

„Ich erinnere mich deutlich daran, als Herr Edmund Joensen den Färöerausschuss (des Folketings, d. Red.) zu sich einlud und sowohl feste wie flüssige Spezialitäten servierte. Das war ein unvergesslicher Abend“, meinte er.

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