Zwischenfall in der Botschaft

Politiker und Unternehmen aus Dänemark gehen auf Distanz zu Saudi-Arabien

Politiker und Unternehmen aus Dänemark gehen auf Distanz zu Saudi-Arabien

Politiker und Unternehmen aus Dänemark gehen auf Distanz zu Saudi-Arabien

Kopenhagen
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In der saudischen Botschaft in Istanbul wurde Jamal Khashoggi getötet. Foto: Abaca/Ritzau-Scanpix

Der Tod des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi hat Konsequenzen: Der außenpolitische Ausschuss des Parlaments hat seine Reise nach Saudi-Arabien abgesagt und auch erste dänische Unternehmen legen ihre Aktivitäten in dem Königreich auf Eis.

Der außenpolitische Ausschuss des dänischen Parlaments hat eine für die kommende Woche geplante Reise nach Saudi-Arabien abgesagt. Der Grund sind die Geschehnisse um den saudischen Journalisten und Systemkritiker Jamal Khashoggi, der in der vergangenen Woche bei einem Besuch in der Botschaft seines Heimatlandes in Istanbul getötet wurde.

Bei dem Treffen sollten die dänischen Politiker unter anderem den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salmen treffen.

Nicht für Propagandazwecke missbrauchen

Die Ausschussmitglieder Holger K. Nielsen von der Sozialistischen Volkspartei und Marcus Knuth von Venstre sagten zur Zeitung Berlingske, dass die Reise abgesagt worden sei, weil man fürchte, für Propagandazwecke der saudischen Königsfamilie missbraucht zu werden. „Wenn wir nun plötzlich in Saudi-Arabien auftauchen, würde dies vollkommen falsche Signale senden“, so Knuth zur Nachrichtenagentur Ritzau.

Khashoggi war am 2. Oktober in die Botschaft gegangen und nie wieder aus ihr herausgekommen. Saudi-Arabien hatte zunächst abgestritten etwas von dem Tod des verschwundenen Journalisten zu wissen, nach einigen Tagen dann allerdings bekannt gegeben, dass er bei einer Schlägerei in der Botschaft ums Leben gekommen sei.

Erdogan spricht von Mord

Am Dienstag meldete sich nun der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan zu Wort. Er sprach von einem „barbarischen geplanten Mord“. Die Türkei habe „starke Beweise in der Hand“, sagte er während einer Fraktionssitzung seiner Regierungspartei AKP.

Unternehmen gehen auf Distanz

Neben den Politikern gehen auch dänische Unternehmen auf Distanz zu Saudi-Arabien. Unter anderem die dänische Architektenfirma Hennig Larsen, die von 2008 bis 2017 ein eigenes Designbüro im Land betrieb, hat angekündigt, dass sie keine weiteren Aufträge aus Saudi-Arabien annehmen werde. „Im Lichte der jüngsten Geschehnisse haben wir beschlossen, dass wir von nun an keine Verträge mehr mit saudischen Auftragsgebern schließen“, so der Kommunikationschef des Architektenbüros zu Radio24syv.

Das Gleiche gilt auch für den dänischen Schmuckproduzenten Christina Jewelry & Watches. Aufgrund der derzeitigen Situation seien alle Exporte eingestellt, man wolle zunächst die Entwicklung in dem Fall abwarten, bevor man den Beschluss aufhebe, schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung.

Samuelsen bestellt Botschafter ein

Doch wie geht die dänische Regierung mit dem Fall um? Außenminister Anders Samuelsen von der Liberalen Allianz hat am Dienstag bekannt gegeben, dass er den Botschafter von Saudi-Arabien einbestellen will, um sich mit ihm über die Vorfälle in Istanbul zu unterhalten. Samuelsen sagte zur Nachrichtenagentur Ritzau, dass er sich erhoffe, mehr über die Umstände des Todes von Khashoggi zu erfahren. Erst nach dem Gespräch mit dem Botschafter soll entschieden werden, wie sich Dänemark gegenüber Saudi-Arabien verhält.

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